Großdemo mit Stars gegen Regierung in Puerto Rico

Tausende Menschen haben in Puerto Rico gegen die Regierung des US-Außengebiets demonstriert. Bei einem Marsch zur Residenz des Gouverneurs Ricardo Rossello in der Hauptstadt San Juan waren gestern (Ortszeit) auch prominente Puerto Ricaner wie der Schauspieler Benicio del Toro sowie die Musiker Ricky Martin, Bad Bunny und Residente dabei. Am späten Abend kam es zu Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Polizisten. Diese setzten Tränengas ein.

Demonstration in Puerto Rico
AP/Carlos Giusti

Auch in New York, wo viele Puerto Ricaner leben, fand eine Kundgebung gegen Rossello statt. Seit Ende vergangener Woche hatte es jeden Tag Demonstrationen in Puerto Rico gegeben, deren Teilnehmerinnen und Teilnehmer den Rücktritt des Regierungschefs forderten.

Diskriminierende Äußerungen

Auslöser der Proteste war die Veröffentlichung zahlreicher Nachrichten einer privaten Gruppe des Messenger-Dienstes Telegram aus dem Zeitraum zwischen Ende 2018 und Anfang dieses Jahres. Darin äußerten sich Rossello und einige Vertraute abwertend über Politikerinnen und Politiker, Journalistinnen und Journalisten bzw. Aktivistinnen und Aktivisten.

Demonstration in Puerto Rico
AFP/Eric Rojas

Manche der Aussagen wurden von vielen als frauenfeindlich, homophob sowie vulgär empfunden. Außerdem wurden Staatsangelegenheiten besprochen, obwohl nicht alle Mitglieder der Gruppe der Regierung angehörten.

Rossello stand bereits zuvor wegen des langsamen Wiederaufbaus nach dem verheerenden Hurrikan „Maria“ von 2017 unter Druck. Hinzu kam ein Korruptionsskandal, im Zuge dessen unter anderen die bisherige Bildungsministerin Julia Keleher vergangene Woche von der US-Bundespolizei FBI festgenommen wurde.

Rossello schloss bei einer Pressekonferenz am Dienstag zum wiederholten Mal einen Rücktritt aus. Mehrere Mitglieder der Telegram-Gruppe, darunter auch der Vizegouverneur, räumten allerdings inzwischen ihre Posten.