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Mode

Von Flipflops, Kitflops und Tabubrüchen

Socken in Sandalen und Flipflops mit oder ohne Absatz: In der Modeszene galt das Tragen der bunten Gummilatschen lange als verpönt, Socken waren ohnehin tabu. Doch dank Designern, Influencern und Modemagazinen feiern die Anti-Trends nun ihren Aufstieg in den Modehimmel.

„Ich liebe Flipflops“, sagte Vogue-Chefin Anna Wintour im Juni und machte es amtlich: Die „banalen“ Badesandalen dürfen von modebewussten Männern und Frauen jetzt auch abseits von Stränden getragen werden: und zwar zu Anzügen, Jeans, Kleidern, Jumpsuits und Co. Zelebriert wurde der Trend neben „Vogue“ auch von den Modemagazinen „Elle“ und „Harper’s Bazaar“. Das bekannte Modeblog Man Repeller ernannte die Gummischlapfen bereits im Mai zum „Sandalentrend des Sommers“.

Die Kitflops – Flipflops mit Kitten Heels, also kurzen spitzen Absätzen – riefen Modemagazine wie „Harper’s Bazaar“, „Elle“ und „In Style“ gar zum ultimativen Sommertrend 2019 aus. Getragen wurde die elegantere sowie stranduntaugliche Version des Flipflops unter anderem von den Reality-TV-Stars Kim Kardashian sowie Halbschwester Kendall Jenner. Modehäuser wie Simon Miller und Cult Gaia, aber auch Zara und Mango brachten bereits Kitflop-Exemplare auf den Markt.

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Vor dem Triumph kommt der Spott

Dass die bunten Zehenstegsandalen – aus Kunststoff oder Naturkautschuk – It-Piece-Status erlangen würden, zeichnete sich seit geraumer Zeit ab. Allerdings nicht ohne Hindernisse: Einen ersten Versuch, die Latschen salonfähig zu machen, startete der Designer Alexander Wang bei seiner Frühjahrsschau 2017. Michael Kors und Isabel Marant machten es ihm nach. Auch R&B-Star Rihanna ließ Models in Flipflops für ihre Fenty-X-Puma-Kollektion über den Laufsteg schreiten. Damals erntete die Sängerin besonders in Sozialen Netzwerken noch Spott.

„Aus der Vergangenheit wissen wir, dass jeder bahnbrechende Trend in der Popkultur anfangs heftig Kritik mit sich bringt“, heißt es auf dem Modeportal Fashionista. Bei der Fashion-Show in Kopenhagen im vergangenen Sommer war von dem Gegenwind nichts mehr zu spüren. Influencerinnen wie Pernille Teisbaek und Jeanette Madsen präsentierten sich in Flipflops in strahlendem Gelb sowie Neonrosa.

Von den Favelas um den Globus

Erfunden wurde der wohl flachste aller Schuhtypen von der brasilianischen Firma Havaianas bereits vor 57 Jahren. Anklang fand er damals nicht in Brasiliens Schickeria, sondern in den Favelas, den Armenvierteln der brasilianischen Großstädte. Sie waren so weit verbreitet, dass die Regierung die Schlapfen als Grundbedürfnis zur Berechnung der durchschnittlichen Lebenskosten hinzuzog. In den 90ern sollten sie vom Alltagsgegenstand zum modischen Accessoire gemacht werden.

Allerdings: Den bunten Gummilatschen werden allerhand negative Nebenwirkungen nachgesagt. Vorm Zurücklegen langer Strecken sowie häufigem Tragen wird abgeraten – das würde zu Schmerzen in Rücken, Beinen, Füßen und Gelenken führen. Weil sich die Zehen beim Gehen zusammenkrallen, kann das auch zu Fehlstellungen führen, wie die Auburn University in Alabama im Zuge einer Studie feststellte. Auch beim Autofahren gelten sie wegen mangelnden Gefühls für das Pedal als tabu, warnte das ÖAMTC im Vorjahr.

Bieber und Beckham als Botschafter

Mindestens genauso unerwartet wie der Hype um Flipflops zu Anzügen bzw. Flipflops mit Stöckeln ist die Rehabilitation von Socken in Sandalen und Schlapfen – eine Kombination, die seit jeher als Schreckensszenario von Stilexpertinnen und -experten gegolten hat. Der aktuelle Trend – ausgelöst durch Prominente sowie Schauen von Louis Vuitton und Anna Sui – belege, dass nichts auf ewig als geschmacklos gelte, so Adam Welch vom Onlineversandhaus Net-A-Porter.

„Ursprünglich wurde der Look mit ratlosen Touristen assoziiert, die keine Ahnung haben, wie man sich für enorme Hitze kleidet“, so Welch im „Guardian“. Marken wie Prada hätten gezeigt, dass man solche Kombinationen aus rein ästhetischen Gründen tragen kann. Eine Sportsandale und gemusterte Socken könnten ihm zufolge sehr grafisch und toll sein. Prominente Verfechter der Socken-in-Sandalen-Mode gibt es zuhauf: Rapper Kanye West, Pharrell Williams und Tyler The Creator sind Fans des Looks. Auch Justin Bieber und David Beckham zeigten sich bereits in Socken und Adiletten.

„WSJ“: Ein schmaler Grat

Für jene, die sich an den polarisierenden Trend heranwagen möchten, gilt es laut „Man Repeller“ einiges zu beachten. Man solle die Latschen zu einem Ensemble kombinieren, das man ohnehin sehr gerne trägt. Die Socken solle man farblich passend zum restlichen Outfit kombinieren. Idealerweise trage man Socken und Sandalen zu erdigen, neutralen Farben und klassischen Kleidungsstücken.

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Der Grat zwischen Top und Flop ist jedoch schmal, schreibt das „Wall Street Journal“. „Wenn du nicht Pharrell bist, oder jemand, der gerne Zeit darin investiert, trendbewusste Socken-Sandalen-Kombinationen zu kuratieren, dann bleibe bei richtigen Schuhen.“