Menschen kühlen sich im Teich von Trocadero (Paris) ab
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Europa schwitzt

Heißer Juni kratzt an Rekordmarken

In mehreren Ländern Europas stöhnen die Menschen derzeit unter extremer Hitze rund um die 40-Grad-Marke. Österreich ist dabei mitten drin. Für Juni werden bereits neue Hitzerekorde erwartet. In Deutschland gibt es erste Waldbrände, die hohen Temperaturen haben auch Folgen für die Autobahnen. Paris stellt sich auf Fahrverbote ein.

Der erste Rekord für Juni ist in Österreich schon am Dienstag gefallen: In Innsbruck wurde ein neuer Höchstwert für Tirol gemessen. Die Station bei der Universität wies 36,7 Grad auf, erklärte die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG). Der bisherige Tiroler Juni-Rekord war 2012 in Imst mit 36,6 Grad gemessen worden – mehr dazu in tirol.ORF.at.

Das Ende der Fahnenstange ist damit längst nicht erreicht. Diese Woche dürften mehrere bisherige Rekorde wanken, vor allem der Westen Österreichs ist dieses Mal stärker betroffen. Laut ZAMG sind in Vorarlberg und in Tirol am Mittwoch und Donnerstag stellenweise um die 37 Grad zu erwarten. Der Juni-Rekord für ganz Österreich beträgt 38,6 Grad und wurde 2013 in Waidhofen/Ybbs gemessen. Heuer könnte es in Österreich auch einen neuen Höchstwert an Hitzetagen mit mindestens 30 Grad im Juni geben.

Kurze Verschnaufpause

Bis inklusive Donnerstag bleibt es in ganz Österreich extrem heiß, wie die ORF-Wetterredaktion prognostiziert. Für Südtirol bahnen sich sogar 40 Grad an. Am Freitag und Samstag gibt es zumindest von extremen Temperaturen eine kurze Verschnaufpause, es gibt Höchstwerte zwischen 24 und 33 Grad. Ab Sonntag geht das Thermometer wieder hinauf, am Montag bis zu 39 Grad. Ein Ende der Hitzewelle zeichnet sich erst für Mitte der kommenden Woche ab.

„Hitzewellen sind an sich ein natürliches Phänomen, das schon immer vorgekommen ist. Durch den Klimawandel werden sie aber häufiger und intensiver“, sagte der Leiter der ZAMG-Abteilung für Klimaforschung, Marc Olefs. „Dafür gibt es zwei Gründe: Erstens ist das Temperaturniveau in den letzten Jahrzehnten gestiegen, dadurch ist extreme Hitze häufiger geworden. Zweitens gibt es Anzeichen dafür, dass die Wetterlagen mittlerweile länger anhalten als früher. Das bedeutet im Sommer zum Beispiel längere Hitzewellen.“

Menschen kühlen sich bei einem Springbrunnen in Paris ab
Reuters/Charles Platiau
Springbrunnen sind derzeit beliebte Anziehungspunkte in Paris

Der Grund für die aktuelle Hitzewelle ist eine starke Südströmung, die Luft aus dem Nordwesten Afrikas nach Europa bringt. Österreich wird von dieser heißen Luftströmung am Rande erreicht.

Bis zu 42 Grad in Turin

In Italien war der Mai noch verregnet, doch zuletzt stiegen auch dort die Temperaturen rapide. Am heißesten soll es Ende der Woche werden, für Turin wurden etwa bis zu 42 Grad vorausgesagt. Der Schwerpunkt der Hitze liegt auch in Spanien und in Frankreich. In Spanien wird der Höhepunkt für das Wochenende erwartet. In manchen Landesteilen können Temperaturen von bis zu 44 Grad erreicht werden.

Der französische Bildungsminister kündigte an, die für Ende dieser Woche angesetzten Abschlussprüfungen an Sekundarschulen auf die kommende Woche zu verschieben. Das Gesundheitsministerium dort hat eine kostenlose Hotline zum Thema Hitze eingerichtet. In den meisten Departements im Land herrschte am Dienstag Alarmstufe Orange. Das bedeutet, dass gefährliche Wetterphänomene erwartet werden.

Helikopter der Bundespolizei schöpft Wasser aus einem See um einen Waldbrand zu stoppen.
APA/AFP/dpa/Patrick Pleul

Große Städte in Frankreich kämpfen bei der Hitze auch besonders gegen schlechte Luft. In Paris gibt es kostenlose Parkplätze – so sollen Anwohner animiert werden, ihr Auto stehen zu lassen. Ab Mittwoch sollen Autos nur noch eingeschränkt fahren dürfen. Bisher entschied die Polizeipräfektur in der Hauptstadt, wann der Verkehr eingeschränkt wird. Häufig passierte das erst, nachdem die Grenzwerte bereits mehrere Tage überschritten waren. Umweltminister Francois de Rugy kündigte an, dass künftig bei einer Überschreitung der Alarmschwelle automatisch Fahrverbote gelten.

Tausende Tote im Jahr 2003

In öffentlichen Einrichtungen hat die Hauptstadt klimatisierte Erfrischungsräume eingerichtet, Schwimmbäder und öffentliche Duschen haben länger geöffnet. Während der Hitzewelle im Sommer 2003 waren in Frankreich Tausende Menschen ums Leben gekommen. Seitdem ordnet die Regierung bei anhaltender Hitze Vorsichtsmaßnahmen an.

Hitzeproblem in Wien

Einer aktuellen Studie zufolge sind Städte wie Budapest, Paris und Rom in Zukunft mit heftigen Hitzewellen konfrontiert. Aber auch Wien wird betroffen sein.

Auch in Deutschland ist das Erreichen der 40-Grad-Marke nicht ausgeschlossen. Den Allzeithitzerekord in Deutschland hält derzeit noch das bayerische Kitzingen: Sowohl am 5. Juli 2015 als auch am 7. August 2015 registrierte der Deutsche Wetterdienst (DWD) dort 40,3 Grad Celsius. Dass die nächsten Tage noch höhere Temperaturen bringen, liegt im Bereich des Möglichen, so der DWD.

Brandgefahr in Deutschland

Durch das trockene Wetter drohen in Deutschland auch Feuer. Die ersten Brände wurden im besonders gefährdeten Bundesland Brandenburg bereits gemeldet. Ein Feuer wütete am Dienstag auf einer Fläche von 100 Hektar.

Hinzu kamen andernorts Hitzeschäden auf Autobahnen. Auf mehreren geschädigten Abschnitten auf Autobahnen im Bundesland Sachsen-Anhalt wurden Geschwindigkeitsbegrenzungen verhängt. Durch die Hitze könnten geschädigte Betondecken abrupt aufbrechen und sich anheben, hieß es. Probleme gab es auch am Dienstag am Düsseldorfer Flughafen-Bahnhof. Ein Zug war in der Nähe liegen geblieben. Aufgrund der Hitze und wegen eines Ausfalls der Klimaanlagen mussten die Reisenden von der Feuerwehr aus den Waggons geholt werden.