Mond
Reuters/Alkis Konstantinidis
US-Rückkehr zum Mond

Boeing schlägt Elon Musk

Die erste Landung eines US-Raumfahrzeugs auf dem Mond seit fast 50 Jahren soll von „Vulcan“-Raketen der United Launch Alliance (ULA) ermöglicht werden. Damit zieht SpaceX von Tesla-Chef Elon Musk den Kürzeren gegenüber den traditionellen Luftfahrtriesen Boeing und Lockheed Martin.

Letztere haben bereits 2006 das Joint Venture ULA gegründet und damit für die US-Raumfahrtbehörde NASA und das US-Militär zahlreiche Allflüge absolviert – unter anderem wurden für den US-Geheimdienst Satelliten ins All transportiert. Auftraggeber ist – im Auftrag der NASA – das Unternehmen Astrobotic. Dessen Mondlander „Peregrine“ (dt. „Wanderfalke“) war im Mai von der NASA ausgewählt worden, um den ersten von mehreren unbemannten Flügen zum Mond zu absolvieren. Dem Unternehmen zufolge soll der Start im Sommer 2021 von Cape Canaveral in Florida erfolgen.

Es wird laut Nachrichtenagentur Reuters der erste Einsatz für die „Vulcan“-Rakete sein. Und es wird zugleich ein entscheidender Test für jene Rakete, mit denen sich Boeing und Lockheed Martin gegen die wachsende Konkurrenz von Musks SpaceX und anderen privaten Raumfahrtunternehmen behaupten wollen.

Zweiter wichtiger Sieg über SpaceX

Wie viel Boeing und Lockheed Martin für den Auftrag bekommen, ist bisher nicht bekannt. Für das Konsortium ist es aber in jedem Fall ein wichtiger Erfolg in einem Bereich, der in den nächsten Jahrzehnten dramatisch wachsen könnten. Und es ist der bereits zweite Erfolg über SpaceX innerhalb einer Woche. Erst am Mittwoch hatte sich die Sierra Nevada Corporation für die Vulcan-Trägerrakete entschieden. Die Sierra Nevada Corporation entwickelt im Auftrag der NASA den Raumgleiter „Dream Chaser“, der ab 2021 Fracht zur Internationalen Raumstation (ISS) transportieren soll. Dieser Start ist der zweite Einsatz der „Vulcan“-Rakete.

Mit dem Flug soll technische Ausrüstung auf den Mond gebracht und eine Reihe von Experimenten durchgeführt werden. Die Mission und die darauffolgenden sollen auch den Weg für eine Rückkehr des Menschen zum Mond vorbereiten. US-Präsident Donald Trump gab der NASA dafür bis 2024 Zeit. Astrobotic wies darauf hin, dass dort kein US-Raumfahrzeug mehr seit 1972 – dem Flug von Apollo 17 – gelandet sei. „Unser erster Flug mit ‚Vulcan‘ ist auch der erste große Schritt zur Rückkehr zum Mond“, sagte ULA-Chef Tory Bruno Reuters vor der Ankündigung des Vertrags.

Jeff Bezos mit im Spiel

Die BE-4-Raketentriebwerke von „Vulcan“ werden dabei von Blue Origin gefertigt, dem Raumfahrtunternehmen des Amazon-Gründers Jeff Bezos. Die US-Regierung will bis 2024 wieder Astronauten auf dem Mond landen lassen. Laut Astrobotic erhält das Unternehmen von der NASA für die erste Mission 79,5 Mio. Dollar (71,7 Euro). Bei diesem Flug sollen 28 Ladungen von acht verschiedenen Ländern – neben den USA etwa auch aus Mexiko – transportiert werden.

Wichtig für Aufträge von US-Militär

Viel stärker als früher verfolgt die NASA nun die Strategie, möglichst viele Aufgaben an private Unternehmen fremdzuvergeben. Für das Joint Venture ULA ist der Mondflug einer von zwei Zertifizierungsflügen für die US-Luftwaffe. Die Vulcan-Rakete soll dann die Delta- und Atlas-Raketen ersetzen, die seit vielen Jahren Raummissionen für das US-Militär ausführen. ULA und Astrobotic betonen, dass Produktionsprobleme oder andere Faktoren den Zeitplan durcheinanderbringen könnten.

Auch andere Länder versuchen derzeit, sich mit Mondmissionen im Wettlauf um Präsenz im Weltall zu positionieren. Eine chinesische Mission landete erfolgreich im Jänner, Israels Mondroboter „Bereschit“ („Im Anfang“) zerschellte bei der Landung. Indiens „Chandrayaan 2“-Rover ist derzeit unterwegs zum Mond und soll dort Anfang September auf dem bisher völlig unerforschten Südpol landen.