Tornado in Petange
Reuters/Yvey Reiff
Luxemburg

Tornado zog „Schneise der Verwüstung“

Ein Tornado hat am Freitagabend im Südwesten von Luxemburg schwere Schäden angerichtet. 14 Menschen wurden nach Angaben der luxemburgischen Regierung verletzt, davon zwei schwer. Ein Sprecher der luxemburgischen Polizei berichtete von einer „Schneise der Verwüstung“, die sich fünf, sechs oder sieben Kilometer weit ziehe.

Luxemburgs Arbeitsminister Dan Kersch sprach am Samstag von einem „Katastrophenszenario“. Der Schaden sei enorm, könne aber noch nicht beziffert werden. Die Aufräumarbeiten würden tagelang dauern, sagte ein Sprecher der Einsatz- und Rettungszentrale in Luxemburg.

Zur Unterstützung seien rund 200 Feuerwehrleute, 40 Polizisten und 50 Soldaten im Einsatz. Mit Drohnen wollte man sich auch aus der Luft ein Bild über die entstandenen Schäden machen. Besonders hart getroffen habe es die Orte Petingen und Käerjeng, hieß es weiter. Dort wurden einer offiziellen Mitteilung zufolge insgesamt rund 160 Häuser beschädigt oder abgedeckt.

Zerstörte Straße in Petange
Reuters/Pierrick Bourgeois
Eine verwüstete Straße in dem betroffenen Gebiet

Warnung vor umgestürzten Strommasten

Mehr als 1.000 Notrufe gingen innerhalb weniger Minuten bei Polizei und Feuerwehr ein. In den beiden Orten wurden Notunterkünfte für Bürger eröffnet, die durch den Tornado obdachlos wurden. Die Polizeipräsenz in den Orten sei verstärkt worden, hieß es weiter.

Der Tornado fegte über Teile Luxemburgs hinweg

Der Wirbelsturm überraschte mit seiner Heftigkeit und hinterließ ein Bild der Zerstörung. (Videoquelle: Reuters/Yves Reiff/@missbakofficiel/Bakayoko Ahoue)

Regierungschef Xavier Bettel teilte über Twitter mit, es sei ein Krisenstab eingerichtet worden. „Die Regierung hilft den Betroffenen“, schrieb er. Der Krisenstab warnte die Bevölkerung davor, sich in die Nähe von umgestürzten Strommasten zu begeben. Die Stromversorgung des Großherzogtums sei jedoch nach einigen lokalen Ausfällen nicht gefährdet.

Bilder zeigen Verheerungen

Dass es sich um einen Tornado gehandelt habe, sei gesichert, sagte der Meteorologe Marco Manitta vom Deutschen Wetterdienst (DWD) am Freitagabend. Das belegten zahlreiche Bilder und Videoaufnahmen aus unterschiedlichen Quellen, erklärte er. Der Tornado habe schwere Schäden verursacht, vor allem in Petingen, erklärte Manitta.

Tornado in Petange
Reuters/Yvey Reiff
Ein Haus mitten im Wirbelsturm

Bilder aus dem betroffenen Gebiet zeigten die Verheerungen: Autos, die von Dachziegeln und Gebäudeteilen beschädigt wurden sowie durch die Luft wirbelnde Gegenstände. Betroffen war auch der Ort Niederkerschen und seine Umgebung.
Mehrere Gebäude seien unbewohnbar und Notunterkünfte eingerichtet worden, hieß es von der Polizei weiter. Zahlreiche Einsatzkräfte waren im Dienst. „Alle verfügbaren Einheiten und Hilfsdienste sind vor Ort“, sagte der Sprecher Freitagabend.

Deutschland: 15 Fußballer von Blitz getroffen

Auf der französischen Seite wurde die Feuerwehr laut Medienberichten innerhalb einer Stunde zu rund 60 Einsätzen gerufen. In den Gemeinden Longwy und Herserange wurden Dutzende Hausdächer von dem Sturm abgedeckt. Die Feuerwehr des betroffenen Departements veröffentlichte Fotos von beschädigten Autos auf Facebook.

Im benachbarten Deutschland, in den deutschen Bundesländern Saarland, Rheinland-Pfalz sowie Baden-Württemberg, gab es den Angaben zufolge schwere Unwetter. Bei einem Blitzeinschlag in Rosenfeld-Heiligenzimmern wurden 15 Fußballer verletzt. Der Blitz schlug während des Trainings am Freitagabend in der Nähe des Sportplatzes ein, wie ein Polizeisprecher sagte.

Dadurch erlitten die Spieler im Alter von 19 bis 48 Jahren leichte Verletzungen. Eine Person war kurzzeitig bewusstlos. Ein Großaufgebot an Sanitätern kam zu dem Sportplatz und brachte die Fußballer vorsorglich ins Krankenhaus.

Zerstörte Straße in Petange
Reuters/Pierrick Bourgeois
Die Polizei spricht in Luxemburg von „einer Schneise der Verwüstung“

Bäume entwurzelt, Straßen überspült

In Rheinland-Pfalz waren besonders die Städte Neuwied und Koblenz betroffen. Hier wurden Kanaldeckel aufgeschwemmt und Straßen teils überflutet, wie ein Sprecher des Polizeipräsidiums Koblenz sagte. In Baden-Württemberg verzögerte sich der Anstoß des DfB-Pokalspiels zwischen den Fußballclubs SV Sandhausen und Borussia Mönchengladbach wegen eines Gewitters. Bei heftigem Regen war zwischenzeitlich auch das Flutlicht im Hardtwald-Stadion des Fußballzweitligisten Sandhausen ausgegangen. Die Zuschauer in den unteren Rängen wurden gebeten, sich in Sicherheit zu bringen.

Im Saarland brachten mancherorts entwurzelte Bäume den Verkehr ins Stocken, Straßen wurden überspült und Keller liefen voll Wasser. Eine Autofahrerin wurde bei einem Unfall bei Beckingen leicht verletzt, als ein Ast auf ihren Wagen fiel.

„Name der Rose“-Musical fiel ins Wasser

In Erfurt in Thüringen fiel bei den Domstufenfestspielen die Premiere der ersten Musical-Fassung von Umberto Ecos „Der Name der Rose“ teils ins Wasser: Eine starke Regenfront mit Gewitter führte dazu, dass die Aufführung vorzeitig abgebrochen werden musste. Die rund 2.000 Premierenbesucher erlebten vor der imposanten Kulisse des Mariendoms knapp die Hälfte des Stückes.