Rauchschwaden über dem Altamira-Gefängnis in Brasilien
Reuters
Brasilien

Über 50 Tote bei Gefängnisrevolte

In Brasilien sind am Montag bei Kämpfen zwischen verfeindeten Banden in einem Gefängnis Dutzende Häftlinge ums Leben gekommen. Die Haftanstalt Altamira im Bundesstaat Para sprach von insgesamt 52 Toten.

Die Kämpfe waren ausgebrochen, nachdem Mitglieder einer kriminellen Organisation in den Zellentrakt einer rivalisierenden Bande eingedrungen waren. Die Angreifer blockierten demnach den Ausgang eines Raumes und legten Feuer. Einige der Opfer erstickten. 16 Menschen seien bei den Angriffen enthauptet worden.

Zwei Gefängniswärter seien im Zuge der Kämpfe als Geiseln genommen, aber anschließend wieder befreit worden. Videos in brasilianischen Medien zeigten, wie Feuer und Rauch aus dem Gebäude drang. Mutmaßliche Häftlinge waren außerdem auf dem Dach des Gebäudes zu sehen. In dem Gefängnis sollen laut dem brasilianischen Nachrichtenportal G1 rund 310 Personen inhaftiert sein, ausgelegt ist das Gebäude für 200.

Verheerende Bandenkriminalität

Viele Gefängnisse in Brasilien werden von Gangs kontrolliert, immer wieder kommt es auch hinter Gittern zu gewalttätigen Auseinandersetzungen. Zahlreiche inhaftierte Gangbosse steuern die Geschäfte ihrer kriminellen Organisationen aus dem Gefängnis heraus. Gleichzeitig hat sich die Zahl der Inhaftierten in Brasilien in den vergangenen drei Jahrzehnten verachtfacht.

Tödliche Gefängnisrevolte in Brasilien

Die tödlichen Kämpfe in der Haftanstalt in Altamira zogen sich über Stunden, Dutzende Einsatzkräfte waren angerückt. (Quelle: Reuters)

Aktuell sitzen rund 750.000 Menschen im Gefängnis, womit sich Brasilien weltweit auf Platz drei befindet. Gleichzeitig sind die Haftanstalten extrem überbelegt, insgesamt haben sie nur eine Gesamtkapazität von etwa 416.000 Insassen.

Immer wieder blutige Vorfälle

Erst im Mai war es in Nordbrasilien zu einer Gefängnisrevolte mit 42 Opfern gekommen. Alle Toten zeigten damals Erstickungsanzeichen. Kurz davor hatte es bei einem weiteren Aufstand 15 Tote gegeben. Im September 2018 hatten schwer bewaffnete Männer ein Gefängnis im Nordosten angegriffen, das Tor aufgesprengt, einen Polizisten erschossen und 92 Insassen zur Flucht verholfen.

Wenige Monate davor, im April 2018, war es in einem Gefängnis nahe der Stadt Belem im nördlichen Gliedstaat Para zu Kämpfen zwischen Wachleuten und schwer bewaffneten Häftlingen und Helfern von außen gekommen. Damals gab es 21 Tote. Im Jahr 2017 waren bei einer Welle der Gewalt und drei Wochen andauernden Kämpfen zwischen verfeindeten Gefängnisgangs fast 150 Menschen ums Leben gekommen.

Brasiliens rechter Präsident Jair Bolsonaro hatte in der Vergangenheit mehrfach angekündigt, die Gefängnisse strikter zu kontrollieren und mehr Haftanstalten zu errichten. Allerdings hat er nur beschränkten Einfluss, da die Gefängnisse auf Ebene der Bundesstaaten kontrolliert werden.