In einer E-Mail an die Nachrichtenagentur Reuters forderte das US-Außenministerium den Iran zudem auf, alle gesetzeswidrigen Aktivitäten einzustellen. Auch Großbritannien verlangte Aufklärung zur Beschlagnahmung des Öltankers. Eine Regierungssprecherin forderte die Islamische Republik zudem auf, zur Deeskalation in der Region beizutragen. Ein Regierungssprecher in London sagte, der gestoppte Tanker fahre nicht unter britischer Flagge.
Laut einem Bericht des staatlichen iranischen Fernsehens haben Revolutionsgarden bereits am Sonntag einen ausländischen Öltanker aufgebracht. Das Außenministerium in Teheran teilte in einer Stellungnahme mit, der Tanker sei nach einem Notruf in iranische Gewässer geschleppt worden. Danach habe man festgestellt, dass das Schiff geschmuggeltes Öl geladen habe. Es sei daraufhin auf Gerichtsbeschluss beschlagnahmt worden. Zwölf Personen seien festgenommen worden.
Laut der Organisation TankerTrackers handelt es sich bei dem Schiff um den unter panamaischer Flagge fahrenden Tanker „Riah“, der in der Straße von Hormus andere Schiffe mit Treibstoff versorgte. Auf einem Video im iranischen Fernsehen ist zu sehen, wie zwei Schnellboote die „Riah“ umkreisen. Nach Angaben der Website Marine Traffic sendete der Öltanker zum letzten Mal am Samstag seinen Standort südlich der iranischen Insel Keschm.
Spannungen in Region nehmen zu
Seit dem Ausstieg der USA aus dem internationalen Atomabkommen mit dem Iran im Mai 2018 und der Verhängung neuer Sanktionen haben die Spannungen in der Golfregion enorm zugenommen. Seit Anfang Mai gab es mehrere Angriffe auf Tanker vor der Küste der Vereinigten Arabischen Emirate und im Golf von Oman, für die Washington den Iran verantwortlich machte. Teheran wies jede Verantwortung zurück.
Ende Juni brachte der Abschuss einer US-Aufklärungsdrohne durch die Revolutionsgarden über der Straße von Hormus den Iran und die USA an den Rand einer militärischen Konfrontation. US-Präsident Donald Trump stoppte erst in letzter Minute einen Vergeltungsangriff.
Streit über Tanker vor Gibraltar
Für weitere Spannungen sorgte Anfang Juli die Festsetzung eines Tankers mit iranischem Erdöl vor Gibraltar. Teheran drohte daraufhin Großbritannien mit Konsequenzen. Die Behörden in Gibraltar und die britische Royal Navy hatten den unter der Flagge Panamas fahrenden Supertanker „Grace 1“ vor Gibraltar wegen des Verdachts auf illegale Öllieferungen nach Syrien festgesetzt.
Der Kapitän und drei weitere Mitglieder der Besatzung wurden vorübergehend festgenommen, sind aber inzwischen wieder auf freiem Fuß. Der Iran protestierte, bestellte mehrmals den britischen Botschafter ein und forderte, das Schiff sofort weiterfahren zu lassen. Der Oberste Gerichtshof in Gibraltar ordnete jedoch an, dass das Schiff mindestens bis zum 21. Juli nicht auslaufen darf.
Am Wochenende gab es aber erste Anzeichen von Entspannung. Der britische Außenminister Jeremy Hunt stellte eine Freigabe des Schiffes durch die Behörden in dem britischen Überseegebiet in Aussicht, sollte der Iran zusichern, dass die Ladung nicht für Syrien bestimmt ist. Auch sein iranischer Amtskollege Mohammed Dschawad Sarif betonte, dass Teheran den Konflikt diplomatisch lösen wolle.
Weiterer Vorfall mit britischem Schiff
Bereits vergangene Woche hatte es einen Zwischenfall mit einem britischen Tanker in der Straße von Hormus gegeben. Britischen Angaben zufolge hatten dort drei iranische Boote versucht, ein britisches Handelsschiff an der Durchfahrt zu hindern. Eine Fregatte zwang sie jedoch zum Abdrehen. Teheran bestritt, in den Vorfall verwickelt zu sein.
Die Straße von Hormus im Persischen Golf ist einer der wichtigsten Schifffahrtswege weltweit. Ein Fünftel der Erdöltransporte gehen durch diese Meerenge. Die USA wollen ein Bündnis schmieden, um die Schifffahrtsstraße zu sichern. Die Vorfälle mit den Tankern tragen zu den Spannungen rund um die Uranproduktion des Iran und das auf der Kippe stehende Atomabkommen bei.