Bei erneuten Protesten gegen die prochinesische Regierung in Hongkong ist es gestern zu Zusammenstößen mit der Polizei gekommen. Die Sicherheitskräfte trieben Regierungskritiker und -kritikerinnen mit Tränengas auseinander. Die Demonstranten hatten zuvor eine Kreuzung blockiert. Den zweiten Tag in Folge besetzten Hunderte zudem die Ankunftshalle des Flughafens der Millionenmetropole.
Bereits am Freitag hatten dort rund 1.000 Demonstranten friedlich protestiert, kein Flug wurde dadurch beeinträchtigt. In mehreren Stadtbezirken zogen Tausende Menschen durch die Straßen. Für heute sind weitere Proteste geplant.

Während die seit Juni anhaltenden Proteste anfangs vor allem von Studenten getragen wurden, schließen sich inzwischen viele Ältere an. „Wir sind sehr zornig, dass die Polizei unsere jungen Leute festgenommen hat“, sagte eine Frau in ihren 60ern. Sie sei zur Kundgebung gekommen, weil sie sich wegen der zunehmenden Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Demonstranten Sorgen mache. Die Demonstranten hätten nur versucht, sich gegen die Polizeigewalt zu schützen, sagte sie.
Ankunftshalle am Flughafen Hongkong besetzt
Den zweiten Tag in Folge haben Hunderte Demonstranten und Demonstrantinnen die Ankunftshalle des Flughafens Hongkong besetzt (Videoquelle: EBU/Reuters).
„Wie ein Tsunami“
Die Proteste hatten sich an Plänen der Regierung von Carrie Lam für ein Gesetz zur Auslieferung von Beschuldigten an China entzündet. Seit Mitte Juni weiten sie sich aus und erreichten am Montag mit einem Generalstreik einen Höhepunkt. Dabei kam es zu Zusammenstößen mit der Polizei, die Tränengas und Schlagstöcke einsetzte.
Der früheren britischen Kronkolonie Hongkong wurden nach der Übergabe an China 1997 besondere Rechte wie das der freien Meinungsäußerung eingeräumt. Diese sehen die Regierungskritiker nun gefährdet. Die Demonstranten fordern den Rücktritt von Regierungschefin Lam. Diese rief zuletzt zu Ruhe und Vernunft auf und forderte, die Gewalt müsse aufhören. Die Proteste schadeten der Wirtschaft in Hongkong und hätten sie „wie ein Tsunami“ getroffen.