Apples Chefdesigner Jony Ive
Getty Images/Matt Winkelmeyer
Apple

Chefdesigner geht, Aktie gibt nach

Der Technologieriese Apple verliert einen seiner wichtigsten und bekanntesten Manager. Chefdesigner Jony Ive werde das Unternehmen verlassen, um eine eigene Firma zu gründen, teilte Apple gestern nach US-Börsenschluss mit. „Jony ist eine einzigartige Persönlichkeit in der Designwelt, und seine Rolle bei Apples Revival kann nicht stark genug betont werden“, erklärte Konzernchef Tim Cook.

Die Börse nahm Ives Entschluss ungnädig auf: Im nachbörslichen US-Handel gab die Aktie 1,5 Prozent auf 197,44 Dollar nach – das Unternehmen verlor dadurch rund neun Milliarden Dollar an Börsenwert. Der Abgang von Ive solle noch in diesem Jahr erfolgen, allerdings werde Apple zu den wichtigsten Kunden des neuen Unternehmens des 52-Jährigen zählen.

Der Brite leitet seit 1996 Apples Designteam und gilt als eine der Schlüsselfiguren im Konzern. Cook verwies bei Ives Designs unter anderem auf den iMac, das iPhone, aber auch den neuen Konzernsitz Apple Park. Ive arbeitete aber auch federführend an der Entwicklung des iPad und des Macbook mit.

Tim Cook und Jonathan Ive
AP/Jeff Chiu
Apple-Chef Tim Cook und Ive bei der Präsentation der neuen Reihe Mac Pro Anfang Juni

IMac riss Apple aus der Krise

Als erstes Projekt entwarf Ive das Design von Apples Newton. Die Gestaltung des iPods, mit dem Apple in den Folgejahren die Musikindustrie umkrempelte, stammt ebenfalls aus Ives Feder. Alle seine Konzepte durchzieht als gemeinsamer Nenner die Reduktion auf das Wesentliche. In seiner minimalistischen Formensprache ließ sich Ive Zeit seines Lebens von dem deutschen Industriedesigner Dieter Rams inspirieren, der viele Jahre Chefdesigner von Braun war. Seine Faszination teilte er mit Apple-Chef Steve Jobs.

Jonathan Ive und Jon Rubinstein
AP/Susan Ragan
Jony Ive und der damalige Technikchef Jon Rubinstein 1999 mit fünf iMacs

Zur Legende wurde sein Designkonzept des iMac 1998, mit dem sich Apple Ende der 1990er Jahre aus einer existenzbedrohenden Krise befreien konnte. Es war eines der ersten Projekte, die der 1997 in das Unternehmen zurückgekehrte Jobs in die Wege leitete. Mit seinen bunten, knubbeligen Geräteentwürfen brachte Ive das Unternehmen wieder zurück auf die Erfolgsspur. Ive kam 1967 in London zur Welt und studierte in Newcastle Produktdesign. Danach begann er seine Karriere im Londoner Designstudio Tangerine. Apple engagierte ihn zunächst als Berater, 1992 zog Ive dann ganz zur Firmenzentrale nach Cupertino.

Einer der engsten Vertrauten von Jobs

„Nach fast 30 Jahren und zahllosen Projekten bin ich am stolzesten, dass wir bei Apple ein Designteam, Prozesse und eine Kultur geschaffen haben, die ihresgleichen sucht“, sagte Ive laut Apple-Statement. Künftig sollen seine Kollegen Evans Hankey und Alan Dye für das Designteam an Vorstand Jeff Williams berichten. Beide hätten schon seit vielen Jahren Führungsrollen inne, teilte der Konzern mit.

Ive galt als einer der engsten Vertrauten des verstorbenen Apple-Gründers Jobs. Auch nach dessen Tod blieb Ive die treibende Kreativkraft des Unternehmens. In einer Biografie wird Jobs mit den Worten zitiert: „Wenn ich einen spirituellen Partner bei Apple hatte, dann Jony.“ Er und Ive würden sich die meisten Produkte gemeinsam ausdenken. „Und dann ziehen wir andere hinzu und sagen: ‚Ey, was haltet ihr davon?‘“

Präsentation von iPad und iPhone 2010
AP/Marcio Jose Sanchez
Jobs präsentierte Anfang 2010 iPhone, iPad and Macbook nach dem Design von Ive

Zahlreiche Auszeichnungen

Ive sind laut Medienangaben Starallüren fremd, er lässt sich allerdings gerne von einem Chauffeur in seinem Bentley kutschieren. Der Autofan legt stets viel Wert auf seine Privatsphäre. In seiner Zeit bei Apple wurde er mehrfach ausgezeichnet. 2003 wurde der Brite vom Design Museum London zum Designer des Jahres ernannt, was ihm den Titel „Royal Designer for Industry by The Royal Society of Arts“ einbrachte. 2012 schlug ihn Prinzessin Anne im Buckingham Palace als Sir Jonathan zum Ritter. Mehrfach wurde Ive als einflussreichster Designer bezeichnet.