Abholzung am Amazonas in Brasilien um 60 Prozent gestiegen

Die Abholzung im brasilianischen Amazonas-Regenwald ist im Juni um 60 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat gestiegen. Das berichtete die Zeitung „O Globo“ gestern unter Berufung auf das staatliche Weltraumforschungsinstitut INPE, das den Regenwald per Satelliten überwacht. Ob es sich um einen langfristigen Anstieg handelt, sei noch unklar.

Insgesamt gingen im Juni 762 Quadratkilometer Urwald verloren. Für das gesamte erste Halbjahr werden Verluste von 2.300 Quadratkilometern kalkuliert – das ist der höchste Wert seit 2016. Allerdings steigen die Abholzungszahlen in der nun beginnenden Trockenzeit immer stark. Ein genaueres Bild über die Situation in den Amazonas-Wäldern dürfte zum Jahresende mit der Veröffentlichung der offiziellen Abholzungszahlen für Mitte 2018 bis Mitte 2019 erkennbar werden.

Schon die Regierung von Brasiliens Ex-Präsident Michel Temer hatte sich für eine Lockerung der Umweltauflagen starkgemacht. Damit sollte die Landwirtschaft gestärkt werden, die neue Weide- und Anbauflächen sucht. Brasilianische und internationale Umweltschützerinnen und Umweltschützer befürchten eine weitere Zunahme der Abholzung.

Auch katholische Bischöfe in Brasilien kritisieren immer wieder, dass die Politik der Wirtschaft den Regenwald opfere und damit Natur und Lebensräume der indigenen Völker in Gefahr bringe.

Auswirkung des EU-Mercosur-Abkommens noch unklar

Von 6. bis 27. Oktober wird im Vatikan eine dreiwöchige Bischofssynode unter dem Titel „Amazonien: Neue Wege für die Kirche und eine integrale Ökologie“ tagen. Neben den indigenen Völker sowie neuen Wege christlicher Seelsorge und Verkündigung in der Region wird dabei auch Ökologie ein Hauptthema sein.

Insgesamt wurde in den vergangenen Jahrzehnten schon rund ein Fünftel des Amazonas-Waldes vernichtet. Umstritten ist unter Expertinnen und Experten, ob das am Freitag unterzeichnete Handelsabkommen zwischen der EU und der südamerikanischen Ländergruppe Mercosur die Abholzung verstärken oder eindämmen wird.

Um Frankreichs Zustimmung zu dem Abkommen zu erhalten, hatte der im Jänner vereidigte neue Präsident Jair Bolsonaro zugesagt, entgegen früheren Ankündigungen doch im Pariser Klimaabkommen zu bleiben. Darin hatte sich Brasilien verpflichtet, illegale Abholzungen bis 2030 auf null zu reduzieren. Bolsonaro hat aber seit seinem Amtsantritt die Kontrollbehörden weiter geschwächt.