Auto auf einer überschwemmten Straße in New Orleans
AP/Matthew Hinton
Angst vor neuer „Katrina“

New Orleans wappnet sich für Sturm „Barry“

Im US-Bundesstaat Louisiana wirft der Tropensturm „Barry“ gewaltige Schatten voraus: Schon Tage vor seiner Ankunft gab es Überflutungen. Nach dem folgenschweren Hurrikan „Katrina“ 2005 werden in New Orleans traumatische Erinnerungen wach. Die Wiederholung ähnlicher Bilder, die auch die Fehler der damaligen US-Regierung dokumentierten, will US-Präsident Donald Trump vermeiden.

Sturm „Barry“ soll am Samstag aller Voraussicht nach Hurrikanstärke erreichen und auf die Küste Louisianas treffen. Vorhergesagt sind „extreme Regenmengen“. Es ist der erste Sturm dieser Stärke heuer, der vom Atlantik kommt und dort große Wassermassen aufnimmt. In Teilen der Metropole kam es infolge heftiger Regenfälle bereits zu schweren Überschwemmungen. Dem Energieversorger Energy Louisiana zufolge waren mehr als 16.500 Haushalte Donnerstagfrüh ohne Strom. Das dürfte nur ein Vorgeschmack sein.

„Barry“ soll laut dem US-Hurrikanzentrum (NHC) am weitläufigen Flussdelta des Mississippi auf Land treffen. Der Fluss soll auf rund sechs Meter steigen, das wäre laut Reuters der höchste Stand seit 1950 und eine große Gefahr für das ohnehin belastete Dammsystem der Stadt. Allein für Freitag und Samstag wurden an der Golfküste bis zu 50 Zentimeter Regen vorhergesagt.

Bewohner sollen mithelfen

Louisianas Gouverneur John Bel Edwards rief den Ausnahmezustand aus. Für Teile der Vororte Jefferson und Plaquemines bei New Orleans wurde die Evakuierung angeordnet. In New Orleans selbst wurden die Bewohnerinnen und Bewohner aufgerufen, ihre Häuser zu sichern und sich mit Vorräten einzudecken.

Sandsäcke an einer Tür in einem Geschäft in New Orleans
Reuters/David Mora
„Barry“ gab bereits einen Vorgeschmack auf die zu erwartenden Regenmengen

LaToya Cantrell, die Bürgermeisterin der Stadt, forderte zudem dazu auf, dabei mitzuhelfen, Straßen von Blättern und Müll zu befreien und die Abwasserkanäle verstopfungsfrei zu halten. Cantrell warnte, dass die Pumpen, die Straßen und Kanäle säubern sollen, bereits am Anschlag arbeiteten.

Viele Pannen bei „Katrina“

Angesichts der Erfahrungen, die New Orleans mit Hurrikan „Katrina“ 2005 gemacht hat, glauben viele aber nicht daran, dass die Stadt dieses Mal besser vorbereitet ist. Damals starben in der Region etwa 1.800 Menschen durch den Hurrikan, der zeitweise die Stufe fünf erreichte. Zehntausende wurden obdachlos, etwa 80 Prozent von New Orleans wurden überflutet. Nach den Statistiken der US-Behörden war „Katrina“ mit einem Schaden von 150 Milliarden Dollar (rund 133 Mrd. Euro) die kostspieligste Naturkatastrophe in der US-Geschichte.

Satellitenbild des Hurrikan Barry
APA/AFP/Lizabeth Menzies

Fehlende Warnungen, Kommunikationspannen und Pannen bei der Evakuierung machten „Katrina“ auch zum Politikum. Die späte Reaktion des damaligen US-Präsidenten George W. Bush sorgte für große Verärgerung und eine Debatte, ob Hilfe für die Betroffenen schneller gekommen wäre, wenn es sich nicht großteils um Afroamerikaner gehandelt hätte. Als Bush dann Milliarden Dollar an Hilfe ankündigte, gab es Kritik aus Kreisen der Republikaner, die diese Zusagen in Zeiten eines steigenden Defizits für überzogen hielten.

Hurrikanwarnung in New Orleans

In Louisiana rüstet man sich für einen möglichen Hurrikan. „Barry“ bewegt sich über dem Golf von Mexiko auf die Küste von New Orleans zu.

Damit es nicht zu einer Katastrophe ähnlichen Ausmaßes kommt, reagierte US-Präsident Trump schon im Vorfeld: Das Weise Haus verhängte am Freitag den Notstand über Louisiana, damit schnell Gelder und andere Mittel des Bundes für Hilfen freigegeben werden können.

Heute wieder alles aufgebaut

14 Jahre nach „Katrina“ ist New Orleans wieder aufgebaut, es handle sich um „Amerikas beste Comeback-Story“, wie es der frühere Bürgermeister Mitch Landrieu einmal formulierte. Für Sturm „Barry“ wurde für New Orleans selbst keine Evakuierung angeordnet. Dennoch verließen viele die Stadt. Vor „Katrina“ hatte New Orleans 480.000 Einwohner. Ein paar Monate später war es noch die Hälfte. Hunderttausende waren in Sicherheit gebracht worden und im ganzen Land verstreut, viele kehrten nicht mehr zurück.