Notgelandetes Flugzeug
AP/RU-RTR Russian Television
Notlandung in Maisfeld

Piloten werden „Helden Russlands“

Nach der spektakulären Notlandung einer Passagiermaschine in einem Maisfeld bei Moskau sollen die beiden Piloten die höchste russische Auszeichnung erhalten. Präsident Wladimir Putin habe per Dekret angeordnet, dass sie zu „Helden Russlands“ ernannt werden, teilte der Kreml am Freitag in Moskau mit. Die fünf Besatzungsmitglieder sollen Tapferkeitsorden bekommen.

Er hoffe, dass es künftig so wenig wie möglich solcher Vorfälle gebe, sagte der Kreml-Chef der Agentur TASS zufolge. „Ich möchte, dass überhaupt nichts davon passiert.“ Beim Start der Maschine von Ural Airlines vom Flughafen Schukowski waren am Donnerstag Möwen in das Triebwerk des Airbus 321 geraten.

Die beiden Piloten landeten kurz darauf das Flugzeug mit mehr als 230 Menschen an Bord in einem nahegelegenen Maisfeld. Mehr als 70 Passagiere wurden verletzt. Die Piloten erhielten nach der Notlandung viel Lob, weil sie eine Katastrophe verhindert hätten.

Pilot schildert dramatische Minuten

Der Flug mit 226 Passagieren und Passagierinnen an Bord war auf dem Weg von Moskau nach Simferopol auf der Krim. Die Maschine habe sich gerade im Steigflug befunden, als zunächst ein Triebwerk und wenig später auch das zweite ausgefallen seien, berichtete Kapitän Damir Jusupow am Freitag vor der Presse.

Notgelandetes Flugzeug
Reuters/Tatyana Makeyeva
Das Flugzeug der Ural Airlines musste notlanden, als kurz nach dem Start Möwen in die Triebwerke gesogen wurden

Nach dem Ausfall des ersten Triebwerks habe man noch gedacht, es zurück zum Flughafen schaffen zu können, so der Pilot, „als aber das zweite trotz unserer Bemühungen ebenfalls an Schub verlor, begann das Flugzeug an Höhe zu verlieren“. Zu diesem Zeitpunkt habe sich der 77 Tonnen schwere Jet gerade einmal auf einer Höhe von 243 Metern befunden, berichtete die BBC unter Berufung auf Daten von Flightradar.

„Ich hatte eigentlich vorgehabt, (mit dem Flugzeug) eine gewisse Höhe zu erreichen, den Triebwerksausfall zu überprüfen, und dann die richtige Entscheidung zu treffen“, sagte Jusupow, „aber dann hat sich herausgestellt, dass keine Zeit mehr bleibt.“ Jusupow und sein Kopilot Georgi Murzin stoppten daraufhin die Treibstoffzufuhr zu den Triebwerken, und steuerten im Gleitflug das Maisfeld an. Die Fahrwerke wurden nicht ausgefahren – zu groß sei die Gefahr gewesen, dass Trümmer bei der Bruchlandung die noch vollen Tanks beschädigt hätten, so Jusupow.

„Ich fühle mich nicht als Held“

Bei dem Vorfall gab es keine Toten oder Schwerverletzten. Zahlreiche an Bord befindliche Menschen wurden wegen kleinerer Blessuren ärztlich behandelt. Die Fluggäste konnten das Wrack über Notrutschen verlassen. Jusupow erklärte, Notlandungen im Flugsimulator der Ural Airlines geübt zu haben. „Ich fühle mich nicht als Held“, sagte Jusupow, „ich habe getan, was ich tun musste: das Flugzeug, die Passagiere und die Crew retten.“

Russischer Pilot Damir Yusupov
AP
Kapitän Jusupow gelang eine „Notlandung wie aus dem Lehrbuch“

Der in Russland bekannte Pilot Juri Sytnik, Mitglied der präsidialen russischen Flugkommission, sprach von einer „Notlandung wie aus dem Lehrbuch“. Die Piloten hätten zunächst die Triebwerke ausgeschaltet und anschließend das Flugzeug zunächst mit dem hinteren Ende sanft aufsetzen lassen, um die Geschwindigkeit zu reduzieren. „Das ist ein heikler Moment: Man darf die Nase des Flugzeugs nicht aufsetzen lassen, auch die Triebwerke dürfen nicht den Boden berühren“, so Sytnik gegenüber der Zeitung „Komsomolskaja Pravda“.

Erneut Zwischenfall mit Vogelschwarm

Am Freitag gab es auf dem Moskauer Flughafen Wnukowo wieder einen Zwischenfall mit einem Vogelschwarm. Eine Passagiermaschine sei bei einem Inlandsflug beim Start wieder umgekehrt, nachdem ein Vogel gegen die Windschutzscheibe geflogen war.

Das Luftfahrtforschungsinstitut teilte TASS zufolge mit, dass es die Behörden mehrfach auf die große Zahl von Vögeln auf dem Flughafen Schukowski hingewiesen habe. Die Möwen könnten von einer Müllhalde in der Nähe angelockt worden sein. Die lokale Verwaltung sagte nun zu, die illegale Deponie spätestens 2020 zu beseitigen.