Moskau wirft USA Aufruf zu Teilnahme an Protesten vor

Die russische Regierung hat wegen des Vorwurfs der Unterstützung von Oppositionsprotesten einen Vertreter der US-Botschaft in Moskau einbestellt. Die von der Botschaft veröffentlichten Angaben zur Demonstration am vergangenen Samstag seien als „Aufruf zur Teilnahme“ zu werten, teilte das russische Außenministerium heute mit.

Botschaft veröffentlichte Zeit und Lageplan

Die US-Botschaft hatte im Internet vor den Protesten gewarnt und aus diesem Anlass den genauen Zeitpunkt und Lageplan der Kundgebung bekanntgegeben.

Die Veröffentlichung einer Karte mit den genauen Standortangaben der Demonstration sei ein „Versuch der Einmischung“ in innere Angelegenheiten des Landes, hieß es vom russischen Außenministerium. Gestern hatte Moskau bereits dem deutschen Auslandsrundfunksender Deutsche Welle einen Aufruf zur Teilnahme an der Demonstration vorgeworfen.

In Moskau hatten in den vergangenen Wochen Tausende Menschen an nicht genehmigten Demonstrationen für freie Kommunalwahlen teilgenommen. Europa und die USA hatten Russland für das brutale Vorgehen gegen Aktivisten und Aktivistinnen bei den jüngsten Protesten kritisiert.

Rund 2.400 Festnahmen

Bei den vergangenen zwei Kundgebungen waren rund 2.400 Personen festgenommen worden. Polizeikräfte waren mit Schlagstöcken auf die Demonstrierenden losgegangen. Die Staatsanwaltschaft leitete Ermittlungen wegen „Massenunruhen“ ein.

Ende Juli war der Kreml-Kritiker Alexej Nawalny wegen des Aufrufs zu nicht genehmigten Demonstrationen festgenommen und zu 30 Tagen Haft verurteilt worden. Am vergangenen Samstag gab die russische Justiz Geldwäsche-Ermittlungen gegen Nawalnys Antikorruptionsstiftung bekannt.