Wasserschildkröte im Great Barrier Reef
Reuters/David Gray
„Segen“ für Great Barrier Reef

Riesiger Teppich aus Bimsstein entdeckt

Ein riesiger, im Pazifik treibender Bimssteinteppich könnte sich als „Segen“ für das von Korallenbleiche stark betroffene Great Barrier Reef vor der Küste Australiens erweisen. Das sagten Fachleute gegenüber BBC und „Guardian“. Der Gesteinsteppich, der Anfang August von Seglern entdeckt worden ist, erstreckt sich über 150 Quadratkilometer – eine Fläche so groß wie 20.000 Fußballfelder.

Fachleuten zufolge stammen die Gesteinsmengen von einem Unterwasservulkan, der sich vor dem Inselstaat Tonga befindet. Satellitenbilder der NASA zeigen, dass der Vulkan bereits am 7. August ausgebrochen war. Seglerinnen und Segler wurden indes vor dem Bimssteinteppich gewarnt. Bimssteine sind leichte, durchlöcherte Gesteine, die an der Wasseroberfläche treiben und bei der schnellen Abkühlung von Magma entstehen.

„Im Moment ist der Bimsstein kahl und unbewachsen“, so der Geologe Scott Bryan von der Queensland University of Technology (QUT), doch der derzeit im Pazifik treibende Gesteinsteppich werde schon bald Milliarden an Mikroorganismen beheimaten. Auch Meerestiere wie Rankenfüßer, Korallen, Krabben, Schnecken und Würmer würden den Gesteinsteppich auf seinem Weg Richtung Australien begleiten und könnten das Great Barrier Reef so „wiederbeleben“, so der Forscher gegenüber „Guardian“.

Great Barrier Reef: Hälfte der Korallen abgestorben

Das mehr als 2.300 Kilometer lange Riff war 2016 und 2017 von Korallenbleichen betroffen, vermutlich wegen zu hoher Temperaturen infolge des Klimakrise. Fast die Hälfte der Korallen des UNO-Weltnaturerbes starben ab. Ob es sich davon erholen kann, ist ungewiss. Einer Studie von Forschern der Universtität New South Wales zufolge führt die Erwärmung der Meere zu einem weitaus schnelleren Korallensterben als bisher angekommen – wiederholte Bleichen können Korallen binnen Tagen oder Wochen abtöten.

Dass der Gesteinsteppich neue gesunde Korallen und andere Riffbewohner zum Great Barrier Reef bringen wird, ließe sich dem Geologen zufolge anhand von Untersuchungen ähnlicher Ereignisse der vergangenen 20 Jahre vorhersagen. Allerdings müssen Korallen erst ein reproduktives Alter erreichen, an dem sie zu laichen beginnen und ihre Larven abgeben können. „Es ist eine Möglichkeit, Ökosysteme zu erneuern, aber es kann genauso gut invasive Arten einführen“, warnte Martin Jutzeler von der University of Tasmania gegenüber BBC.

Monatelange Reise

In sieben bis zwölf Monaten könnte der Gesteinsteppich, der momentan in Richtung Fiji treibt, das weltberühmte Korallenriff erreichen, schätzen Fachleute. Den Forschern zufolge würde der Teppich am Tag zwischen zehn und 30 Kilometer zurücklegen. Abhängig ist das von Ozeanströmungen, Wellengang und Wind. Der Teppich teilte sich inzwischen in zwei Hauptflächen, die zahlreiche „Gesteinsschlaufen“ nach sich ziehen, wie Satellitenbilder zeigen.

Die Wahrscheinlichkeit, dass sich so ein Gesteinsteppich überhaupt bildet, ist überdies höher, wenn sich ein Vulkan in seichteren Gewässern befindet. Bryan zufolge würden Bimssteinteppiche durchschnittlich einmal alle fünf Jahre in der Region vorkommen: „Dabei kann es so scheinen, als ob die gesamte Meeresoberfläche zu Land geworden ist.“

„Der ganze Ozean sah matt aus“

Auf die Gesteinsmasse aufmerksam gemacht wurde Bryan von den Seglern Michael Hoult und Larissa Brill, die diesen in weiterer Folge auch mit Fotos und Proben des vulkanischen Gesteins versorgt hatten. Laut eigenen Angaben fuhr das Paar, das Anfang August mit seinem Katamaran unterwegs war, nachts in die Gesteinsmassen. „Der ganze Ozean sah matt aus,“ so Brill gegenüber CNN.

„Wir wussten nicht, wie tief es war, ob wir über einen Vulkan segelten, der in dem Moment aktiv war. Es sah aus, als ob noch mehr Gestein an die Wasseroberfläche kam“, so Brill außerdem. Manche der Steine seien so groß wie Murmeln, andere so groß wie Basketbälle gewesen. Das Paar dokumentierte den Zwischenfall auch auf Facebook.