Frau in Jeans
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Locker und nachhaltig

Die Röhrenjeans werden überholt

Locker statt eng: Die Röhrenjeans, die über ein Jahrzehnt lang das Straßenbild dominiert haben, sind offenbar abgelöst worden. An ihre Stelle treten einer aktuellen Analyse der britischen Modesuchmaschine Lyst zufolge weiter geschnittene Modelle. Auch nachhaltiger Denim ist bei Konsumentinnen und Konsumenten derzeit offenbar hoch im Kurs.

„Die Skinny Jeans sind tot“, hieß es vor wenigen Monaten bereits im Magazin „Elle“. Aus den Trendseiten der renommierten Modemagazine ist der enge Schnitt schon seit geraumer Zeit verschwunden – um die Beine soll es wieder weit werden, heißt es bei „Vogue“ und „Harper’s Bazaar“. „Es gibt Anzeichen, dass die Skinny Jeans, 20 Jahre nachdem Kate Moss und einige Indie-Rocker diese erstmals zur Schau stellten, ihren Reiz verlieren“, schrieb nun auch die britische Zeitung „Guardian“ mit Verweis auf die aktuellen Daten.

Als beliebteste Schnitte gelten laut der Modesuchmaschine, die diesbezüglich mehrere Millionen Anfragen sowie Verkaufsdaten von Tausenden Modehäusern in den letzten zwölf Monaten analysierte, die niedrig an der Hüfte sitzenden Boyfriend-Jeans sowie die Schlaghose. Beinahe ebenso beliebt ist demnach die femininere, etwas figurbetontere Version der Boyfriend-Jeans: die Mom-Jeans. Pro Monat suchten mehr als 200.000 Personen nach dem Modell, das in den 90ern erstmals durch das Branchenurgestein Levi’s vertrieben wurde.

Gerade Schnitte dominieren die Laufstege

Der Paradigmenwechsel stimme mit den Herbst/Winter-Schauen überein, heißt es im „Guardian“. Daten des Unternehmens WGSN, das Trends untersucht und prognostiziert, zeigen, dass die Zahl an weiter geschnittenen Jeans bei neuen Kollektionen um ein Fünftel anstiegen – zuletzt zu sehen bei Hedi Slimanes neuer Männerkollektion für Celine. Ein Drittel aller Modelle, die auf den Laufstegen präsentiert wurden, waren gerade.

Nur zehn Prozent waren „Skinny Jeans“, so die Trendforscher WGSN. Die WGSN-Einzelhandelschefin will das Modell noch nicht so schnell abschreiben: „Etwas, das so bedeutend ist wie die Skinny Jeans, ist kein Trend. Sie ist ein fixer Bestandteil eines jeden Kleiderschranks. Sie wird weiterhin ein Klassiker bleiben, viele Leute interessieren sich jetzt aber auch für andere Schnitte.“

Blau oder weiß?

Insgesamt waren Jeans nach Turnschuhen und Kleidern die dritthäufigst nachgefragte Kleidungskategorie bei Lyst. Um 30 Prozent ist der Absatz im vergangenen Jahr gestiegen. Während sieben von zehn Personen nach wie vor die klassisch-blaue Jeans-Waschung kaufen, schoss auch der Verkauf von weißen Stoffen seit Anfang März in die Höhe. In der letzten Mai-Woche lagen „blue“ und „white“ Jeans sogar fast gleichauf.

Zu den größten Trends zählen laut dem Bericht auch zerrissene Modelle sowie Baggyhosen. Die Suchen danach haben sich im Vormonat beinahe verdoppelt. Auch die Suche nach Boilersuits, also locker sitzende Einteiler, nahm um 120 Prozent zu – ein Comeback feiern überdies die Hüftjeans.

Auch eher unkonventionelle Trends wie die Janties (Jeans-Höschen, Anm.) des Pariser Labels Y/Project sowie asymmetrische Jeans waren in der Analyse zu finden. Das Interesse an den asymmetrischen Jeans war etwa enorm, nachdem sich Celine Dion bei der Coutoure-Modewoche in eine Modell mit einem engen und einem weiten Hosenbein zeigte. Jenes an den Janties stieg insbesondere vor dem Coachella-Festival enorm.

Nachhaltigkeit erobert den Kleiderschrank

Wie bereits in vielen anderen Lebensbereichen spielt auch in der Mode der Nachhaltigkeitsaspekt eine stetig wachsende Rolle: Lyst verzeichnete laut eigenen Angaben 193 Prozent mehr Seitenaufrufe von ethischen bzw. nachhaltigen Denim-Modellen von Marken wie Weekday, Re/done und Citizens of Humanity.

Auch die Stichwortsuche nach „ökologisch nachhaltigem Denim“ und „Bio-Baumwolle“ nahm dabei zu. Wenig überraschend stieg überdies das Interesse an Vintage-Denim im Vergleich zum Vorjahr um fast 100 Prozent. „Elle“ und „Harper’s Bazaar“ inkludierten nachhaltigen Denim ebenso in ihre Sommertrends.

Immerhin werden für die herkömmliche Produktion einer einzigen Jeans laut Angaben der Umweltschutzorganisation Greenpeace bis zu 7.000 Liter Wasser verbraucht sowie die Gewässer in Herstellungsländern wie China, Vietnam oder Pakistan vergiftet. Die NGO rät deshalb dazu, kaputte Jeans zu reparieren.