Belästigungsvorwürfe: US-Häuser sagen Konzerte von Domingo ab

Nach den Belästigungsvorwürfen gegen Opernstar Placido Domingo haben die Orchestervereinigung von Philadelphia und die Oper von San Francisco Auftritte mit dem Spanier abgesagt. Die Salzburger Festspiele halten indes an seinen Auftritten fest. Die Oper in Los Angeles, deren Generaldirektor Domingo ist, hat eine unabhängige Untersuchung der Vorwürfe veranlasst. Er selbst beteuert seine Unschuld.

Nach einem Bericht der Nachrichtenagentur AP haben neun Sängerinnen und eine Tänzerin dem Opernstar sexuelle Übergriffe vorgeworfen. Die Frauen berichteten demnach von Umarmungen, von Küssen auf den Mund, von nächtlichen Telefonanrufen und davon, dass Domingo auf private Treffen gedrängt habe. Betroffene hätten auch von negativen Folgen für ihre Karriere berichtet, nachdem sie sich Domingos Avancen verweigert hätten. Die betroffenen Frauen äußerten sich mit Ausnahme der Mezzosopranistin Patricia Wulf anonym. Außerdem sollen um die vierzig Frauen gegenüber der AFP angegeben haben, Zeuginnen von unangemessenem Verhalten des Stars geworden zu sein. Die angeblichen Übergriffe reichen laut dem Bericht bis zu drei Jahrzehnte zurück.

Von Los Angeles bis New York

Die „beunruhigenden“ Anschuldigungen gegen Domingo würden mit Hilfe externer Berater geprüft, teilte die Oper von Los Angeles mit. „Wir sind entschlossen, unser Möglichstes zu tun, um eine professionelle Umgebung zu fördern, in der unsere Angestellten und Künstler sich wohlfühlen und wertgeschätzt und respektiert fühlen“, betonte ein Sprecher des Opernhauses.

Angesichts der Vorwürfe zog die Orchestervereinigung von Philadelphia ihre Einladung an Domingo für ihr Eröffnungskonzert am 18. September zurück. Das Orchester, sein Personal und Publikum brauche eine „respektvolle Umgebung“, hieß es zur Begründung. Auch die Oper von San Francisco sagte einen für Anfang Oktober geplanten Auftritt von Domingo ab.

Die Metropolitan Oper in New York erklärte, sie werde das Ergebnis der Untersuchung in Los Angeles abwarten, bevor sie eine endgültige Entscheidung über die Zusammenarbeit mit Domingo treffe. Der Spanier sollte dort im September in „Macbeth“ und im November in „Madama Butterfly“ auftreten. Der langjährige musikalische Leiter der Met, James Levine, war vergangenes Jahr nach einer internen Untersuchung zu Missbrauchsvorwürfen zunächst suspendiert und schließlich entlassen worden.

Domingo weist Vorwürfe zurück

Domingo selbst hat die Vorwürfe in einer Stellungnahme zurückgewiesen. „Die Anschuldigungen dieser ungenannten Personen, die bis zu dreißig Jahre zurückliegen, sind zutiefst beunruhigend und – so wie sie dargestellt werden – unzutreffend.“ Es sei schmerzhaft zu hören, dass er jemanden verletzt haben könnte oder Unwohlsein verursacht habe. „Ich habe geglaubt, dass all meine Handlungen und Beziehungen immer gewünscht und einvernehmlich waren.“ Er erkenne jedoch an, dass sich heutige Regeln und Standards von denen der Vergangenheit unterschieden.

Auftritte bei Salzburger Festspiele

Ungeachtet der aktuellen Vorwürfe soll der geplante Einsatz von Domingo in der konzertanten Fassung der „Luisa Miller“ am 25. und 31. August bei den Salzburger Festspielen ungefährdet sein. Darüber sei sich das Direktorium einig, so Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler in einem der APA vorliegenden Statement. Sie kenne den Sänger seit mehr als 25 Jahren: „Zu seiner künstlerischen Kompetenz hat mich von Anfang an sein wertschätzender Umgang mit allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Festspiele beeindruckt.“

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Die Wiener Staatsoper will vorerst abwarten. Man wolle sich nach den Ende August ablaufenden Theaterferien ausführlich mit der Causa befassen, Gespräche führen und dann entscheiden, heißt es.

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