Elvis Presley, 1969
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Elvis in Vegas

Der fulminante Anfang vom Ende

Am Mittwoch vor 50 Jahren, am 31. Juli 1969, hat Elvis Presley sein erstes Konzert in Las Vegas gespielt, mehr als 800 weitere sollten folgen. Für den „King“ ging es um alles: In Zeiten von Beatles, Stones und Hippies war seine Musikerkarriere eingeschlafen. Auch Las Vegas hatte schon bessere Zeiten gesehen und brauchte dringend einen Neustart. Für Elvis sollte es eine fulminante Wiederauferstehung werden – und gleichzeitig der Anfang vom Ende.

Es war ein kometenhafter Aufstieg, der aus Elvis Aaron Presley Mitte der 50er Jahre den „King of Rock ’n’ Roll“ machte. Mit Hits am laufenden Band wurde Elvis zur Speerspitze einer ganzen Generation, allein sein sexuell aufgeladener Hüftschwung brachte die althergebrachten Wertvorstellungen ins Wanken. Die Jugend war entfesselt.

Doch der erste Höhenflug dauerte gar nicht lange. Presley wurde zur Armee eingezogen. Als er 1960 sich wieder seiner Karriere widmen konnte, setzte er vor allem auf Schauspielerei. Musik wurde zum Beiwerk. Filme wurden im Schnellverfahren abgedreht, die Kasse stimmte, die Qualität nicht mehr. Auch die meisten seiner Songs konnten in den Charts nicht mehr punkten, jahrelang stand er auf keiner Bühne mehr.

Presley wurde von der Welle überrollt, die er selbst ausgelöst hatte. Die Beatles, die Rolling Stones und all die anderen hatten ihn im schnelllebigen Geschäft bereits überflügelt. Und dann kamen auch noch die Hippies.

Vegas stagnierte

Die Wüstenstadt Las Vegas erlitt fast gleichzeitig ein ähnliches Schicksal. Die Goldenen Jahre in den 50ern, als Frank Sinatra, Dean Martin, Sammy Davis Jr. und andere des „Rat Packs“ begeistert hatten, waren schon lange vorbei. Zunehmend kamen die Gangster und ihr Gefolge nach Las Vegas, kauften sich in die Casinos ein und übernahmen so die Kontrolle an den Spieltischen. Finanzkräftige Investoren und Unternehmer blieben aus, das mafiöse Image der Stadt schreckte enorm ab.

Erst als Ende der 60er Jahre der exzentrische Milliardär Howard Hughes kam, änderte sich das Bild. Er kaufte die Casinos der Mafia auf. Nach und nach siedelten sich die großen Hotelketten an und verdrängten so die Mafia aus der Stadt. Doch von Konzerten in Hotelhallen wollten die Jungen nichts wissen, und sämtliche Stars der neuen Generation weigerten sich, in Las Vegas zu spielen.

Premierenabend als Triumph

Als Presleys Manager Colonel Tom Parker die Shows in Las Vegas fixierte, ging es für Elvis um alles oder nichts, schreibt die „New York Times“. Allerdings: Zuvor hatte er 1968 mit einem Weihnachtsfernsehspecial für NBC bereits den ersten Schritt aus dem Karrieretal gemacht. Mit „In the Ghetto“ landete er im Frühjahr 1969 wieder einen großen Hit.

Der Auftritt am 31. Juli 1969 wurde zum Triumph. Vor mehr als 2.000 Zuseherinnen und Zusehern, darunter viele Promis und Musikkritiker, verpackte Elvis seine alten Hits in große Arrangements, die weichgeschwaschenen Sounds seiner Filme ließ er aus. „In the Ghetto“ wurde bejubelt, Höhepunkt war dann eine mehr als siebenminütige Version des neuen Songs „Suspicious Minds“, der kurz drauf seine erste Nummer-eins-Single seit Jahren werden sollte.

Neuerfindung von Elvis und Las Vegas

Schon am nächsten Tag unterschrieb sein Manager einen Fünfjahresvertrag. Vier Wochen lang spielte Elvis täglich zwei Konzerte. Die Kritiken waren fabelhaft, die Konzerte bis auf den letzten Platz ausverkauft. Im August entstand auch jene legendäre Aufnahme, bei der Presley bei „Are You Lonesome Tonight“ in Gelächter verfällt.

Elvis brachte etwas Neues nach Vegas, schreibt die „New York Times“, und er erfand mit seinen Auftritten nicht nur sich selbst neu, sondern auch die Glücksspielmetropole. Waren es früher eher Nachtclubkonzerte in – trotz großer Hallen – intimer Atmosphäre, so waren es nun Rockspektakel. Und das brachte neue Zielgruppen in die Stadt, ganze Familien und nicht nur Glücksritter wie früher.

Höhepunkt der Bühnenkarriere

Es war der Beginn einer Unterhaltungsmetropole, eines familienfreundlichen Gesamtpakets – und ein Vorgeschmack dessen, was Vegas heute ist, schreibt die „New York Times“. Und die Elvis-Shows sollen die ersten gewesen sein, die sich für die Veranstalter auch finanziell rentierten.

Für Elvis selbst war es für ein bis zwei Jahre der Höhepunkt seiner Bühnenkarriere, meinen Musikkenner heute. Von 1970 bis 1973 spielte er jeweils mehr als 100 Shows pro Jahr in Vegas. Ab 1970 kamen noch große Konzerttouren quer durch die USA dazu.

Elvis Presley, 1972
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Elvis bei einem Auftritt 1972

Presley bei Nixon

Doch das Touren hatte seinen Preis. Und Drogen und Alkohol forderten ihren Tribut. Legendär ist das Treffen im Herbst 1970, bei dem sich Presley selbst bei US-Präsident Richard Nixon eingeladen hatte. Elvis wollte Nixon im Kampf gegen Kommunisten helfen, gegen die Beatles, gegen die Hippies – und gegen Drogen. Auf eigenen Wunsch bekam er von Nixon auch ein Abzeichen als Drogenfahnder – und glaubte, so die Überlieferung, damit unbehelligt Drogen mit sich führen zu dürfen.

Richard Nixon und Elvis Presley, 1970
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Das Treffen von Elvis und Präsident Nixon wurde lange Jahre geheim gehalten

Spuren des körperlichen Verfalls

Die späten Vegas-Jahre lieferten dann die Bilder, die das Image des abgehalfterten Rockstars prägten. Die breiten Koteletten, Elvis im weißen Glockenhosen-Jumpsuit mit aufgestelltem Kragen und häufig schwankend. Die wegen Rückenproblemen verabreichten Cortisone und Opioide ließen ihn neben dem Alkohol aufgeschwemmt aussehen. Schon 1973 musste er gesundheitlich schwer angeschlagen eine Zwangspause einlegen.

1974 spielte er noch 58 Shows in Vegas, das Jahr darauf waren es 50. 1976 trat er noch 16-mal auf, zuletzt am 12. Dezember. Etwas mehr als acht Monate später, am 16. August 1977, wurde Elvis Presley im Alter von 42 Jahren tot auf seinem Anwesen Graceland in Memphis, Tennessee, aufgefunden.