Einlaufende Yacht
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Erstmals seit sieben Jahren

Reiche wurden nicht mehr reicher

Der Club der Dollar-Millionäre und -Millionärinnen ist geschrumpft und das Vermögen gesunken – das ist die überraschende Kernaussage des „World Wealth Report“, den das Beratungsunternehmen Capgemini jährlich publiziert. Erstmals seit sieben Jahren sind die Reichen rund um den Globus in der Summe nicht mehr reicher geworden – im Gegenteil. Laut dem Bericht besonders betroffen: die Superreichen.

Das Vermögen der Reichen weltweit verringerte sich gegenüber 2017 in der Summe um fast drei Prozent auf 68,1 Billionen Dollar, wie aus der am Montag veröffentlichten Untersuchung hervorgeht. Es sei das erste Minus seit sieben Jahren. „Ein Rückgang an den Aktienmärkten schlägt in der Regel besonders stark durch“, so Capgemini-Experte Klaus-Georg Meyer. Anleger hatten das verlustreichste Jahr seit der Finanzkrise 2008 erlebt.

Zugleich verlor der Club der Dollar-Millionäre erstmals seit der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise 2008 Mitglieder. Neben internationalen Handelskonflikten, die die Weltwirtschaft belasteten, hätten auch die Unwägbarkeiten des Brexit für Verunsicherung gesorgt. Für Europa wird ein Minus von drei Prozent für das Vermögen der Reichen vermeldet, die Anzahl der Millionäre ist um 0,5 Prozent gesunken.

Weniger Millionäre auch in Österreich

Auch in Österreich nahm die Zahl der Millionäre im Vorjahr um 3,1 Prozent ab und beträgt somit 145.100. An der Spitze der Länder mit den meisten Dollar-Millionären stehen die USA, gefolgt von Japan, Deutschland und China. Die vier Länder stehen dem Beratungsunternehmen zufolge zusammen für 61,2 Prozent der Vermögenden weltweit.

Die Hälfte des weltweiten Vermögensverlustes von zwei Billionen Dollar entfällt auf die bisherige Wachstumsregion Asien-Pazifik. Der große Verlierer ist dort China, das 53 Prozent des Defizits der Region und damit mehr als ein Viertel des weltweiten Vermögensrückgangs hinzunehmen hat. Grund hierfür sei vor allem der Handelskonflikt zwischen China und den USA, so der Bericht.

„Keine Sorgen um Dollar-Millionäre machen“

Fast alle Regionen der Welt haben mit Vermögensverlusten zu kämpfen, lediglich der Nahe Osten erreichte ein Plus von mehr als vier Prozent beim Vermögen, die Anzahl der Millionäre stieg um sechs Prozent verglichen mit 2017. Rund um den Globus gab es im Vorjahr 18 Millionen Dollar-Millionäre. Das waren 0,3 Prozent weniger als im Jahr 2017. Doch hat Capgemini-Experte Meyer für Betroffene auch beruhigende Signale parat: „Persönlich würde ich mir (…) keine Sorgen um die Dollar-Millionäre machen“, sagte er. Es sei normal, dass es im Laufe der Jahre hin und wieder einen kleinen Rückgang gebe.

Ultrareiche mit größten Verlusten

Die größten finanziellen Verluste verzeichneten der Studie zufolge die Ultrareichen, die über mehr als 30 Millionen Dollar verfügen. Ihr Gesamtvermögen sank um rund sechs Prozent. „Der weltweite Vermögensrückgang konzentriert sich ganz klar auf diese Gruppe“, sagte Meyer. Die „Millionäre von nebenan“ (eine bis fünf Mio. Dollar) waren am wenigsten betroffen. Ihr Vermögen verringerte sich in der Summe um 0,4 Prozent.

Capgemini berücksichtigt bei seinem jährlich erstellten „World Wealth Report“ Aktien, festverzinsliche Wertpapiere, alternative Investments wie Rohstoffe und Hedgefonds, Bargeld sowie Immobilien, sofern sie nicht selbst genutzt werden. Angesichts weltweiter Unsicherheit wegen internationaler Handelskonflikte und der Abkühlung der Weltkonjunktur ließen vermögende Privatleute Anfang des laufenden Jahres Vorsicht bei ihren Investitionen walten.

Weg von Aktien – hin zu Cash

Laut einer Umfrage unter 2.500 Reichen weltweit ersetzten sie im ersten Quartal 2019 teilweise Aktien durch Bargeld. Bargeld machte 28 Prozent des Finanzvermögens aus, Aktien rutschten mit knapp 26 Prozent (minus fünf Prozentpunkte) auf den zweiten Rang ab. „Cash ist eine klassische Parkposition in Zeiten der Unsicherheit“, so Meyer.