Tourist badet vor Eifelturm
Reuters/Philippe Wojazer
Über 40 Grad erwartet

Europa stöhnt unter Hitzewelle

Eine extreme Hitzewelle wird in den nächsten Tagen Europa erfassen – und könnte in einigen Ländern sogar neue Rekorde aufstellen. Städte wie Paris rüsten sich bereits für die hohen Temperaturen und warnen vor den Gefahren der starken Hitze.

Während in Teilen Spaniens die 42-Grad-Marke erreicht werden könnte, werden in Frankreichs Hauptstadt Paris Temperaturen von über 40 Grad erwartet. „Aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit werden sich diese jedoch eher wie 47 Grad anfühlen“, schreibt die BBC. Die Stadt habe bereits „Level 3“ ihres vierstufigen Hitzeplans aktiviert. Damit trat eine Reihe von Vorkehrungen in Kraft, die vor allem alte und kranke Menschen sowie Kinder und Obdachlose schützen sollen.

So wurden etwa temporäre Springbrunnen und Nebelmaschinen aufgestellt, die Öffnungszeiten der Schwimmbäder und Parks verlängert und Trinkwasserausgabestellen eröffnet. Auch wurde ein Plan mit 900 „coolen Orten“ erstellt, die niedrigere Temperaturen als die umliegenden Straßen der Stadt aufweisen – wie klimatisierte öffentliche Hallen.

Frankreich ächzt unter Hitze

In Frankreich dreht der Sommer mit einer extremen Hitzewelle auf. Die Behörden warnen für diese Woche vor Temperaturen von örtlich um die 40 Grad. (Videoquelle: EBU)

Neue Juni-Rekorde erwartet

Das französische Gesundheitsministerium richtete zudem eine kostenlose Info-Hotline ein. „Einige sagen, wir machen zu viel. Ich denke aber, dass das falsch ist, weil viele Menschen die Auswirkungen dieser Hitze auf den menschlichen Körper herunterspielen“, sagte Gesundheitsministerin Agnes Buzyn dem Sender Franceinfo am Montag. Denn selbst in der Nacht dürften die Temperaturen in Teilen des Landes über 20 Grad bleiben.

Hitzewelle

Von einer Hitzewelle wird gesprochen, wenn die Temperaturen an zumindest drei aufeinanderfolgenden Tagen auf über 30 Grad steigen.

Auch werden bereits Vergleiche mit der Hitzewelle gezogen, die Frankreich im August 2003 erfasste und bei der fast 15.000 Menschen starben. Es war der wärmste Sommer der Messgeschichte, der europaweit 70.000 Hitzetote forderte. Damals wurden Temperaturen von rund 44 Grad gemessen.

Diese Woche könnten wieder Rekorde fallen. In Österreich stand bereits eine Woche vor Monatsende nahezu fest, dass der Juni 2019 der wärmste seit Messbeginn der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) im Jahr 1767 wird. Doch auch in Frankreich, Deutschland, der Schweiz und Belgien werden neue Temperaturspitzen erwartet, so die BBC. In Großbritannien rechnete die Wetterbehörde für Montag und Dienstag hingegen mit „schweren Unwettern“.

Kind sucht Abkühlung in Springbrunnen in Moskau
AP/Alexander Zemlianichenko
Temporäre Springbrunnen und Nebelmaschinen sorgen in Städten für Abkühlung

D: Heißester Tag seit Beginn der Aufzeichnungen?

Mit Werten von bis zu 40 Grad und mehr könnte Deutschland an diesem Mittwoch den wärmsten Tag seit Beginn der Wetteraufzeichnungen erleben. Die 1947 in Frankfurt gemessene Juni-Rekordtemperatur von 38,5 Grad könnte dann übertroffen werden. Den Allzeithitzerekord in Deutschland hält das bayerische Kitzingen: Sowohl am 5. Juli 2015 sowie am 7. August 2015 registrierte der Deutsche Wetterdienst (DWD) an der dortigen Messstation 40,3 Grad Celsius – auch dieser Rekord könnte fallen.

„Es liegt im Bereich des Möglichen, dass auch dieser Rekord übertroffen wird“, sagte der Meteorologe des DWD, Andreas Friedrich, am Montag. Schließlich gehe es nur um wenige Zehntelgrad. Grund für die hohen Temperaturen ist eine Südströmung, die heiße Luft aus Nordwestafrika bis nach Mittel- und Westeuropa bringt.

Frau surft auf dem Ammersee bei Stegen, Deutschland
APA/AFP/Christof Stache
Deutschland steht einer der heißesten Tage bevor – Seen wie dieser in Bayern dürften daher beliebtes Ausflugsziel sein

Zusammenhang von Wetterextremen und Klimakrise

Ob und wie Extremwetterereignisse im Zusammenhang mit der Klimakrise stehen, ist derzeit Gegenstand vieler Untersuchungen. Dass Extremereignisse wie Hitze und großräumige Starkniederschläge zunehmen, davon zeigt sich der Weltklimarat (IPCC) aber überzeugt.

Auch für Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) in Deutschland sind die Wetterdaten ein Indiz dafür, „dass Hitzewellen und andere Wetterextreme in den vergangenen Jahrzehnten zugenommen haben“.

„Monatliche Hitzerekorde auf der ganzen Welt treten heute fünfmal häufiger auf, als es bei einem stabilen Klima der Fall wäre“, erklärte Rahmstorf. Ähnlich sieht das auch sein Kollege Fred Hattermann: „Was sehr sicher ist: Das Risiko von Hitzewellen oder tropischen Nächten steigt.“ Aktuell könne man einzelne Ereignisse aber noch nicht dem Klimawandel zuordnen.

Doch mit einer neuen Wissenschaftsmethode, der Attributionsmethode, dürfte sich das ändern. Damit sei zum Beispiel im vergangenen Jahr die Hitzewelle in Europa analysiert worden – für Mitteleuropa mit dem Ergebnis, dass sich die Wahrscheinlichkeit dieser Hitzewelle durch die Klimakrise etwa verdoppelt habe.