U.S. Präsident Donald Trump
Reuters/Jonathan Ernst
Kein Verkauf Grönlands

Trump sagt Staatsbesuch in Dänemark ab

US-Präsident Donald Trump hat seinen Staatsbesuch in Dänemark abgesagt und das damit begründet, dass Regierungschefin Mette Frederiksen nicht über einen Verkauf Grönlands reden wolle. Wenige Tage zuvor hatte Trump mit seinem Plan, Dänemark die Insel abkaufen zu wollen, weltweit vor allem für Belustigung gesorgt. Sowohl Dänemark als auch Grönland reagierten empört.

Die Ministerpräsidentin habe den USA und Dänemark „einen sehr großen Aufwand“ erspart, indem sie so direkt gewesen sei, dafür danke er ihr, schrieb Trump auf Twitter. Er freue sich darauf, „irgendwann in der Zukunft“ ein neues Treffen zu vereinbaren. Ein Sprecher des Weißen Hauses stellte später klar, dass der gesamte Besuch am 2. und 3. September abgesagt sei.

Auf die Absage reagierte Frederiksen mit Bedauern. Sie sei „verärgert und überrascht“ gewesen, eine Krise mit Washington gebe es aber nicht. Sie und andere hätten sich auf das Treffen mit Trump gefreut, so Frederiksen. Die USA blieben einer der engsten Verbündeten Dänemarks. Der grönländische Regierungschef Kim Kielsen hat sich bisher noch nicht zu Trumps Absage geäußert.

Der Präsident und First Lady Melania wollten mit der Reise in das skandinavische Land einer Einladung der dänischen Königin Margrethe II. Folge leisten. Geplant waren bilaterale Gespräche und Treffen mit Wirtschaftsvertretern. Der Besuch sollte auf einen Aufenthalt Ende kommender Woche in Polen folgen. Am kommenden Wochenende wird Trump beim G-7-Gipfel im französischen Biarritz teilnehmen.

„Stehen denn Teile der USA zum Verkauf?“

Trumps Kaufinteresse an Grönland hatte vielerorts Verwunderung und Befremden ausgelöst – vor allem auf der Insel selbst und in Dänemark. Unmittelbar nach Bekanntwerden von Trumps via Twitter publizierter Nachricht reagierten am Mittwoch zahlreiche führende dänische Politiker mit teils scharfen Kommentaren. Der Grönland-Beauftragte der Konservativen, Rasmus Jarlov, etwa nannte Trumps Verhalten „beleidigend“ und stellte die rhetorische Frage: „Stehen denn Teile der USA zum Verkauf? Alaska? Erweisen Sie doch ein bisschen Respekt!“

Auch zwei frühere Außenminister Dänemarks, Martin Lidegaard und Kristian Jensen, zeigten wenig Verständnis für Trumps Absage: „Nur weil wir Grönland nicht verkaufen, sollten die USA als Verbündeter doch Interesse haben, mit uns die Arktis, den Klimawandel und den Nahen Osten betreffende Fragen zu diskutieren“, so Lidegaard. Jensen konstatierte gar eine „diplomatische Krise“ zwischen den beiden NATO-Partnern.

„Er ist wie ein Kind. Er blamiert das ganze Land.“

Der Vizevorsitzende der rechtspopulistischen Dänischen Volkspartei, Sören Pind, reagierte besonders scharf und meinte, Trump brauche sich auch in Zukunft nicht mehr in Dänemark blicken lassen. Der Sprecher von Königin Margrethe, auf deren Einladung der Besuch Trumps erfolgen hätte sollen, sprach von einer „Überraschung“ für die Königin. Im Übrigen wolle der Hof die Absage des US-Präsidenten nicht kommentieren. Der ehemalige US-Botschafter in Kopenhagen, der Demokrat Rufus Gifford, bat Dänemark und Grönland um Verzeihung: „Er ist wie ein Kind. Er blamiert das ganze Land“, so Gifford auf Twitter.

Blick auf Tasiilaq, Grönland
Reuters/Lucas Jackson
Aufregung über Trumps Angebot herrschte nicht nur in Grönland

Angebot überhaupt legal?

Letzte Woche hatten zunächst das „Wall Street Journal“, die „Washington Post“ und der Sender CNN darüber berichtet – dabei blieb aber unklar, wie ernst Trumps Interesse ist. In den Berichten hieß es, der Republikaner habe Berater angewiesen, die Möglichkeit zu prüfen, die zum dänischen Königreich gehörende autonome Arktisinsel zu erwerben. Wie seriös die Absichten seien, sei selbst für seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unklar. Es sei etwa diskutiert worden, ob eine solche Offerte überhaupt legal sei, wie eine solche Operation vonstatten gehen könne und wo das Geld dafür herkommen solle.

Am Sonntag erklärte Trump dann, ein Kauf Grönlands könnte für die USA „strategisch“ interessant sein. Er fügte hinzu: „Im Grunde wäre es ein großes Immobiliengeschäft.“ Dänemark verliere mit seiner Unterstützung für Grönland jedes Jahr viel Geld. Bei seiner geplanten Reise nach Kopenhagen könne das Thema besprochen werden, es sei aber nicht „oberste Priorität“ und nicht der Anlass des Besuchs. Dänemark sei ein wichtiger NATO-Partner, der den Schutz der USA genieße, sagte der frühere Immobilienunternehmer. Schon zu diesem Zeitpunkt deutete er an, dass die Reise entfallen könnte.

„Das muss ein Aprilscherz sein“

Grönland und Dänemark hatten die Idee eines Verkaufs entschieden zurückgewiesen. Die dänische Regierungschefin Frederiksen besuchte Grönland am Sonntag und betonte dort erneut, dass die Insel nicht zum Verkauf stehe. Zu Trumps Gedankenspielen sagte sie: „Ich hoffe inständig, dass dies nicht ernst gemeint ist.“ Der ehemalige Ministerpräsident Lars Lökke Rasmussen hatte es Ende vergangener Woche auf Twitter noch deutlicher formuliert: „Das muss ein Aprilscherz sein“.

Der US-Präsident selbst hatte das Thema erst am Dienstag mit Humor kommentiert: Auf Twitter veröffentlichte er eine Fotomontage, die sein gold-glitzerndes Trump International Hotel Las Vegas inmitten kleiner bunter Häuser an Grönlands Küste zeigt. „Ich verspreche, Grönland das nicht anzutun“, schrieb Trump dazu. Die scherzhafte Fotomontage mit dem Titel „Grönland in zehn Jahren“ kursiert bereits seit einigen Tagen in den Sozialen Netzwerken.

Schon die zweite US-Kaufabsicht

Mit einem Blick auf die Geschichte der USA wirken die Kaufabsichten allerdings nicht ganz so abwegig. 1876 hatten die USA für damals 7,2 Millionen Dollar Alaska von Russland gekauft, um die strategische Expansion der Vereinigten Staaten voranzutreiben. Ebenfalls für ein Schnäppchen ging 1803 das riesige Gebiet Louisiana von Frankreich an die USA – der Preis: rund elf Millionen Dollar. 1819 bekam Washington für fünf Millionen Dollar Florida von Spanien und verzichtete im Gegenzug auf Ansprüche in Texas.

Und auch auf Grönland hatten die USA schon einmal ein Auge geworfen. In den 1860ern gab es einen ersten US-Vorstoß zum Kauf. Doch dieser scheiterte. Nach dem Zweiten Weltkrieg boten die USA 100 Millionen Dollar für Grönland, das Gebiet sei für Dänemark doch „völlig wertlos“. Ob Kopenhagen auf dieses Angebot reagierte, war aus den US-Dokumenten, die Medien erst 1991 einsahen, nicht erkenntlich. Zudem soll in den 1970ern Vizepräsident Nelson Rockefeller erneut mit dem Kaufgedanken gespielt haben, wie US-Medien berichten.

„Sie haben viele wertvolle Mineralien“

Grönland mit seinen rund 56.000 Einwohnerinnen und Einwohnern ist autonom, gehört aber zum dänischen Königreich. Seine Fläche beträgt über zwei Millionen Quadratkilometer, es ist damit rund 25-mal so groß wie Österreich. Ein Großteil davon ist ständig von Eis bedeckt. Für Washington könnte Grönland durch seine Lage in der Arktis, die Nähe zu Russland und wegen dort vermuteter Bodenschätze strategisch bedeutend sein.

Trumps Berater Larry Kudlow hatte am Sonntag mit Blick auf die Insel gesagt: „Sie haben viele wertvolle Mineralien.“ Die USA betreiben im Ort Thule zudem einen Luftwaffenstützpunkt, der Teil ihres Raketenwarnsystems ist. Im Zweiten Weltkrieg nutzten die USA die Insel auch für die Luftbrücke über den Atlantik.

Kauf völkerrechtlich wohl unmöglich

Nach einer Analyse des früheren juristischen Beraters des US-Außenministeriums Scott R. Anderson ist der Kauf Grönlands durch die USA eine „rechtliche und politische Unmöglichkeit“. Der Anwalt für internationales Recht verweist auf das Völkerrecht. Demnach haben die Grönländer ein Recht auf Selbstbestimmung. An ihnen vorbei kann Kopenhagen nichts entscheiden – und will es auch gar nicht.

Das Mutterland spricht nur noch bei der Außen- und Verteidigungspolitik mit. Die Insel ist zwar finanziell massiv abhängig von Kopenhagen. Dennoch wurde auf Grönland immer wieder der Ruf nach voller Unabhängigkeit laut. Theoretisch möglich ist nach Ansicht des US-Juristen Anderson, dass sich Grönland von Dänemark lossagt und danach eine engere Partnerschaft mit den USA eingeht – ähnlich wie das US-Außengebiet Puerto Rico.

Der dänisch-grönländische Vertrag von 2009 erlaubt den Inselbewohnerinnen und -bewohnern ein Unabhängigkeitsreferendum, das vom Parlament in Kopenhagen gebilligt werden muss. Es fehlt allerdings ein schlüssiges Argument, warum sich die Insel danach unter die Schwingen des US-Adlers begeben sollte.