Ein Flugzeug der Ryanair hinter einem Zaun
AP/Martin Meissner
Boeing-Probleme

Ryanair fehlen in Hochsaison Maschinen

Das anhaltende Flugverbot der Boeing 737 Max wirbelt nun den Flugplan für den kommenden Winter und den Sommer 2020 der Billigfluglinie Ryanair durcheinander – mit konkreten Auswirkungen auf das Wachstumsziel bei den Passagierzahlen. Dieses werde von sieben auf drei Prozent nach unten geschraubt, sagte Ryanair am Dienstag. Für die Branche und das Unternehmen selbst ist das aber nicht nur negativ.

Denn die Aktien waren auch nach dieser Ankündigung weiter gefragt. Die Verringerung von Überkapazitäten verbessere die Margen sowohl der Konkurrenten als auch von Ryanair, sind Marktanalysten überzeugt. Die Aktien von Ryanair stiegen am Dienstag leicht. Die Papiere der Konkurrenz von easyJet, Wizz und Lufthansa gewannen sogar zum Teil mehr als drei Prozent.

Statt 58 neuer Jets rechnet Ryanair für die kommende Sommersaison nur noch mit 30 neuen Maschinen. Die Fluglinie erwartet daher einen Rückgang von 162 auf 157 Millionen Fluggäste. Das wird sich auch auf die Beschäftigten auswirken.

Schließung von Stützpunkten angekündigt

Ryanair-Chef Michael O’Leary kündigte am Dienstag an, bereits ab November einige Stützpunkte schließen oder zumindest verkleinern zu müssen. Konkrete Angaben zu möglicherweise betroffenen Standorten machte er nicht. Es stehe nun eine Reihe von Diskussionen mit den Flughäfen bevor, „um zu ermitteln, welche von Ryanairs leistungsgeminderten oder defizitären Basen diese kurzfristigen Kürzungen und/oder Schließungen von November 2019 an erleiden sollen“, sagte O’Leary. Auch die Gewerkschaften sollen in diesen Prozess einbezogen werden.

Ryanair CEO O’Leary
Reuters/Francois Lenoir
Ryanair-Chef O’Leary kündigt Schließung von Standorten an

Derzeit setzt Ryanair rund 450 Flugzeuge des Typs 737-800 ein – das Vorgängermodell der 737 Max. Für 2024 hat sich der irische Billigflieger die Zielmarke von 200 Millionen Passagieren und Passagierinnen gesetzt. Fraglich ist aber, wie sich die Freigabe der bestellten Boeing-Maschinen entwickelt, denn Ryanair zählt in Europa zu den größten Boeing-Kunden.

Freigabe von 737 Max könnte sich weiter verzögern

Nach dem Absturz zweier 737-Max-Maschinen bei Lion Air und Ethiopian Airlines mit insgesamt 346 Toten müssen seit Mitte März alle Maschinen dieses Typs auf dem Boden bleiben. Laut Boeing wurden bereits Updates für die Steuerungssoftware des Flugzeugs abgeschlossen. Diese müssen aber von der US-Luftfahrtbehörde FAA zertifiziert werden. Unklar ist, wann die Maschinen wieder fliegen dürfen.

O’Leary bekannte sich am Dienstag grundsätzlich zu den Boeing-Maschinen. Nach seinen Angaben könnte sich die von Boeing für September ins Auge gefasste Übermittlung eines Zertifizierungspakets an die Regulierungsbehörden aber weiter verzögern. „Umsichtig“ sei es daher, von einer Verschiebung dieses Zeitplans um einige Monate auszugehen – „womöglich bis Dezember.“ Laut einem Bericht des „Wall Street Journal“ (Sonntag-Ausgabe) kann sich die Freigabe der Maschinen bis 2020 ziehen. Dem Bericht zufolge machten Vertreter der FAA Andeutungen, dass eine Wiederzulassung in diesem Jahr unwahrscheinlich ist.

Eine unlackierte Boeing 737 MAX 8
AP/Elaine Thompson
Nach zwei Abstürzen mit über 340 Toten muss die Boeing 737 Max derzeit auf dem Boden bleiben

Bei Ryanair könnte dieser Prozess noch länger dauern, da die Fluglinie eine Sonderausführung der Maschine (Max 200) mit mehr Plätzen bestellte hatte. Diese muss separat von den Luftverkehrsbehörden in den USA und Europa (EASA) zertifiziert werden. Eigentlich plant das Unternehmen damit, die ersten Max-200-Jets bereits Anfang kommenden Jahres in Betrieb zu nehmen. Die Eingliederung in die Flotte ist aufwendig: Pro Monat können laut Ryanair lediglich sechs bis acht neue Maschinen aufgenommen werden.

Neuer Jetname für Ryanair?

Medienberichten zufolge sollen die neuen Boeing-Jets für Ryanair mit einem neuen Namen ein Rebranding bekommen. Wie Aufnahmen vom Boeing-Werksgelände in Renton im US-Bundesstaat Washington zeigen, wurde für Ryanair der Schriftzug 737 Max durch 737 8200 ersetzt, berichtete der „Guardian“ (Montag-Ausgabe). Verbreitet wurden die Bilder über den Twitter-Kanal Woodys Aeroimages.

Eine offizielle Bestätigung dafür gab es weder von Ryanair noch von Boeing. Die Empfehlungen für ein Rebranding der Maschine gab es aber einige. Selbst US-Präsident Donald Trump riet Boeing, der 737 Max einen neuen Namen zu geben.

115 Flugstreichungen täglich bei American Airlines

Der Ausfall der Boeing 737 Max macht auch American Airlines, einer der größten US-Fluggesellschaften, zu schaffen. Erst am Wochenende sagte die Fluglinie Flüge mit dieser Maschine bis zum 2. November ab. Der Ausfall des Jets führt nach Angaben von American Airlines zu rund 115 Flugstreichungen pro Tag.