US-Kriegsschi USS Boxer (LHD-4)
Reuters/Ahmed Jadallah
„Haben keine Drohne verloren“

Teheran dementiert US-Angaben über Abschuss

Nachdem die USA am Donnerstag den Abschuss einer iranischen Drohne gemeldet haben, weist der Iran diese Angaben weiter strikt zurück. „Wir haben keine Drohne verloren, weder in der Straße von Hormus noch anderswo“, teilte der iranische Vizeaußenminister Abbas Araktschi am Freitag via Twitter mit. Er stellte zudem in den Raum, dass die USA „irrtümlich“ eine eigene Drohne abgeschossen haben könnten.

Zuvor dementierte bereits der iranische Außenminister Mohammed Dschawad Sarif am Sitz der Vereinten Nationen in New York die Angaben von US-Präsident Donald Trump, wonach die „USS Boxer“ eine iranische Drohne abgeschossen habe, die dem US-Kriegsschiff „sehr, sehr nahe“ gekommen sei. Laut US-Verteidigungsministerium ereignete sich der Vorfall am Donnerstag gegen 10.00 Uhr (Ortszeit). Das Schiff habe sich in internationalen Gewässern befunden, als sich die Drohne genähert habe.

Offen ließ das Pentagon, ob es sich um eine bewaffnete Drohne handelte. Auch genaue Angaben, wie die Drohne zerstört worden sei, gibt es noch nicht. Neben einem Abschuss ist laut Medienberichten etwa auch der Einsatz eines Störsenders möglich.

„Jüngste von vielen feindlichen Aktionen“

Trump sprach lediglich davon, dass sich die Mannschaft der „USS Boxer“ verteidigt habe. „Es ist die jüngste von vielen provozierenden und feindlichen Aktionen des Iran gegen Schiffe, die in internationalen Gewässern operieren“, so der US-Präsident. Die USA behielten sich das Recht vor, ihre Interessen, Einrichtungen und Mitarbeiter zu verteidigen. Gleichzeitig forderte Trump andere Länder auf, das iranische Vorgehen zu verurteilen. Von scharfen Drohungen an die Adresse Teherans sah er aber ab.

Seit dem Ausstieg Washingtons aus dem internationalen Atomabkommen mit Teheran im Mai 2018 und der Verhängung neuer Sanktionen stehen die Zeichen in der Golfregion verstärkt auf Eskalation. Die Straße von Hormus spielt im Konflikt der beiden Länder eine Schlüsselrolle. Fast ein Drittel des globalen Ölexports wird durch die Meerenge verschifft. Im vergangenen Jahr hatte der iranische Präsident Hassan Rouhani mit einer Blockade gedroht.

USA: Beschlagnahmten Tanker freigeben

In den vergangenen Wochen kam es zu mehreren Zwischenfällen mit Tankern rund um die Straße von Hormus. Im Juni wurden zwei Tanker bei schweren Zwischenfällen im Golf von Oman beschädigt.

Videoaufnahme des unter der Flagge von Panama fahrenden Tankers MT Riah
APA/AFP/IRINN
Das iranische Fernsehen zeigte Aufnahmen des beschlagnahmten Tankers

Für neuerliche Spannungen zwischen Washington und Teheran sorgt derzeit auch die Beschlagnahmung eines Öltankers durch die iranischen Revolutionsgarden im Persischen Golf. Das US-Außenministerium forderte am Donnerstag vom Iran die umgehende Freigabe des gestoppten Schiffs. „Die USA verurteilen entschieden die wiederholten Schikanen gegen Schiffe durch das Marinecorps der Islamischen Revolutionsgarden“, hieß es.

In einer E-Mail an die Nachrichtenagentur Reuters forderte das US-Außenministerium den Iran zudem auf, alle gesetzeswidrigen Aktivitäten einzustellen. Auch Großbritannien verlangte Aufklärung zur Beschlagnahmung des Öltankers. Eine Regierungssprecherin forderte die Islamische Republik zudem auf, zur Deeskalation in der Region beizutragen. Ein Regierungssprecher in London sagte, der gestoppte Tanker fahre nicht unter britischer Flagge.

Zwölf Personen festgenommen

Laut einem Bericht des staatlichen iranischen Fernsehens haben Revolutionsgarden bereits am Sonntag einen ausländischen Öltanker aufgebracht. Das Außenministerium in Teheran teilte in einer Stellungnahme mit, der Tanker sei nach einem Notruf in iranische Gewässer geschleppt worden. Danach habe man festgestellt, dass das Schiff geschmuggeltes Öl geladen habe. Es sei daraufhin auf Gerichtsbeschluss beschlagnahmt worden. Zwölf Personen seien festgenommen worden.

Karte zeigt Straße von Oman
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA

Der Organisation TankerTrackers zufolge handelt es sich bei dem Schiff um den unter panamaischer Flagge fahrenden Tanker „Riah“, der in der Straße von Hormus andere Schiffe mit Treibstoff versorgte. Auf einem Video im iranischen Fernsehen ist zu sehen, wie zwei Schnellboote die „Riah“ umkreisen. Nach Angaben der Website Marine Traffic sendete der Öltanker zum letzten Mal am Samstag seinen Standort südlich der iranischen Insel Keschm.

Signale der Verhandlungsbereitschaft

Inmitten der Spannungen zwischen den USA und dem Iran gibt es auch Anzeichen für Verhandlungsbereitschaft auf beiden Seiten. Der britische „Guardian“ berichtete am Donnerstag, der iranische Außenminister Sarif habe in Aussicht gestellt, striktere Kontrollen des iranischen Atomprogramms zuzulassen. Im Gegenzug wolle der Iran eine Aufhebung von US-Sanktionen.

Trump sagte vor Journalisten, der Druck auf Teheran habe Wirkung gezeigt und die Verhandlungsbereitschaft der iranischen Führung wachsen lassen. „Alles, was wir wollen, ist ein fairer Deal.“ Das mit dem Iran ausgehandelte internationale Atomabkommen sei ein „schlechter Deal“ gewesen. „Wir können schnell etwas machen oder wir können uns Zeit lassen“, sagte Trump. „Ich habe keine Eile.“ Die USA waren im Mai 2018 einseitig aus dem internationalen Atomabkommen mit Teheran ausgestiegen und hatten in der Folge neue Sanktionen gegen das Land verhängt.