Vladimir Putin, 2018
AP/Sputnik/Alexei Druzhinin
Vom Premier zum Langzeitpräsidenten

Russland seit 20 Jahren in Putins Hand

Am 9. August 1999 hat der damalige russische Präsident Boris Jelzin den früheren Geheimdienstchef Wladimir Wladimirowitsch Putin zum russischen Regierungschef ernannt. Es handelte sich um den bereits dritten Premier in nur einem Jahr – Putin, für den nur wenige Monate später die erste seiner mittlerweile vier Amtszeiten als Präsident folgte, betrat Moskaus Politbühne aber, um zu bleiben.

Boris Yeltsin und Vladimir Putin
Reuters/Itar Tass
Auch für Jelzin war Putin nicht nur ein weiterer Premier, sondern auch der Wunschkandidat für seine Nachfolge im Präsidentschaftsamt. Dennoch ahnte im August 1999 noch niemand, dass Putins Amtsantritt für Russland auch den Beginn einer mittlerweile zwanzigjährigen neuen politischen Ära markiert.
Vladimir Putin, 2000
AP/Alexander Zemlianichenko
Nachdem Jelzin am 31. Dezember 1999 sein Amt niederlegte, übernahm Putin zunächst kommissarisch die Amtsgeschäfte des Präsidenten der Russischen Föderation – am 26. März wurde er dann erstmals auch in das höchste Amt im Land gewählt. Mit einer verfassungsrechtlich bedingten Unterbrechung von 2008 bis 2012, in der er als Premier weiter großes politisches Gewicht hatte, wurde Putin zunächst am 4. Mai 2012 und dann am 18. März 2018 erneut zum russischen Staatsoberhaupt gewählt.
 Vladimir Putin, 2002
APA/AFP/EPA/PRESIDENTIAL PRESS SERVICE/ITAR-TASS
Von Jelzin erbte Russlands neuer Präsident etliche ungelöste Krisenherde – darunter den Tschetschenien-Konflikt, der etwa mit der Geiselnahme im Dubrowka-Theater mit weit über hundert Toten im Oktober 2002 dann auch Moskau direkt erreichte
Bill Clinton und Vladimir Putin
Reuters/Larry Downing
Während Putin im Umgang mit abtrünnigen Landesteilen von Anfang an wenig Kompromissbereitschaft zeigte, prägte das Verhältnis zum Westen zu Beginn seiner Amtszeit noch beiderseitige Dialogbereitschaft. Innerhalb weniger Wochen nach seiner Angelobung traf Putin beispielsweise gleich zweimal den damaligen US-Präsidenten Bill Clinton.
Vladimir Putin und Silvio Berlusconi, 2003
Reuters/Viktor Korotayev
Eine bis heute andauernde Freundschaft verbindet Putin mit Italiens langjährigem Premier Silvio Berlusconi. Bilder wie von Berlusconis Russland-Besuch im Februar 2003 gingen um die Welt.
 Vladimir Putin und Angela Merkel, 2006
AP/Jan Bauer
Aber auch mit Angela Merkel gab es eine „offene Atmosphäre in allen Fragen“, wie Putin nach einem Besuch der deutschen Kanzlerin im Jänner 2006 sagte
George W. Bush und Vladimir Putin, 2007
APA/AFP/Jim Watson
Ganz in diesem Sinn trat Putin bei einem US-Besuch im Juli 2007 zusammen mit dem damaligen US-Präsidenten George W. Bush hemdsärmlig vor die Presse
Barack Obama und Vladimir Putin, 2009
AP/Alexei Druzhinin
Auch Putins erste Treffen mit Bushs Nachfolger Barack Obama standen zunächst noch ganz im Zeichen einer Vertiefung der russisch-amerikanischen Verhältnisse
Vladimir Putin beim Judo, 2005
AP/Dmitry Lovetsky
Von Anfang an zelebrierte sich der heute 66-Jährige als starker Mann Russlands – unter anderem auch bei der Ausübung von Freizeitaktivitäten wie seinem Liebingsport Judo
Vladimir Putin auf Pferd, 2009
Reuters/RIA Novosti
Alle Jahre wieder posiert Putin schließlich auch öffentlichkeitswirksam bei seinem traditionellen Sibirien-Urlaub
Dmitry Medvedev und Vladimir Putin, 2011
AFP/RIA Novosti/Alexey Druzhinin
Dazu kommt eine enge Allianz mit Dimitri Medwedew, der an Stelle von Putin zwischen 2008 bis 2012 als Präsident im Kreml saß, seit Mai 2012 Premier der Russischen Föderation und Vorsitzender der Regierungspartei Geeintes Russland ist
Vladimir Putin und Dmitry Medvedev, 2014
AP/RIA Novosti/Mikhail Klimentyev
Medwedew erscheint in Putins Strategie zur Machterhaltung in einer Schlüsselrolle. Darauf verweisen auch die gemeinsamen Auftritte von Medwedew bei Putins Vorzeigeprojekten wie etwa den Olympischen Winterspielen 2014 von Sotschi.
Vladimir Putin, 2014. Putin’s visit to Crimea, which was annexed by Moscow in March, is a „flagrant violation“ of Ukraine’s sovereignty, authorities in Kiev said today. AFP PHOTO/ RIA-NOVOSTI /POOL/ ALEXEY DRUZHININ (Photo by ALEXEY DRUZHININ / RIA-NOVOSTI / AFP)
APA/AFP/RIA Novosti/Alexey Druzhinin
Insbesondere mit der Annexion der Halbinsel Krim und der militärischen Intervention in der Ostukraine führte Putin Russland unterdessen zunehmend in die internationale Isolation
Vladimir Putin und Bashar al-Assad, 2015
Reuters/RIA Novosti
Zudem zählt Russland zu den wenig verbliebenen Verbündeten von Syriens Machthaber Baschar al-Assad, der von Putin 2015 zur Überraschung vieler auch im Kreml empfangen wurde
Vladimir Putin und Donald Trump, 2017
Reuters/Carlos Barria
Besonders erscheint das Verhältnis zwischen Putin mit dem amtierenden US-Präsidenten Donald Trump. Neben der weiter ungeklärten Frage, ob Trump im Wahlkampf von Russland unterstützt wurde, offenbarte zuletzt etwa der Ausstieg aus dem INF-Abrüstungsvertrag auch eine mehr als angespannte Beziehung.
 Karin Kneissl und Vladimir Putin, 2018
APA/Roland Schlager
Ein besonderes Verhältnis verbindet Putin – wie die im Sommer des Vorjahres vieldiskutierten Bilder von einem Kurzauftritt des russischen Präsidenten bei der Hochzeit von Karin Kneissl nahelegen – schließlich auch mit Österreichs ehemaliger FPÖ-Außenministerin
Gianni Infantino und Vladimir Putin
Reuters/Damir Sagolj
Ungeachtet aller diplomatischen Verstimmungen stand Russland im Vorjahr schließlich auch als Gastgeber der Fußballweltmeisterschaft im internationalen Rampenlicht
Demo in Moskau
Reuters/Maxim Shemetov
Auf der Gegenseite steht allerdings eine anhaltend schwierige wirtschaftliche Lage. Doch auch wenn derzeit vor allem anhaltende Proteste rund um die anstehende Kommunalwahl und die vielfach kritisierte Vorgangsweise der Sicherheitskräfte für Schlagzeilen aus Russland sorgen, warnen Beobachter vor einer voreiligen Putin-Nachfolgedebatte.
Vladimir Putin, 2019
AP/Dmitri Lovetsky
Putin selbst lässt seine Zukunft über das Jahr 2024 hinaus offen. „Es stehen noch fünf Jahre anstrengender Arbeit bevor. Und in einer solchen stürmischen Dynamik, wie wir sie jetzt in der Welt beobachten, ist es schwer, Vorhersagen zu treffen“, wie Putin dazu zuletzt sagte.