Das 1981 in London uraufgeführte „Cats“ von Andrew Lloyd Webber, basierend auf „Old Possum’s Book of Practical Cats“ von T. S. Eliot, gilt als eines der erfolgreichsten Musicals aller Zeit. Seit Jahren, fast Jahrzehnten gibt es Pläne einer Filmversion, Universal hatte sich schon vor Ewigkeiten die Filmrechte gesichert.
Doch das Projekt wurde – vielleicht aus guten Gründen – immer wieder auf Eis gelegt. In den 1990ern wurde ein geplanter Animationsfilm verworfen, 1998 erschien eine im Londoner Adelphi Theatre gefilmte Bühnenversion – direkt auf Video.
Erfolg von „Les Miserables“ als Anstoß
Nun ist es aber so weit: Rechtzeitig zu Weihnachten kommt eine Filmadaption ins Kino. Als Regisseur wurde Tom Hooper engagiert, der mit „The King’s Speech“ den Durchbruch schaffte und 2012 das Musical „Les Miserables“ mehr als erfolgreich verfilmte. Das scheint auch den Anstoß gegeben zu haben, das Projekt „Cats“ nun tatsächlich umzusetzen.
Auch die Besetzung lässt Fans schnurren: Die Rolle der Grizabella spielt US-Sängerin und Schauspielerin Jennifer Hudson, die im Film auch den großen Hit „Memory“ zum Besten geben darf. Ebenfalls dabei ist Superstar Taylor Swift in der Rolle der Bombalurina.
Auch große Stars dabei
Aus der klassischen Schauspielerriege sind Judy Dench, Ian McKellen und Idris Elba mit von der Partie. Die Comedy-Fraktion wird mit Rebel Wilson und James Corden abgedeckt. Auch die Creme de la Creme der Ballettszene hat man an Bord.
Bei einem erfolgreichen Stoff und einer solchen Besetzung kann nicht viel schiefgehen, könnte man meinen. Kann es doch, wenn man sich die Reaktionen auf den Trailer ansieht. Binnen kürzester Zeit quollen sämtliche Social-Media-Kanäle vor Spott über – mehr dazu in fm4.ORF.at.
Kitsch bis zum Abwinken
Dass „Cats“ kitschig ist, liegt wohl am Musical selbst. Die ersten Szenen legen aber nahe, dass im Film der Bogen doch etwas überspannt worden sein könnte. Und: Anders als „Les Miserables“ hat „Cats“ keine, sagen wir, übermäßig komplexe Handlung. Böse Katzenzungen behaupten gar, es gäbe eigentlich gar keine. Selbst professionelle Filmkritiker wie Scott Mendelson zeigen sich amüsiert bis verstört.
Zu klein? Zu groß?
Bei der Umsetzung sorgt zunächst für Verwirrung, dass die Größenverhältnisse der Katzen einfach nicht zu stimmen scheinen.
Und einige glauben, schon den wahren Grund für die Verfilmung gefunden zu haben. Weil sonst ja alles überhaupt keinen Sinn ergeben würde.
Wieso haben Katzen Brüste?
Beim offiziellen Trailer auf YouTube überflügeln die Downvotes die Likes bei Weitem. „Gruselig“ ist wohl das am häufigsten verwendete Wort. Bei der Verfilmung wurde bei den Figuren das Konzept der Bühnenversion beibehalten: Es sind Menschen in Katzenkostümen. Erschwerend kommt jedoch hinzu, dass an CGI-Effekten nicht gespart wurden. Es entstanden also Mensch-Katz-Hybridwesen, die die menschliche Anatomie teilweise an der Grenze zur Jugendfreiheit abbilden.
James Cordon erinnert wieder als Bustopher Jones sehr an Waldi aus „Spaceballs“, der ja auch ein Hybrid war, ein Möter – halb Mensch, halb Köter.
Gewitzelt wird auch, dass der 18. Juli 2019 wohl in die Geschichte des Internets eingehen wird: Zum ersten Mal wird Cat-Content im großen Stil kritisiert und abgelehnt.
Erinnerung an „Sonic“
In Sozialen Netzwerken wird zudem an den Trailer von „Sonic the Hedgehog“, Film zur gleichnamigen Videospielreihe, erinnert. Der Trailer hatte heuer für wüste Diskussionen im Netz gesorgt, auch hier war die CGI-Gestaltung der Figur Auslöser für die Kritik. Der Filmstart wurde daraufhin verschoben: „Wir nehmen uns ein bisschen mehr Zeit, um ‚Sonic‘ richtig hinzubekommen“, schrieb Regisseur Jeff Fowler.
Allem Spott zum Trotz wird der Film zweifellos seine Fans finden. Und wer in Österreich nicht bis Weihnachten warten will, um „Cats“ zu sehen, der hat noch eine Alternative: Im September kehrt das Musical in einer neuen Version der Originalproduktion ins Wiener Ronacher zurück. 1983 hatte „Cats“ ja am Theater an der Wien seine deutschsprachige Premiere, sieben Jahre lief das Stück damals – mehr dazu in wien.ORF.at.