Eine kleine Insel des Inselstaats Tuvalu
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Eklat bei Klimagipfel

Pazifikinseln im Clinch mit Australien

Mit einem handfesten Eklat ist das Forum der Pazifikinseln (PIF) im Inselstaat Tuvalu schon vergangene Woche zu Ende gegangen. Die von der Klimakrise gefährdeten Pazifikstaaten kritisierten Australien, das sich auf keinerlei Einschränkungen beim CO2-Ausstoß seiner Kohleindustrie festlegen wollte. Öl ins Feuer goss dann der australische Vizepremier: Die Inselstaaten würden schon überleben, schließlich kämen viele von dort als Obstpflücker nach Australien, sagte er. Die Empörung hallt noch immer nach.

Vizepremier und Infrastrukturminister Michael McCormack war gar nicht auf dem Gipfel vertreten, sondern kommentierte aus Australien den Streit: „Ich ärgere mich auch ein bisschen, wenn wir Leute in solchen Ländern haben, die mit dem Finger auf Australien zeigen und sagen, wir sollten unseren Bodenschätzesektor schließen.“ Die Menschen dort würden schon überleben, verwies er offensichtlich auf ein Abkommen, das Saisonarbeiterinnen und Saisonarbeiter für die Ernte aus einigen Pazifikstaaten in Australien arbeiten lässt.

Tuvalus Regierungschef Enele Sopoaga drohte nun nach den „widerlichen“ Aussagen mit dem Abzug der Arbeitskräfte: „Ich dachte, dass das australische Arbeitsrecht auf gegenseitigem Respekt beruht und dass auch Australien davon profitiert“, sagte er gegenüber Radio New Zealand (RNZ). Wenn dem nicht so sei, würde er „ab morgen ohne zu zögern die Tuvaluer abziehen“.

Personell überschaubares Abkommen

Allerdings: Bei dem Abkommen ist der zahlenmäßige Umfang mehr als überschaubar. Seit 2012 wurden insgesamt 22.500 Arbeitsvisa vergeben, in der Saison 2017/2018 waren es knapp 8.500. Für Tuvalu, das auch nur 11.000 Einwohner hat, waren es seit Start des Programms gerade einmal 30. Sopoaga will zunächst mit dem im australischen Außenministerium für sein Land zuständigen Hochkommissar sprechen – und dann seinen Amtskollegen in anderen Inselstaaten ebenfalls den Rückzug empfehlen. Der Ministerpräsident von Fidschi, Frank Bainimarama, hatte bereits zuvor McCormacks Aussagen als „sehr beleidigend und herablassend“ kritisiert.

Australiens Premier Scott Morrison und Mitglieder des Pacific Islands Forum in Tuvalu.
APA/AFP/Adam Taylor
Gruppenfoto der Konferenz in Tuvalu

Geschrei und Tränen bei Konferenz

Schon nach der Konferenz hatten sich die Pazifikstaaten beschwert, dass Australiens Premier Scott Morrison keinerlei Zugeständnisse gemacht hatte. „Es kam zu ernsthaftem Streit, sogar Geschrei, zu Tränen; politische Anführer sind in Tränen ausgebrochen“, sagte Tuvalus Premier Sopoaga dem australischen Fernsehsender ABC. Der Gipfel zwischen Australien und 17 weiteren Ländern endete am Donnerstag demnach konfliktreich.

Die Länder wollten sich in Tuvalu treffen, um über die Klimanotlage zu beraten und im Vorfeld von UNO-Gesprächen im kommenden Monat einen weltweiten Aufruf zum Handeln zu formulieren. Dieser erfüllte aber nicht die Erwartungen der Pazifikstaaten.

Hilfspaket statt CO-Reduktion

„Wir haben uns in einem Land getroffen, das droht, im Ozean unterzugehen, aber leider bleiben wir beim Status quo“, sagte Fidschis Regierungschef Bainimarama: „Ich dachte, Morrison ist ein guter Freund, ist er offensichtlich nicht.“ Laut Kritikern sei das Schreiben über die globale Erwärmung in „verwässerter Sprache“ geschrieben. Eine Zusage, die Kohleenergie zu beenden, sei nicht enthalten, während die Reduzierung der Kohleemissionen bis zum Jahr 2050 gegen null als Vorschlag und nicht als Forderung gehandelt worden sei, hieß es.

Australiens Premier Scott Morrison und Mitglieder des Pacific Islands Forum in Tuvalu.
APA/AFP/Adam Taylor
Morrison (vierter von links) bei der Konferenz

Im Vorfeld des Gipfels hatte Australien den Pazifikstaaten 500 Millionen australische Dollar (304,10 Mio. Euro) im Kampf gegen den Klimawandel zugesagt. Mit dem Hilfspaket wolle Australien seine „Nachbarn und Freunde“ unterstützen, sagte Regierungschef Morrison.

Australien verwies auf China

Die Empfängerstaaten kritisierten das Hilfspaket und forderten Australien auf, von der eigenen Kohleförderung abzurücken. Das Geld soll Morrison zufolge in die Förderung erneuerbarer Energien und den Katastrophenschutz fließen. Morrison argumentierte auf der Konferenz, dass China weit mehr Anteil am CO2-Ausstoß habe und demnach eine Reduktion in Australien gar nichts bringe. Die Pazifikstaaten hielten dem entgegen, dass man China wohl nur zu Beschränkungen drängen könne, wenn auch andere Länder mit gutem Beispiel vorangingen – sie stießen dabei aber auf taube Ohren. Die Bergbauindustrie zählt in Australien zu den einflussreichsten Lobbys.