Autonomer Bus
APA/Herbert Pfarrhofer
Chauffeur war gestern

Die Zukunft der Verkehrsberufe

Experten sind sich einig: Die Automatisierung killt Arbeitsplätze, gerade im Verkehrsbereich, man denke an Lkw-Fahrer und Buschauffeure. Genauso sicher schafft sie neue Jobs. Eine Studie des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KFV) gemeinsam mit dem Future Lab des Ars Electronica Center wagt eine Prognose, welche neuen Berufsbilder entstehen und welche Fähigkeiten man dafür braucht.

Was die Zukunft bringt, weiß niemand, und das wiederum wissen auch die Verfasserinnen und Verfasser der Studie. Also hat man – durchaus spielerisch – verschiedene Szenarien entworfen; solche, in denen vor allem ein Wandel Richtung umweltschonende Technologie bevorsteht und mögliche Entwicklungen Richtung Automatisierung sowie mögliche Kombinationen, falls nur eine von beiden, beide oder keine Variante zutrifft.

Entsprechend den Szenarien wurden vier mögliche Welten entworfen: „Humans in Control“ – eine Welt, in der Tradition vor Fortschritt geht und man noch immer mit privaten Pkws herumkurvt; die Berufswelt bleibt ähnlich, es gibt etwa weiterhin Fahrleher, Verkehrspolizisten und Straßenarbeiter. Dann „Private Autonomy“ – das vollautomatische Fahren hat sich durchgesetzt, aber jeder hat weiterhin ein eigenes Auto als Statussymbol. Berufe sind etwa „Incentive Designer“, „Mobilitatstrainer“ und „Smart Tolling Developer“.

Autonomer Bus
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Die selbstfahrenden Busse in der Wiener Seestadt sind unterwegs – werden aber noch von Chauffeuren überwacht

Die beste aller Welten

In der dritten aller möglichen Welten, der „On Demand City“, ist die Automatisierung weit vorangeschritten und niemand möchte mehr ein privates Auto besitzen, der Community-Gedanke herrscht vor. Mögliche Berufe wären etwa „KI-Daten-Trainer“, „Mobility App Designer“ und Therapeut nach Unfällen. Und schließlich: das Szenario „A Brave New Green“, die beste aller Welten. Niemand will ein privates Auto, alles ist durchautomatisiert, Verzicht geht vor Mobilität, soziale Teilhabe steht im Vordergrund. Es braucht beispielsweise „Stadt-Landwirte“, „automotive Ethiker“ und „Rural-Mobility-Experten“.

Gemeinsam ist all diesen neuen Berufsbildern: Die Digitalisierung schreitet voran und bringt einen raschen, ständigen technologischen Wandel mit sich. Das wiederum heißt: Weiterbildung wird vom gehypten Schlagwort zum Dauerthema im Alltag. Je nach Berufsgruppe werden bis zu 30 Prozent der Arbeitszeit für Weiterbildung veranschlagt. Das heißt: Jeder dritte Tag wird dafür aufgewendet. Und selbstredend wird es viele Programmiererinnen und Programmierer brauchen.

Dienstleistung von Menschen als Luxus

Eine weitere Erkenntnis aus der Studie: Softskills werden wichtiger. Alle repetitiven Arbeiten übernimmt künstliche Intelligenz. Wichtig ist aber noch mehr als schon bisher die soziale Kompetenz. Man muss nicht unbedingt ein Star sein in Sachen analytischer Intelligenz. Studienautorin Maria Pfeifer vom Ars Electronica Future Lab sagt im Gespräch mit ORF.at, es sei sogar möglich, dass Dienstleistungen von Menschen zu einem regelrechten Luxus werden für jene, die sich – als ein Beispiel – statt Roboterpflege eine Pflege durch Menschen leisten können.

Und auch für jene, die weder besonders gut in analytischem Denken noch überschäumend vor sozialen Skills sind, wird es weiterhin Jobs geben. Welche genau, das sei noch nicht ganz klar, aber Pfeifer spricht von den „unvorhersehbaren Kleinigkeiten“, die unweigerlich immer anfallen würden. Überhaupt sei es schwer gewesen, allzu konkrete Prognosen zu erarbeiten – manchmal habe es einfach auch den Mut gebraucht, konkret zu werden, um Sachverhalte greifbar zu machen.

Mobilitäts- statt Fahrlehrer

So werden in der Studie für jede Berufsgruppe konkrete Persönlichkeiten erfunden, die aus der Ich-Perspektive erzählen, was sie so tun. Pfeifer greift exemplarisch einen Fahrlehrer auf. Fahrschulen werden nicht mehr gebraucht, sollte man meinen. Aber ganz so ist es nicht. Im ersten Szenario wird ohnehin noch selbst gefahren, auch wenn man zwischen Automatikmodus und Selbstfahrbetrieb wechseln kann. Gerade dieser Wechsel will gelernt sein – da braucht es Fahrlehrerinnen und Fahrlehrer.

Und auch in den anderen Szenarien sind Mobilitätstrainer gefragt. Die lehren zwar nicht, wie man Auto fährt, aber wie man mit einem automatisierten Auto umgeht – bei unterschiedlichen Betriebssytemen etwa, und man lernt auch, wie man sich als Fußgänger verhält. Je regulierter eine Welt – beispielsweise im „Brave New Green“-Szenario –, desto mehr Regeln müssen beherrscht werden. Das will gelernt sein. Pfeifer sagt, in allen Szenarien habe man darauf geachtet, Vor- und Nachteile aufzuzeigen.

Updates für den Menschen

Die zentrale Erkenntnis, so Pfeifer, sei es jedenfalls, dass man nicht nur Systeme, sondern auch sich selbst regelmäßig updaten müsse, sprich: Weiterbildung, Weiterbildung, Weiterbildung. Das „lebenslange Lernen“ sei vielleicht eine verbrauchte Vokabel – aber in Zukunft werde es erst so richtig wichtig, nicht den Anschluss zu verlieren.