Rückzug syrischer Rebellen: Eskalation mit Türkei droht

Im Kampf um die strategisch wichtige Rebellenhochburg Chan Scheichun in Syrien hat die Armee von Präsident Baschar al-Assad einen wichtigen Sieg errungen. Bewaffnete Rebellen zogen sich nach Angaben von Beobachtern heute aus der Region um die heftig umkämpfte Stadt zurück. Die Türkei, die in der Gegend einen Beobachtungsposten unterhält, teilte jedoch mit, sich nicht zurückziehen zu wollen.

In der Nacht war es Bodentruppen der syrischen Armee gelungen, bis nach Chan Scheichun vorzudringen. Wegen der neuen Eskalation sind Tausende Menschen auf der Flucht. Chan Scheichun wird seit fünf Jahren von Rebellen gehalten. Vor zwei Jahren starben hier bei einem Giftgasangriff mit Sarin Dutzende Menschen. Die Stadt liegt im Süden der Provinz Idlib – der letzten großen Region Syriens, die noch von Rebellen kontrolliert wird.

Mit dem Vorstoß nach Chan Scheichun drohten Rebellen im Süden der Stadt abgeschnitten und umzingelt zu werden. Daher hätten sie sich aus zahlreichen Orten der Gegend in Richtung Norden zurückgezogen und das Gebiet den Regierungstruppen überlassen, sagte Rami Abdel Rahman von der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte.

Die in Großbritannien ansässige Beobachtungsstelle für Menschenrechte gilt als oppositionsnahe, sie bezieht ihre Informationen von Aktivisten aus Syrien. Ihre Angaben sind für Medien nur schwer überprüfbar.

Cavusoglu: „Regime sollte nicht mit dem Feuer spielen“

Die Region ist inzwischen heftig umkämpft. Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu sagte während einer Pressekonferenz in Ankara, dass die Türkei nicht die Absicht habe, den Beobachtungsposten Nummer neun zu evakuieren, der südlich von Chan Scheichun in Murk steht. „Wir haben nicht die Absicht, ihn woanders aufzustellen“, sagte Cavusoglu. Am Vortag war ein türkischer Konvoi auf dem Weg zu diesem Posten aus der Luft angegriffen worden. Cavusoglu warnte: „Das Regime sollte nicht mit dem Feuer spielen.“

Die Türkei unterhält in der Region insgesamt zwölf Beobachtungsposten. Der politische Analyst und Militärexperte Metin Gürcan twitterte, es seien lokalen Quellen zufolge Verhandlungen mit Moskau um den Posten Nummer neun im Gange. Moskau wolle, dass der Posten verlegt werde. Das bedeute jedoch den vollständigen Rückzug der Türkei aus dem Süden von Idlib.