Nach Luftangriff: Libyen will Flüchtlingslager schließen

Nach einem tödlichen Luftangriff erwägt die libysche Regierung in Tripolis die Schließung der umstrittenen Internierungslager für Migranten in dem Bürgerkriegsland. Die Regierung prüfe derzeit, die Lager aus Sicherheitsgründen zu schließen und die Migranten freizulassen, teilte Innenminister Fathi Bashagha gestern überraschend mit. Es liege demnach außerhalb der Möglichkeiten der Regierung, die Lager gegen Angriffe von Kampfflugzeugen zu schützen.

Am Dienstag trafen zwei Luftangriffe das Flüchtlingslager in Tadschura, im Osten der Hauptstadt Tripolis. Eine Rakete habe eine leerstehende Garage getroffen, eine weitere eine Halle, in der sich etwa 120 Flüchtlinge aufgehalten hätten, schreibt das UNO-Nothilfebüro OCHA in einem Bericht.

Mindestens 53 Menschen seien nach jüngsten Erkenntnissen getötet, etwa 130 weitere verletzt worden. Das libysche Gesundheitsministerium sprach von 35 Toten und etwa 65 Verletzten. Der UNO-Sicherheitsrat konnte sich indes nicht auf eine Verurteilung des Vorfalls einigen. Bei einer Dringlichkeitssitzung verweigerten die USA ihre Zustimmung.

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Putin und Conte drängen auf Waffenstillstand in Libyen

In Libyen kämpfen unterdessen nach wie vor Truppen von General Chalifa Haftar gegen die von den Vereinten Nationen unterstützte Regierung von Ministerpräsident Fajez al-Sarradsch. Bei einem Besuch in Rom plädierte der russische Präsident Wladimir Putin unterdessen für einen Waffenstillstand in Libyen. „Die Lage in Libyen bleibt gefährlich. Es muss zu einem Waffenstillstand kommen, um wieder einen politischen Prozess aufzubauen und um eine Spaltung im Land abzuwenden“, erklärte Putin bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem italienischen Premier Giuseppe Conte.

„Wir haben mit Russland vereinbart, dass wir die Rolle der UNO unterstützen und zu einem raschen Waffenstillstand gelangen wollen“, sagte Conte. Die Stabilisierung Libyens sei absolut prioritär, sagte der italienische Premier.