Cargill-Fabrik in Manchester
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„Schlimmste Firma der Welt“

Bericht stellt US-Konzern Cargill in Auslage

Mit 155.000 Mitarbeitern in 70 Ländern und einem Umsatz von weit über 100 Milliarden US-Dollar zählt Cargill zwar zu den größten, aber kaum zu den bekanntesten Agrarkonzernen der Welt. Nun wirft eine Umweltschutzorganisation einen kritischen Blick auf das 1865 in den USA gegründete US-Familienunternehmen – in einem Bericht mit dem Titel: „Die schlimmste Firma der Welt“.

Man sei sich bewusst, „dass es leider viele Unternehmen gebe, die sich um diese zweifelhafte Ehre bewerben könnten“, heißt es dazu im Vorwort des Berichts der Umweltschutzorganisation Mighty Earth. „Aber Cargill sticht hervor“, fügte der Mighty-Earth-Vorsitzende und ehemalige demokratische Konkressabgeordnete Henry Waxmann an.

In der Folge listet der rund 50 Seiten umfassende Bericht etliche mögliche Verfehlungen, die von Kinderarbeit über die Zerstörung von Regenwäldern und Nationalparks bis zur unrechtmäßigen Aneignung von Land bis hin zu Salmonellen- und E.Coli-Ausbrüchen reichen. Hinter den Vorwürfen stünden jahrelange Recherchen, aber auch bereits eingeleitete öffentliche Verfahren sowie Erkenntnisse von Behörden und anderen Organisationen, so das deutsche Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ mit Verweis auf Mighty Earth.

Beispiel Brasilien

„Als eines der größten Unternehmen der Welt hat Cargill die Verantwortung, seine übergroßen Auswirkungen anzugehen“, wird Mighty-Earth-Geschäftsführer Glenn Hurowitz im Bericht zitiert. Denn allein wegen seiner schieren Größe habe das „privat geführte Unternehmen vielleicht mehr Macht, das Klima, das Wasser, die Ernährungssicherheit, die öffentliche Gesundheit und die Menschenrechte der Welt zu zerstören oder zu schützen als jedes andere Unternehmen in der Geschichte“, wie es gleich zu Beginn des Berichts heißt.

Cargill könne etwa in Südamerika, wo es das wichtigste Unternehmen der Branche ist, „den entscheidenden Unterschied“ machen: „Da könnte es mit dem Verzicht auf Regenwaldrodungen im Alleingang viel erreichen.“ Das Beispiel Südamerika wird dabei nicht zufällig, sondern vor allem mit Blick auf Brasilien genannt, wo nach der Wahl von Jair Bolosonaro zum Präsidenten weiter eine Aufweichung des Schutzes der Amazonas-Regenwälder droht.

Versprechen samt Eingeständnis

Wie Hurowitz laut „Spiegel“ dazu sagte, sei die Hoffnung, dass Cargill sich verändere, aber gering. Dabei heißt es bei Cargill nicht nur, dass man sich „verantwortungsvoll in der weltweiten Versorgung mit Nahrungsmitteln“ engagiere – erst im Juni erklärte das Unternehmen etwa auch, mehr zum Schutz der Wälder und der Vegetation in Brasilien tun zu wollen.

Hinter der Ankündigung steht allerdings ein außer Reichweite gerücktes Umweltschutzversprechen, auf das sich die größten Lebensmittelkonzerne 2010 einigten. „Trotz unserer gemeinsamen Bemühungen wird unsere Branche das Ziel von 2020, die Entwaldung zu beseitigen, nicht erreichen“, wie Cargill-Managerin Ruth Kimmelshue laut Reuters dazu sagte.

„Wenig bekannter Gigant“

Mighty Earth ruft laut „Spiegel“ nun die Cargill-Geschäftspartner wie Walmart, McDonald’s, Burger King, Kellogg’s, Nestle, Danone, Unilever, Tesco, Carrefour, Ahold Delhaize und die Hofer-Mutter Aldi auf, „auf nachhaltige Unternehmensrichtlinien zu drängen, die die Umwelt und die Menschenrechte schützen“. Allerdings habe Hurowitz in diesem Zusammenhang bereits eingeräumt, dass es mehr als schwierig sei, sich dem einstigen Getreidehändler komplett zu entziehen.

Vielmehr habe sich der „wenig bekannte Gigant“ nach Angaben der Schweizer „Handelszeitung“ über die Jahrzehnte zu einem breit diversifizierten Konzern entwickelt, der die gesamte Nahrungskette zwischen Bauern und Detailhändlern abdeckt: „Das Unternehmen handelt mit landwirtschaftlichen Rohstoffen, betreibt Fleisch- und Verarbeitungsfabriken, beliefert Nahrungsmittelhersteller und Detailhändler mit Zwischen- und Endprodukten“.

In vielen Bereichen wird Cargill als Marktführer gelistet. Laut „Handelszeitung“ werden über Cargill-Schlachthöfe „etwa 25 Prozent des amerikanischen Fleischbedarfs zubereitet, Coca-Cola erhält von Cargill den Zucker, McDonald’s die Eier“. Zudem kontrolliere Cargill ein Viertel des amerikanischen Getreideexports. Weitere Geschäftsbereiche reichen von Lebensmittelzusatzstoffen über Zusatzstoffe für Kosmetika, Straßenbeläge und die Produktion von Biodiesel bis hin zu Finanzdienstleistungen. „Cargill gehört zu den größten der Welt“ so das deutsche „Handelsblatt“, in dem es schließlich auch heißt: „Cargill ernährt die Welt“.