Fassadenbegrünung
ORF.at/Christian Öser
Klimakrise

Maßnahmen gegen Überhitzung in Städten

Die aktuelle Hitzewelle wird vor allem in Österreichs Städten zum Problem. Begründet wird die städtische Überhitzung mit zu viel Asphalt und versiegelten Flächen – und im Umkehrschluss mit zu wenig Begrünung. Den Extremtemperaturen haben die Städte dennoch den Kampf angesagt – und werden kreativ.

Bäume über Bäume über Bäume zählen beinahe schon zum Standardprogramm in Sachen Klimaschutz in Städten. Sie dienen als natürliche Klimaanlage. Die Stadt Wien allein hat aktuell rund 90.000 Bäume – und will weiter aufstocken. Wien plant, als Teil des Fachkonzepts „Öffentlicher Raum“ 10.000 neue Bäume bis 2025 zu pflanzen. Sobald diese gewachsen sind, werden sie Schatten spenden.

Doch das Einpflanzen von Bäumen fällt wegen Verkabelungen unter der Erde in Städten oft relativ schwer. Mit mobilen Bäumen könnte das einer neuen Initiative nach umgangen werden: Zehn Wanderbäume ziehen seit April bis Ende September erstmals durch Wien. Die Bäume, die bis zu drei Grad Abkühlung bewirken sollen, werden in mobilen Beeten in sechs Bezirken aufgestellt – mehr dazu in wien.ORF.at. Um auch Bäume vor der Hitze zu schützen, soll ein weißer Anstrich helfen. Durch die weiße Farbe wird die Sonne reflektiert, sodass sich das Holz weniger erwärmt – mehr dazu in wien.ORF.at.

Wanderbaum wird aufgestellt
APA/PID/Christian Fürthner
Wanderbäume ziehen bis September durch Wien

Eine Waldoase im Mikroklimazelt

Im Wiener MuseumsQuartier wächst in einem Mikroklimazelt gar ein Wald, um für Abkühlung zu sorgen. Um etwa sechs Grad soll es im „Airship.01“ kühler sein als in der direkten Umgebung – mehr dazu in wien.ORF.at. In der Wiener Zieglergasse – ebenso im siebenten Bezirk – soll eine „kühle Meile“ entstehen, um an Hitzetagen die Temperatur um rund fünf Grad abzusenken. Nebelduschen, Baumpflanzungen, helle Pflasterung und Wasserstellen sollen die steigenden Temperaturen im Zaum halten – mehr dazu in wien.ORF.at.

Blick in das Klimazelt Airship01
Simon Oberhammer
Im Wiener MuseumsQuartier soll ein Mikroklimazelt für Abkühlung sorgen

Linz als Musterregion für Klimaforschung

Doch nicht nur Wien ist von den extremen Temperaturen betroffen: 40 Grad und mehr Strahlungshitze sind auch auf dem Linzer Hauptplatz keine Seltenheit. Klimafachleute nahmen die Stadt nun im Rahmen des EU-Projekts „Clarity“ unter die Lupe und stellten unter anderem fest: Schon neun Bäume könnten die Strahlungshitze auf dem Linzer Hauptplatz deutlich senken.

„Wenn wir hier diese Baumreihe überlegen, haben wir eine Reduktion der mittleren Strahlungswärme an Hitzetagen von 22 Grad. Für 24 Stunden haben wir minus zwölf Grad, das heißt, jede Stunde des Tages ist im Schnitt um zwölf Grad schwächer“, so Experte Wolfgang Loibl – mehr dazu in ooe.ORF.at.

Grünfassaden und Außenjalousien

Als beliebtes Mittel gegen Hitze und stickige Luft dienen auch Grünfassaden. Sie haben nicht nur eine beschattende, abkühlende Wirkung, sondern können durch ihr dichtes Laub schädliche Luftinhaltsstoffe und Staub festhalten. Einen positiven Effekt auf das Kleinklima hat darüber hinaus auch deren Verdunstungsleistung. Mehr begrünte Hausdächer und Fassaden für den urbanen Bereich finden sich beispielsweise im Aktionsplan Klimaschutz des Grazer Umweltamtes, der bis 2022 umgesetzt werden soll.

Der Linzer Hauptplatz im Sommer
ORF.at/Roland Winkler
Hitzeinseln bilden sich dort, wo es viele versiegelte Flächen gibt – etwa auf dem Linzer Hauptplatz

Um die Hitze aus Schlafzimmern und Wohnräumen abzuhalten, können zudem Außenjalousien und Rollläden helfen. „In Wien macht man das noch viel zu selten. Unserer Meinung nach ist es sehr wichtig, dass man sich im Innenraum wohlfühlen kann, dass es Rückzugsmöglichkeiten gibt, wo man es angenehm hat“, so Stadtklimatologe Simon Tschannett.

Experte: Gesamtstrategie fehlt

Er kritisiert, dass es in den Städten nach wie vor an einer Gesamtstrategie im Umgang mit der Klimakrise fehlt. Für eine fundierte klimafreundliche Stadtplanung bedarf es zunächst einmal einer Stadtklimaanalyse, meint er. Wenn man weiß, von wo frische Luft in die Stadt hereinkommt oder wo Hitzeinseln entstehen, kann man umsichtig reagieren, so Tschannett – mehr dazu in science.ORF.at.

Entspannung ist diese Woche noch nicht in Sicht: In einigen vor allem westlichen Bundesländern wird mit neuen Hitzerekorden für Juni gerechnet. So sind in Vorarlberg und in Tirol am Mittwoch und Donnerstag stellenweise um die 38 Grad zu erwarten, wie die ORF-Wetterredaktion prognostiziert. Auch die Zahl der Tage im Juni mit mindestens 30 Grad ist laut der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) auf Rekordkurs.