Nanpu-Brücke in Shanghai
Getty Images/Xiaodong Qiu
IWF-Prognose

Viele „Fehltritte“ bremsen Wirtschaft

Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat die Wachstumsaussichten für die Weltwirtschaft erneut nach unten korrigiert. Grund sind viele aktuelle Unsicherheiten, von geopolitischen Spannungen bis zu Handelskonflikten, und einige andere „Fehltritte“, wie es heißt.

Der IWF rechnet in seinem neuesten Word Economic Outlook mit einem globalen Wachstum von 3,2 Prozent, zuletzt waren es noch 3,3 gewesen. Für 2020 sollen es nun 3,5 anstatt 3,6 Prozent sein. Im Vergleich mit Ländern wie Österreich – die aktuelle Prognose liegt hier bei 1,5 bzw. 1,6 Prozent – scheint der Wert recht hoch.

Allerdings sei die Prognose die schwächste seit der Finanz- und Wirtschaftskrise vor mittlerweile mehr als zehn Jahren, der Wert der niedrigste seit 2009, hieß es am Dienstag in einer Analyse der Finanznachrichtenagentur Bloomberg. Außerdem setzte die Prognose für 2020 voraus, dass das Wirtschaftswachstum in einigen Schwellen- und Entwicklungsländern deutlich anziehen und einige Handelsstreitigkeiten gelöst werden müssten.

Die großen Unsicherheitsfaktoren

Die Abwärtsrisiken hätten sich seit April und der Veröffentlichung des letzten vierteljährlichen Ausblicks verstärkt. Dazu gehörten vor allem der Zollstreit zwischen den USA und China sowie geopolitische Spannungen, aktuell allen voran der Konflikt zwischen den USA und dem Iran, aber auch politische „Fehltritte“, etwa beim Ausscheiden Großbritanniens aus der EU, dem Brexit. Das globale „Wachstum bleibt gedämpft“, hieß es am Dienstag aus Washington. Der IWF reduzierte auch seine Prognosen für das weltweite Handelsvolumen – um 0,9 Prozent auf 2,5 Prozent Plus im nächsten Jahr.

Grafik zeigt IWF-Wirtschaftsprognose
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: IWF

Auch in Österreich weniger Wachstum

Für Österreich wurden in der neuesten Prognose nicht eigens Daten erhoben. Das Institut für Höhere Studien (IHS) und das Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO) gingen in ihrer letzten Rechnung im Juni von 1,5 bzw. 1,7 (2019) und 1,6 bzw. 1,5 Prozent Plus (2020) aus. 2018 war das heimische Bruttoinlandsprodukt (BIP) real noch um 2,7 Prozent gewachsen. Für Deutschland erwartet der IWF heuer nur noch 0,7 Prozent Wachstum und begründete das mit einer schwächeren Auslandsnachfrage.

Strafzölle und der Brexit

Die Zahlen für die USA sollten mit 2,6 statt 2,3 Prozent laut IWF überraschend besser ausfallen als zuvor prognostiziert. 2020 wird die US-Wirtschaft mit 1,9 Prozent plus weiter rascher wachsen als die der Euro-Zone mit 1,3. Für China senkte der Fonds seine Einschätzung für das laufende Jahr von 6,3 auf 6,2 Prozent. Laut Bloomberg dürfte die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) den Leitzinssatz in den nächsten Tagen das erste Mal seit der Finanzkrise wieder senken – um die Konjunktur zu stützen.

Als Risikofaktoren für die Weltwirtschaft nennt der IWF explizit weitere US-Strafzölle für andere Länder, Gegenreaktionen etwa aus China, US-Strafzölle auf Kraftfahrzeuge aus dem Ausland und einen ungeordneten Abschied Londons aus der EU, einen „No Deal“-Brexit.