Chronisch unterbezahlt: Gerichtsdolmetscher gehen in Streik

Um auf ihre anhaltend schlechte Bezahlung aufmerksam zu machen, legen die Gerichtsdolmetscherinnen und -dolmetscher am 17. September die Arbeit nieder. Damit können an diesem Tag bundesweit keine Verhandlungen stattfinden, an denen die Beteiligung von Gerichtsdolmetschern erforderlich wäre. Im Wiener Landesgericht für Strafsachen wird dafür eine Protestveranstaltung stattfinden.

„Wir fordern gerechte Bezahlung für kompetente Leistung“, sagte heute Elisabeth Prantner-Hüttinger, Mediensprecherin des Österreichischen Verbands der Allgemein Beeideten und Gerichtlich Zertifizierten Dolmetscher. Die Arbeit der Sprachmittler wird in den meisten Fällen nach den Sätzen des Gebührenanspruchsgesetzes honoriert.

Seit 2007 hat es allerdings keine Indexanpassung mehr gegeben, was laut Dolmetscherverband aufgrund der Inflation für die Betroffenen einen Einkommensverlust von 22,5 Prozent bewirkt habe. Die Diskrepanz zwischen gesetzlichem Tarif und allgemeiner Marktlage betrage ein Viertel. Für ihre Arbeit für Gerichte und Staatsanwaltschaften erhalten die Übersetzer rund 25 Euro, die noch zu versteuern sind.

Kaum Nachwuchs zu finden

„Dass bei einer derartigen Entlohnung kaum mehr Nachwuchs zu finden ist, versteht sich von selbst“, so Andrea Bernardi, die Präsidentin des Verbands, vor Kurzem in einer Presseerklärung. Die Anzahl der zertifizierten Gerichtsdolmetscher hat sich in den vergangenen zehn Jahren auf 700 halbiert.

Für die Justizbehörden wird es folglich immer schwieriger, geeignete Dolmetscher für ihre Verhandlungen zu finden. Die Richtervereinigung unterstützt daher deren Forderungen nach marktgerechter Entlohnung, vereinfachten Regeln bei der Honorarabwicklung und Erleichterungen beim Verwaltungsaufwand.