Dramatische Lage in Flüchtlingslager in Bosnien

Die EU-Grenze auf dem Balkan ist für Flüchtlinge fast vollständig geschlossen. In den angrenzenden Staaten, etwa Bosnien-Herzegowina, hoffen aber weiter Tausende Menschen aus Syrien und anderen Ländern, den Weg in die EU zu schaffen. Besonders dramatisch sind die Verhältnisse in dem Lager Vucjak bei Bihac nahe der Grenze zu Kroatien.

Bosnische Behörden haben vor wenigen Wochen nach Ausschreitungen Hunderte Flüchtlinge in das Lager, das auf einer Mülldeponie errichtet ist, verbannt. Dort ist mittlerweile ein Lager entstanden, in dem teils verheerende Zustände herrschen.

Lager in Bihac
Arye Wachsmuth

„Eines der schrecklichsten Lager“

Eine Gruppe österreichischer Freiwilliger befindet sich derzeit in Vucjak, um die Menschen dort medizinisch zu versorgen. Arye Wachsmuth, der seit Jahren in verschiedenen Flüchtlingslagern arbeitete, sprach gegenüber ORF.at „von einem der schrecklichsten Lager in Europa“. Medien würden langsam auf Vucjak aufmerksam. „Das wird hoffentlich etwas ändern.“

Unter anderem versorgten die österreichischen Helferinnen und Helfer einen Mann, der an der Grenze von der kroatischen Polizei so schwer geschlagen worden sei, dass sein Trommelfell geplatzt sei, so Wachsmuth. Viele versuchen, illegal die Grenze nach Kroatien zu überqueren. Werden sie in Kroatien aufgegriffen, kommt es bei der Zurückweisung nach Bosnien immer wieder zu Polizeigewalt.

Lager in Bihac
Arye Wachsmuth

Kroatien: „Keine exzessive Gewalt“

Das wurde von der kroatischen Regierung bisher immer dementiert. Vor wenigen Tagen räumte die kroatische Präsidentin Kolinda Grabar-Kitarovic indirekt erstmals Polizeigewalt ein – bestand aber darauf, dass diese nicht illegal sei. Sie habe mit dem Innenminister, dem Polizeichef und Polizeioffizieren gesprochen. Alle hätten ihr versichert, „dass sie keine exzessive Gewalt ausüben“. „Natürlich ist etwas Gewalt nötig, wenn Ausweisungen vorgenommen werden“, so Grabar-Kitarovic in einem Interview für das Schweizer Fernsehen.

Laut Wachsmuth berichten zurückgewiesene Flüchtlinge dagegen von geradezu sadistischem Verhalten der kroatischen Polizei. Ihre Habseligkeiten würden verbrannt, die Menschen selbst brutal geschlagen. Es würde ihnen ihr Geld abgenommen und ihre Handys zerstört. Die Polizisten seien dabei oft maskiert.

Die NGO Human Rights Watch fordert die Einstellung der Zurückweisungen. Ihrer Ansicht nach verstoßen sie gegen internationales Recht.