Ein Thermometer am Lansersee in Tirol
APA/Jakob Gruber
37,5 Grad in Tirol

Neue Temperaturrekorde erreicht

Der Mittwoch hat in Österreich vielerorts erneut für Temperaturrekorde im Juni gesorgt. An der heimischen Spitze lag das Bundesland Tirol. In Imst wurden am Nachmittag 37,5 Grad gemessen. Doch nicht nur in Österreich, sondern in fast ganz Europa stöhnen die Menschen unter der ungewöhnlichen Juni-Hitze.

In Tirol – und zwar in Innsbruck – hatte es sogar erst am Dienstag den letzten Juni-Rekord von 36,7 Grad gegeben – mehr dazu in tirol.ORF.at. Der alte Juni-Höchstwert für das Bundesland lag bei 36,6 Grad, gemessen am 30. Juni 2012 in Imst. Der jetzige Höchstwert aus Imst ist außerdem der dritthöchste jemals in Österreich in einem Juni gemessene Wert. In der gesamten Messgeschichte der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) seit 1767 ist es erst das fünfte Jahr, in dem es im Juni mehr als 37 Grad heiß wurde. Die anderen Jahre waren 2013, 2012, 2000 und 1950.

In Salzburg und in Oberösterreich wurde der Juni-Rekord für das jeweilige Bundesland knapp verfehlt: In St. Johann im Pongau hatte es am Mittwoch 35,7 Grad. Der Rekord liegt im Bundesland Salzburg bei 37 Grad, gemessen in Hallein am 14. Juni 1980. Heißester Ort Oberösterreichs war am Mittwoch Bad Goisern mit bis zu 36,3 Grad. Der Oberösterreich-Rekord für Juni ist weiterhin 36,7 Grad, gemessen in Weyer am 20. Juni 2013.

Tropennacht auf über 1.000 Meter Höhe

In der Nacht auf Mittwoch wurde in zwei Orten in Salzburg und Vorarlberg sogar auf über 1.000 Meter Seehöhe eine Tropennacht – mit einem Tiefstwert nicht unter 20 Grad – registriert, wie etwa in wetter.ORF.at zu sehen ist. In der Nacht auf Mittwoch wurde an 32 von insgesamt 270 Messstationen der ZAMG eine Tropennacht registriert. Auf über 1.000 Metern waren das Kolomansberg in Salzburg mit einem Tiefstwert von 22,9 Grad (1.113 Meter) und Sulzberg in Vorarlberg mit 22,7 Grad (1.018 Meter).

Menschen auf einer Badeplattform im Lansersee in Tirol
APA/Jakob Gruber
Abkühlung suchten die Menschen am Mittwoch im heißen Tirol etwa im Lanser See

Weitere Beispiele für Tropennächte auf Mittwoch waren Wien-Innere Stadt mit dem Tiefstwert 23,6 Grad in der zwölften Tropennacht, Retz in Niederösterreich mit 20,9 Grad, Podersdorf im Burgenland mit 20,8 Grad, Fraxern in Vorarlberg mit 20,5 Grad, Enns mit 20,5 Grad und Linz mit 20,1 Grad in Oberösterreich. In der Wiener City hatte es in diesem Juni zuvor bereits elf Tropennächte gegeben, in Eisenstadt drei sowie in Linz, St. Pölten und bei der Messtation Innsbruck-Universität je eine Tropennacht.

Zum Vergleich: In einem durchschnittlichen gesamten meteorologischen Sommer, also von Anfang Juni bis Ende August, hat die ZAMG-Wetterstation Wien-Innere Stadt 16 Tropennächte, die Hohe Warte ebenfalls in Wien vier und Eisenstadt drei. Beim Sonnblick-Observatorium der ZAMG auf 3.109 Meter Seehöhe sank die Temperatur in der vergangenen Nacht nicht unter neun Grad. „Das gab es hier in einem Juni noch nie“, so die ZAMG.

Kolomansberg
Die Ortschaft Kolomansberg in Salzburg erlebte eine Tropennacht

Temperaturrekord in Deutschland

Mit 38,6 Grad wurde am Mittwoch außerdem ein neuer deutscher Temperaturrekord für den Monat Juni aufgestellt. Wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) mitteilte, wurde dieser Wert an einer Wetterstation in Coschen in Brandenburg am Nachmittag erreicht. Später wurde die gleiche Temperatur auch aus dem sächsischen Bad Muskau gemeldet. Damit wurde die bisherige Maximaltemperatur für Juni aus dem Juni 1947 in den beiden Orten knapp überboten.

Damals waren an der Wetterstation Bühlertal in Baden-Württemberg 38,5 Grad gemessen worden. Aufgrund einer besonderen Wetterlage herrschen auch in Deutschland derzeit ungewöhnlich hohe Temperaturen. Anders als in Österreich hatte der DWD für Mittwoch allerdings den vorläufigen Höhepunkt der Hitzewelle vorhergesagt. Im thüringischen Jena wurden immerhin 36,9 Grad gemessen, in Berlin 37,4 Grad.

Sogar der Papst schwitzt

Auch in Spanien sieht es kaum anders aus. Laut Daten des staatlichen Wetterdienstes AEMET wurden am Mittwoch in der Gemeinde Arroyo del Ojanco in Andalusien bereits um 7.00 Uhr 30,3 Grad gemessen. In mehreren anderen Orten lagen die Temperaturen um Mitternacht noch bei 30 Grad. Der Höhepunkt der „Ola de calor“ (Hitzewelle) soll Spanien am Wochenende treffen: Dann würden in einigen Landesteilen Werte von bis zu 44 Grad erwartet, sagte AEMET-Sprecher Fernando Garcia.

In Italien war der Mai verregnet, doch zuletzt stiegen auch dort die Temperaturen rapide. Am heißesten soll es Ende der Woche werden, für Turin wurden etwa bis zu 42 Grad vorausgesagt. Selbst Papst Franziskus meldete sich am Mittwoch dazu aus dem Vatikan zu Wort: „Draußen ist es zu heiß, zu heiß“, sagte der Pontifex am Mittwoch zu Kranken, die die letzte Generalaudienz des katholischen Kirchenoberhauptes vor der Sommerpause nicht auf dem Petersplatz, sondern in der vatikanischen Audienzhalle verfolgten.

Frankreich ergreift drastische Maßnahmen

Für Donnerstag und Freitag sagen die Meteorologen und Meteorologinnen in einigen Teilen Frankreichs sogar mehr als 40 Grad voraus. Stark in Mitleidenschaft gezogen ist auch die Hauptstadt Paris durch die Hitze und die daraus resultierende schlechte Luft. Wegen der hohen Ozonbelastung wurde der Autoverkehr in der Region der Millionenmetropole stark eingeschränkt. Rund 60 Prozent der zugelassenen Fahrzeuge seien von den Fahrverboten im Großraum Paris betroffen, berichtete die Zeitung „Le Parisien“ am Mittwoch. Auch in anderen französischen Städten wie Lyon dürfen Autos nur eingeschränkt fahren.

Menschen vor dem Eiffelturm
Reuters/Charles Platiau
Die Springbrunnen in Paris nutzten am Mittwoch viele für eine Abkühlung

Umweltminister Francois de Rugy hatte erst Anfang der Woche angekündigt, den Autoverkehr bei schlechter Luft im Großraum Paris strenger und umfassender regulieren zu wollen. In der französischen Hauptstadt waren die Regeln im Kampf gegen Abgase bereits sehr streng. Schadstoffplaketten für Autos sind Pflicht. Am Mittwoch gab es zahlreiche Kontrollen in der Stadt. Wer sich nicht an die Fahrverbote hält, muss je nach Fahrzeug bis zu 135 Euro Strafe zahlen. Für U-Bahn, Bus und Zug bot der Betreiber des öffentlichen Nahverkehrs vergünstigte Tagestickets an.

Am Donnerstag und Freitag sollen zahlreiche Schulen im Land geschlossen bleiben. Die französische Regierung hat wegen der Hitze viele Vorsichtsmaßnahmen getroffen. Menschen über 75 Jahre oder mit gesundheitlichen Problemen können Hilfe von den örtlichen Behörden anfordern. Frankreich ist noch immer gezeichnet vom Hitzesommer 2003 – damals kamen Tausende Menschen ums Leben.

Erderwärmung macht Hitzewellen häufiger

„Hitzewellen sind an sich ein natürliches Phänomen, das schon immer vorgekommen ist. Durch den Klimawandel werden sie aber häufiger und intensiver“, sagte der Leiter der ZAMG-Abteilung für Klimaforschung, Marc Olefs. „Dafür gibt es zwei Gründe: Erstens ist das Temperaturniveau in den letzten Jahrzehnten gestiegen, dadurch ist extreme Hitze häufiger geworden. Zweitens gibt es Anzeichen dafür, dass die Wetterlagen mittlerweile länger anhalten als früher. Das bedeutet im Sommer zum Beispiel längere Hitzewellen.“

Der Grund für die aktuelle Hitzewelle ist eine starke Südströmung, die Luft aus dem Nordwesten Afrikas nach Europa bringt. Österreich wird von dieser heißen Luftströmung am Rande erreicht, und für die kommenden Tage ist keine wesentliche Abkühlung zu erwarten. Erst am Dienstag ist es laut derzeitiger Prognosen mit der größten Hitzewelle vorbei – mehr dazu auf wetter.ORF.at.