Steiniger Küstenabschnitt bei Cornwall
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Umwelt

Plastiksteine verschmutzen Küstengebiete

Von Südengland bis Kanada: Eine neue Art der Plastikverschmutzung sorgt zurzeit für Wirbel – Plastiksteine. Bei den runden, grau gefärbten Klumpen handelt es sich britischen Forschern zufolge um Pyroplastik – also Kunststoff, der sich offenbar durch Verbrennung und Verwitterung formt. Das Forschungsteam befürchtet, dass der unauffällige, gesundheitsschädigende Müll bereits Küstengebiete rund um den Globus füllt.

„Weil sie wie geologisches Material aussehen, könnte man über Hunderte von ihnen gehen und es nicht bemerken“, wird Andrew Turner, Umweltforscher an der University of Plymouth, von „National Geographic“ zitiert. Turner ist Teil jenes Forschungsteams, das seit rund einem Jahr Untersuchungen zu den Plastiksteinen an der Küste der südenglischen Grafschaft Cornwall durchführt.

Laut deren Erkenntnissen entstehen Pyroplastikklumpen durch das Verbrennen oder das Schmelzen von konventionellem Kunststoff. Durch starke Verwitterung, so die Forscher, würden die Klumpen in weiterer Folge die runde Form von Kieselsteinen erhalten. Bei Kieselsteinen dauere eine Verformung Hunderttausende Jahre, so Turner gegenüber „National Geographic“. „Ich denke, wir sehen das Gleiche mit diesem Plastik geschehen – nur eben viel schneller.“

Giftige Chemikalien entdeckt

Insgesamt 165 Stücke des Pyroplastik haben die Forscher untersucht – und ihre Erkenntnisse im Fachmagazin „Science of The Total Environment“ veröffentlicht. Die meisten der Klumpen bestünden aus Polyethylen, aus dem ein Großteil der Plastiksackerln sowie Plastikverpackungen besteht, und Polypropylen, das für Verpackungen und Behälter genutzt wird.

Auch Spuren von Blei, Chromat und weiteren chemischen Zusätzen konnten die Forscher darin nachweisen. Laut „National Geographic“ glaubt Turner, dass Hersteller die giftige Blei-Chromat-Mischung dem Plastik vor Jahrzehnten zufügten, um ihm eine strahlende gelbe oder rote Färbung zu verleihen. Durch das Verbrennen seien die Farben ihm zufolge getrübt worden.

Das als erbgutschädigend und krebserregend geltende Bleichromat wird in Europa schon seit den 1980er Jahren nicht mehr verwendet, was ebenso darauf schließen lässt, dass das Pyroplastik entweder mehrere Jahrzehnte alt ist oder aus anderen Weltgegenden angeschwemmt wird. Die Forscher warnten besonders davor, dass die Blei-Chromat-Mischung von Meerestieren geschluckt wird und dadurch in die Nahrungskette gelangt. Weitere Forschungen seien diesbezüglich notwendig, so Turner.

Herkunft unklar

Woher das Pyroplastik tatsächlich stammt, ist indes weiterhin unklar. Turner vermutet, dass es von Lagerfeuern wie auch alten Müllhalden stammen könnte. Manche Klumpen könnten demnach von der Insel Sark über den Ärmelkanal angeschwemmt werden. Jüngsten Berichten zufolge wurde Müll der Insel im Ärmelkanal verbrannt und im Meer versenkt. Auch darüber, dass der Abfall von der Karibik angespült werden könnte, wurde spekuliert.

Auf den neuartigen Plastikmüll aufmerksam gemacht wurde das Forschungsteam um Turner bereits vor einigen Jahren – von freiwilligen Helfern der Umweltschutzvereinigung Cornish Plastic Pollution Coalition. Der Zusammenschluss mehrerer Umweltschutzgruppen organisiert regelmäßige Aufräumaktionen an besonders touristischen Stränden Cornwalls. Turner zufolge hätten manche Helfer damals Tausende Plastikklumpen – die leicht genug sind, um an der Wasseroberfläche zu treiben – gesammelt und sich damit an sein Team gewandt.

Weitere Funde in Irland, Spanien und Kanada

Abgesehen von den Pyroplastikfunden in Südengland wurden nach einem Aufruf in Sozialen Netzwerken auch weitere 30 Stück auf den schottischen Orkney Inseln, in Irland und im Nordwesten Spaniens entdeckt. Das berichtete die britische „Daily Mail“. „Weil das Pyroplastik inzwischen auch von Kollegen an spanischen Stränden am Atlantik und an Ständen in Vancouver am Pazifik entdeckt wurden, handelt es sich nicht nur um ein regionales Phänomen“, hieß es überdies in dem Bericht der britischen Fachleute.