Öltanker
Reuters/Tasnim News Agency
Tanker beschlagnahmt

Neues Manöver des Iran heizt Konflikt an

Die Festsetzung eines britischen Tankers in der Straße von Hormus durch den Iran hat die Kriegsgefahr am Persischen Golf weiter erhöht. Die Lage droht außer Kontrolle zu geraten. Der Westen forderte die sofortige Freigabe des am Freitag festgesetzten Tankers. Der Iran verlangte nun juristische Untersuchungen.

Der Tanker habe internationales Seerecht verletzt, sagte am Samstag der iranische Außenminister Mohammed Dschawad Sarif. Schon am Freitag hatte es vonseiten der Revolutionsgarden geheißen, dass die „Stena Impero“ ein iranisches Fischerboot gerammt und internationale Schifffahrtsgesetze missachtet habe, es sei deshalb in die iranische Stadt Bandar Abbas begleitet worden.

Sarif erklärte zudem, dass es der Iran sei, der im Persischen Golf die Sicherheit garantiere: „Anders als die Piraterie in der Straße von Gibraltar dient unsere Maßnahme im Persischen Golf dazu, die maritimen Regeln zu bewahren“, so Sarif. Großbritannien müsse aufhören, „ein Helfer des Wirtschaftsterrorismus der USA“ zu sein.

„Illegitimer Wirtschaftskrieg“

Am Samstag gab es auch ein Statement des iranischen Wächterrats, das in diese Richtung zeigte. Demnach begründete das einflussreiche Gremium in der halbamtlichen Nachrichtenagentur Fars in einer seiner seltenen Stellungnahmen die Festsetzung des Schiffes ebenfalls mit einem „illegitimen Wirtschaftskrieg“. Damit spielte Teheran auf den Anfang Juli vor Gibraltar beschlagnahmten iranischen Tanker an.

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AP/Marcos Moreno
Der iranische Tanker wurde Anfang Juli vor Gibraltar beschlagnahmt

Erst am Freitag fiel die Entscheidung vom Obersten Gerichtshof Gibraltars, dass dieser Tanker, der mit für Syrien bestimmtes Öl beladen gewesen sein soll, noch weitere 30 Tage beschlagnahmt bleiben kann. Die Öllieferung verstoße gegen EU-Recht.

Großbritannien droht mit Konsequenzen

Auch der britische Außenminister Jeremy Hunt vermutet hinter der Beschlagnahmung des Tankers eine Reaktion auf den weiter festgesetzten iranischen Tanker vor Gibraltar. Großbritannien verlangte die sofortige Freigabe des britischen Tankers und kündigte gemeinsam mit den USA eine „bedachte, aber kräftige Reaktion“ an. Großbritannien bestellte inzwischen den iranischen Geschäftsträger in London ein. Hunt betonte aber, dass es nicht um militärische Optionen, sondern um eine diplomatische Lösung gehe.

Hunt sieht die Sicherheit in der Straße von Hormus gefährdet. Der Vorfall lasse ernsthafte Fragen mit Blick auf die internationale Schifffahrt aufkommen, sagte Hunt am Samstag. Nach intensiven Beratungen des britischen Sicherheitsstabs solle am Montag das Parlament darüber informiert werden, welche weiteren Maßnahmen ergriffen werden sollen.

US-Präsident Donald Trump will Soldaten nach Saudi-Arabien, dem Erzfeind des Iran, verlegen. US-Medienberichten zufolge soll es sich dabei um 500 Soldaten handeln. London warnte Schiffe, die vor allem für den Öltransport wichtige Straße von Hormus im Persischen Golf zu meiden. Die arabischen Golf-Anrainerstaaten reagierten zunächst ungewöhnlich ruhig auf die Vorfälle. Die Vereinigten Arabischen Emirate und Saudi-Arabien, die als regionale Gegenspieler des Iran gelten, schwiegen zunächst. Lediglich das kleine Königreich Bahrain verurteilte die Beschlagnahmung des britischen Tankers aufs Schärfste.

Iran setzte Tanker fest

Der Iran hat in der Straße von Hormus einen britischen Tanker festgesetzt und damit die Spannungen am Persischen Golf weiter verschärft. Die „Stena Impero“ habe gegen „internationale maritime Regeln“ verstoßen, teilten die iranischen Revolutionsgarden mit.

EU warnt vor „weiterer Eskalation“

Der britische Außenminister warf Teheran vor, einen „gefährlichen Weg des illegalen und destabilisierenden Verhaltens“ zu beschreiten. In einem Telefonat mit Sarif brachte er seinen eigenen Angaben zufolge seine „extreme Enttäuschung“ zum Ausdruck. Denn noch vergangene Woche habe ihm Sarif zugesichert, die Situation deeskalieren zu wollen.

Die Lage ist angespannt. Die EU äußerte am Samstag „tiefe Besorgnis“ über die Beschlagnahmung des Tankers durch den Iran und sah „Risiken für eine weitere Eskalation“. Auch Deutschland verurteilte den Schritt als einen „nicht zu rechtfertigenden Eingriff in die zivile Schifffahrt, der eine ohnehin angespannte Lage gefährlich weiter verschärft“.

Besatzung geht es gut

Bis zum Ende der Untersuchungen will der Iran die Besatzung nicht von Bord gehen lassen. Die 23 Besatzungsmitglieder des vom Iran festgesetzten britischen Öltankers „Stena Impero“ sind nach Angaben ihrer Reederei wohlauf. „Der Besatzung geht es den Umständen entsprechend gut“, sagte der Chef des Schifffahrtsunternehmens Stena Bulk, Erik Hanell, am Samstag dem schwedischen Sender SVT in Göteborg.

Gleichzeitig dementierte Hanell Berichte, wonach sich das Schiff während des Zwischenfalls am Freitag in iranischen Gewässern befunden habe. „Es war in internationalem Gewässer. Wir haben Transponder auf dem Schiff, damit wir die ganze Zeit wissen, wo es sich befindet“, sagte er. Der Nachrichtensender Sky News berichtete am Samstag, die „Stena Impero“ sei in den Gewässern des Oman gestoppt worden.

Video der Festsetzung veröffentlicht

Unterdessen veröffentlichten die iranischen Revolutionsgarden ein Video, das die Beschlagnahme der „Stena Impero“ zeigen soll. In dem Film nähern sich Schnellboote dem Schiff, dessen Name klar zu sehen ist. Bewaffnete und maskierte Soldaten seilen sich von einem über dem Tanker fliegenden Hubschrauber ab. Mit derselben Taktik hatte die britische Marine vor zwei Wochen den iranischen Tanker vor Gibraltar aufgebracht.

Ein Vertreter der Revolutionsgarden sagte, die „Stena Impero“ sei von einem britischen Kriegsschiff eskortiert worden. Dieses habe versucht, die Festsetzung zu verhindern. Auf dem Video ist kein britisches Kriegsschiff zu sehen.

Zwischenfall treibt Ölpreis nach oben

Das Vorgehen Teherans wirkt sich auch auf den Aktienmärkten aus. Der Zwischenfall belastete die Börsen und trieb den Ölpreis nach oben. Der Preis für ein Barrel (159 Liter) der Nordsee-Sorte Brent legte nach Berichten von Samstag zuletzt um 1,14 US-Dollar (1,01 Euro) auf 63,07 Dollar zu.