Ein Labrador schüttelt sich Wasser aus dem Fell
Getty Images/Sandra Schmid
Hundstage im Juni

Letzte Ausflucht Sehnsucht

Die traditionell heißesten Tage des Sommers, die Hundstage, beginnen eigentlich Ende Juli. Doch die aktuelle Hitzewelle fühlt sich bereits wie der Hitzehöhepunkt an. Dieses Gefühl bestätigt auch die immer größere Zahl an Messrekorden. Als letzte Ausflucht bleiben da oft nur Fantasie und Sehnsucht.

Vor allem in den Städten sind die Wohnungen mittlerweile oft so aufgeheizt und die Luft staut sich auch im Freien so sehr, dass selbst die Nächte keine Erleichterung mehr verschaffen. Die Kombination aus Hitze, Schwitzen, Schlafentzug und Ermattung sind nicht nur für die Gesundheit vieler eine Belastung. Weniger ernst, führt es auch zu durchaus ungewöhnlichen Fantasien, etwa einer unerwarteten Sehnsucht nach dem – klimatisierten – Büro.

Gemeinschaftliche Überlegungen unter Kolleginnen und Kollegen, ob man nicht in den wohltuend kühlen Räumlichkeiten auch nächtens campieren könnte, tauchen da ebenso auf, wie der Plan, sinnlose Einkaufstouren im Shoppingcenter zu unternehmen. Auch Fahrten in klimatisierten Zügen oder dem eigenen Auto ausschließlich zwecks Beruhigung des hitzebedingt angespannten Nervenkostüms erscheinen plötzlich weniger absurd als an Tagen mit „normalen“ Temperaturen.

26 Messstationen verzeichneten am Mittwoch absolute Rekordwerte. Am Donnerstag kamen weitere Rekorde dazu.

26 absolute Messrekorde

Einige Tage gilt es in weiten Teilen Österreichs jedenfalls noch auszuharren in der großen Hitze. Schon der Mittwoch brachte an 26 Messstationen der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) den heißesten Tag der jeweiligen Messgeschichte. In einigen Regionen Österreichs war der Mittwoch nicht nur der heißeste Juni-Tag der Messgeschichte – an 26 Messstationen war es sogar der überhaupt heißeste Tag seit Messbeginn. Darunter waren einige Orte mit sehr langen Messreihen, so Thomas Wostal von der ZAMG.

So übertraf am Mittwoch zum Beispiel Seefeld in Tirol mit 32,7 Grad den bis dahin geltenden Hitzerekord vom 27. Juli 1983 (32,2 Grad). Gemessen wird in Seefeld seit 1948. Schröcken in Vorarlberg verzeichnete am Mittwoch mit 31,7 Grad ebenfalls einen neuen Hitzerekord. Der alte Rekord war hier bei 31,6 Grad gelegen, aufgezeichnet am 7. Juli 2015. Gemessen wird in Schröcken seit 1947. Der Hitzerekord für Juni wurde am Donnerstag in der Steiermark geknackt: In Graz wurde mit 37,2 Grad ein neuer Bundesland-Rekord erreicht – mehr dazu in steiermark.ORF.at.

Heißester Juni bisher

Beachtliche Allzeitrekorde erreichten am Mittwoch auch zwei Bergstationen in Salzburg. Auf der Schmittenhöhe, auf 1.956 Meter Seehöhe, wurden 25,0 Grad gemessen. Bei der auf 2.317 Meter Seehöhe gelegenen Rudolfshütte in den Hohen Tauern waren es 21,8 Grad. Der alte Rekord auf der Schmittenhöhe war bei 24,6 Grad (30. August 1952) gelegene, bei der Rudolfshütte 21,7 Grad (27. Juli 1983). Gemessen wird auf der Schmittenhöhe seit 1933, bei der Rudolfshütte seit 1961.

Der Rekord für die Zahl an Hitzetagen – also Tagen mit mindestens 30 Grad – in einem Juni wird laut ZAMG diese Woche mit großer Wahrscheinlichkeit übertroffen. Er liegt bei 15 Hitzetagen im Juni 2003 in Haiming (Tirol) und Leibnitz (Steiermark). Vor allem an den Wetterstationen Langenlebarn in Niederösterreich, Wien-Innere Stadt und Innsbruck-Universität könnte dieser Rekord in den nächsten Tagen erreicht oder sogar übertroffen werden, so die Prognose

Diese Satellitenaufnahme zeigt die errechnete Hitze Donnerstagvormittag an der Erdoberfläche – die weißen Flecken zeigen fehlende Daten wegen Bewölkung. Zum Vergleich: Die Lufttemperatur wird in zwei Metern Höhe gemessen.

Tropennacht in sieben Bundesländern

Auch die Nacht auf Donnerstag war in vielen Regionen Österreichs ungewöhnlich warm. An 78 Wetterstationen der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) und somit in sieben Bundesländern wurde eine Tropennacht registriert. Nur in Kärnten und in Tirol wurde eine Tropennacht knapp verfehlt. Eine Nacht gilt als tropisch, wenn die Tiefsttemperatur nicht unter 20 Grad fällt.

Klimakrise verschärft Hitzewellen

„Hitzewellen sind an sich ein natürliches Phänomen, das schon immer vorgekommen ist. Durch den Klimawandel werden sie aber häufiger und intensiver“, betonte der Leiter der ZAMG-Abteilung für Klimaforschung, Marc Olefs. Die Gründe dafür lägen zum einen im Ansteigen des Temperaturniveaus in den vergangenen Jahrzehnten, wodurch die extreme Hitze häufiger geworden sei. Zweitens gebe es Anzeichen dafür, dass die Wetterlagen mittlerweile länger anhalten als früher. Das bedeute im Sommer zum Beispiel längere Hitzewellen.

Zusätzlich gebe es selbstverstärkende Effekte wie zum Beispiel die Bodenfeuchte. „Trocknen bei Hitzewellen durch die stärkere Verdunstung die Böden aus, kann das zu einer Verstärkung und Verlängerung der Hitze beitragen, da der kühlende Effekt der Verdunstung dann immer mehr fehlt“, erklärte Olefs. Das könne sich somit auch auf Hitzewellen im weiteren Verlauf des Sommers auswirken.

Es bleibt heiß

Für alle jene, die unter der Hitze leiden, heißt es bis nächste Woche durchhalten: Denn am Wochenende und Montag bleibt es heiß und hochsommerlich – am Montag sind bis zu 38 Grad möglich. Hitzegeplagte dürfen auf eine schwache Kaltfront am Dienstag hoffen.