Containerschiff im Hafen von Oakland (USA)
APA/AFP/Getty Images/Justin Sullivan
„Hohe Alarmstufe“

Schlechte Aussichten für US-Konjunktur

Jene, die auf den Finanzmärkten Einfluss haben, werden immer pessimistischer, was die US-Wirtschaft betrifft. Die Ratingagentur S&P ist in „hoher Alarmstufe“ – und die Flucht in sichere Staatsanleihen könnte im August einen mehrjährigen Rekordwert knacken.

Vor allem die Unsicherheiten wegen des Handelskonflikts mit China drehen die Stimmung immer mehr nach unten. US-Präsident Donald Trump betont, unberührt von den Signalen und den Warnungen zahlreicher Expertinnen und Experten, dagegen, wie gut es der Wirtschaft gehe und spielt die Gefahr des Dauerstreits mit China herunter.

Das stärkste Indiz dafür, dass viele Player auf den Finanzmärkten die Lage völlig anders einschätzen ist die zunehmende Flucht von Aktien in Staatsanleihen. US-Anleihen sind laut „Financial Times“ auf dem besten Weg, den stärksten monatlichen Anstieg seit mehr als vier Jahren zu verzeichnen.

Sichere Häfen begehrt

Die Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P) betonte in einem neuen Bericht, das Risiko, dass die USA in den kommenden zwölf Monaten in eine Rezession schlittern, stehe nun bei bis zu 35 Prozent. Die vorherige Schätzung lag bei 25 bis 30 Prozent. „Unvorsehbarkeit an der Handelsfront und weltweite Konjunktureintrübung sind die Hauptgründe für diese Warnung“, so S&P.

Investoren haben zuletzt großteils riskante Anlagen gemieden und wechselten in sichere Häfen. Das führte dazu, dass die Zinsen auf Staatsanleihen von Deutschland bis Neuseeland weiter nach unten sackten.

Verkehrte Zinswelt

Die Zinsen auf die wichtigen Zehn-Jahres-US-Anleihen fielen in diesem Monat um mehr als 40 Basispunkte. Geht die Entwicklung so weiter, wäre das der stärkste Rückgang seit Jänner 2015, berichtete die „FT“.

Normalerweise erhalten Anleger für länger laufende Anleihen entsprechend höhere Zinsen als für kurzlaufende Anleihen. Wenn sich diese Zinskurve dreht – es also für kurzfristige Anleihen plötzlich mehr Zinsen gibt als für langfristige – so gilt dies als klares Signal, dass Investoren mit einem Wirtschaftsabschwung rechnen.

Für Trump alles auf gutem Weg

US-Präsident Trump versuchte einmal mehr mit optimistischen Ansagen Stimmung zu machen. Was ihn konkret positiv stimmt, konnte oder wollte Trump dabei freilich nicht sagen. „Ich denke, dass wir eine sehr gute Diskussion mit China führen. Sie wollen sehr gerne einen Deal machen“, sagte Trump am Donnerstag vor Journalisten in Morristown. „Ich denke, je länger das geht, umso stärker werden wir … Ich habe das Gefühl, dass das ziemlich kurz laufen wird“, fügte er mit Blick auf den Konflikt hinzu.

Für Trump geht es dabei um viel: Er hat die wirtschaftliche Lage neben der Immigration zu seinem zentralen Wahlkampfmotiv für die Präsidentschaftswahl 2020 gemacht. Erst am Donnerstag betonte er bei einem Wahlkampfauftritt in New Hampshire mit Verweis auf die bisher gute Entwicklung: „Ihr müsst mich wählen, ob ihr wollt oder nicht.“

Die Börsen weltweit wurden diese Woche durch schlechte Wirtschaftsdaten aus China und Deutschland aufgeschreckt. Erst vor zwei Tagen hatte Deutschland bekanntgegeben, dass die Wirtschaftsleistung von April bis Juni ein Minus von 0,1 Prozent verzeichnete. Viele Ökonomen rechnen auch für das laufende Quartal mit einem Rückgang – das wäre dann eine technische Rezession.