Wahlplakate zur NR-Wahl 2019
ORF.at/Christian Öser
Wahlplakate

Geborgte Slogans und „echte“ Bilder

Es ist noch ein Monat bis zur Nationalratswahl, die Plakate zieren bereits den öffentlichen Raum. SPÖ und Grüne setzen auf das Thema Klima, NEOS auf Korruptionsbekämpfung und die FPÖ auf Sicherheit. Als letzte Partei hat am Mittwoch die ÖVP ihre erste Plakatwelle vorgestellt, deren Sujets ganz auf Parteichef Sebastian Kurz zugeschnitten sind. Die FPÖ fühlte sich dabei an die eigenen Slogans erinnert.

ÖVP-Generalsekretär Karl Nehammer betonte bei der Präsentation am Mittwoch in Wien, die Plakate seien alle „aus dem echten Leben“, es seien keine Fotoshootings dafür gemacht worden. Die Plakate zeigen den ÖVP-Chef etwa bei einer seiner Wanderungen mit Anhängerinnen und Anhängern. Dabei steht der Slogan „Einer, der unsere Sprache spricht“. Als „einer, der auf unsere Werte schaut“ sitzt Kurz mit älteren Menschen beim Heurigen.

„Einer, der am Boden bleibt“ steht auf einem Plakat, das Kurz mit einem kleinen Kind auf dem Rücken zeigt. Zusätzlich steht auf jedem Plakat dabei: „Das ist mein Kanzler.“ Denn die Leute, so Nehammer, „wollen ihren Kanzler, sie wollen Sebastian Kurz zurück“. Eine zweite Plakatwelle werde es im Lauf des Wahlkampfs auch noch geben, dazu wollte Nehammer aber noch nichts verraten. Die Wahlkampfkostengrenze solle auf jeden Fall eingehalten werden, versprach der Generalsekretär.

Wahlplakate der ÖVP zur NR-Wahl 2019
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Am Mittwoch präsentierte die ÖVP ihre erste Plakatwelle

Streit mit der FPÖ brach prompt nach der Präsentation der ÖVP darüber aus, wer Urheber der Slogans sei. Die ÖVP kopiere „schamlos“, ließ FPÖ-Generalsekretär Christian Hafenecker via Aussendung wissen. „Nachdem Sebastian Kurz im letzten Wahlkampf und auch jetzt wieder die FPÖ-Themen kopiert hat, nehmen seine Werber nun sogar deutliche Anleihen bei FPÖ-Slogans“.

Bilderkombo von Wahlplakten von Sebastian Kurz, Herbert Kickl und Jörg Haider mit dem Slogan „Einer, der unsere Sprache spricht“
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Haider, Kickl, Kurz: Die Slogans im Vergleich

Viele Köpfe, eine Sprache

Bereits 1999 habe Herbert Kickl für Jörg Haider eine Kampagne mit Slogans wie „Einer, dessen Wort zählt“, „Einer, der unsere Sprache spricht“ und „Einer, dessen Handschlag gilt“ entwickelt. Auch später griff die FPÖ auf ähnliche Slogans zurück – etwa mit Heinz-Christian Strache in der Wiener Kampagne 2015 mit „Der Einzige, der unsere Sprache spricht“, so die FPÖ. Für den aktuellen Wahlkampf habe die FPÖ eine Social-Media-Kampagne, deren Slogans zum Beispiel lauten „Einer, der unsere Sprache spricht“ (Herbert Kickl) oder „Einer, der unsere Werte noch lebt“ (Norbert Hofer).

Eine Ähnlichkeit wies die ÖVP aber zurück: „Es gibt eine Großdruckerei im Raum Wien, die die Plakatsujets druckt“, so Nehammer. „Offensichtlich haben einige in der Freiheitlichen Partei geglaubt, sie sind ganz schlau und machen ein Foto und kommunizieren den Spruch“, so Nehammer. „Eines ist unmöglich: Den gleichen Spruch zu haben und den noch auf das Plakat zu bringen.“ Das gehe sich von der Zeit her einfach nicht aus. „Hier dürfte es einfach so gewesen sein, dass man das Plakat von uns gesehen hat – und offensichtlich hat der Spruch so gut gefallen, dass die FPÖ ihn jetzt auch übernehmen wollte.“

Wahlplakate der FPÖ zur NR-Wahl 2019
ORF.at/Christian Öser
Das Doppelgespann der FPÖ ist auch auf den Plakaten vertreten

Trotz der Streitigkeiten bleibt die FPÖ auch auf den Plakaten dabei, weiter mit der ÖVP koalieren zu wollen. „Wir kokettieren nicht in andere Richtungen“, so Spitzenkandidat Norbert Hofer bei der Vorstellung der FPÖ-Plakate vergangenen Freitag. „Koalition für unsere Heimat fortsetzen“, lautet der Slogan der Freiheitlichen. Hofers Plakate ziert zudem der Slogan „Fair. Sozial. Heimattreu.“. Jene mit dem Konterfei des ehemaligen Innenministers Herbert Kickl titeln mit „Mit Sicherheit für Österreich“.

Klima als tragendes Element

Bei der SPÖ gab es weder Koalitionsansagen noch Streit über Slogans. Userinnen und User auf Sozialen Netzwerken fühlten sich allerdings an das Logo einer Eisfirma erinnert. Anlass war das geschwungene „M“ auf den SPÖ-Plakaten mit dem Spruch „Menschlichkeit siegt“. Plakatiert wird dabei SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner. Thematisch geht es bei ihrer ersten Plakatwelle um Klima und Arbeit.

Wahlplakate der SPÖ zur NR-Wahl 2019
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Rendi-Wagners Spruch lautet „Menschlichkeit siegt“

„Nur gemeinsam schaffen wir’s aus der Klimakrise", heißt es auf dem Plakat, auf dem Rendi-Wagner in der Natur, umringt von einigen Menschen, zu sehen ist. Ein weiteres Sujet wirbt für ein „Klimaticket“, auf einem weiteren heißt es: „Von einem Vollzeitjob muss man leben können.“ In der zweiten Plakatwelle soll es dann um die Themen Gesundheit und Pflege sowie Wohnen gehen. Rund 1.800 großflächige Plakate sollen insgesamt affichiert werden, etwa 20.000 in kleinerem Format und auf Dreiecksständern.

Abgespeckte Version

Die Klimakrise haben sich freilich auch die Grünen, die aus Budgetgründen auf Inserate in Zeitungen verzichten, auf die Plakate geschrieben. „Wen würde das Klima wählen“, heißt es etwa auf den Plakaten. Spitzenkandidat und Parteisprecher Werner Kogler nahm bei der Präsentation am Wiener Donaukanal aber auch die ehemaligen Regierungsparteien ÖVP und FPÖ ins Visier. Auf einem Plakat sind Szenen aus dem „Ibiza-Video“ zusammen mit dem Spruch „Wen würde der Anstand wählen?“ zu sehen. Außerdem setzen die Grünen, so wie schon bei der EU-Wahl im Mai, auf den Slogan „Zurück zu den Grünen“. Ein Plakat zeigt auch Kogler selbst, allerdings in deutlich abgespeckter Form, wie manche Zeitungskommentare bemerkten.

Wahlplakat der Grünen zur NR-Wahl 2019
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Kogler wird auf den Plakaten der Grünen gezeigt

NEOS war die erste Partei, die der Öffentlichkeit ein Kampagnensujet präsentierte, allerdings nicht bei einem Pressetermin, sondern via Aussendung am Donnerstag. Darauf zu sehen ist Parteichefin Beate Meinl-Reisinger auf einem Schwarz-Weiß-Foto in die Ferne blickend. Darunter der Schriftzug: „Umwelt und Wirtschaft verbinden – Macht sonst keiner.“ NEOS setzt damit „auf die Verbindung zwischen ökologischer Steuerrevolution und Entlastung für Wirtschaft und Bürger“, so Generalsekretär Nikola Donig. Es sei als Angebot gedacht an alle, die von einer Politik der „Kurzsichtigkeit und Postenschacherei genug haben“. Inzwischen brachte NEOS schon weitere Sujets heraus, die optisch alle ähnlich sind. „Postenschacher stoppen – Macht sonst keiner“, etwa. Im öffentlichen Raum zu sehen sind die Plakate erst ab Anfang September.

Flächendeckend affichierte Wahlplakate gibt es von JETZT angesichts des Budgets von 300.000 Euro nicht. Bei der Klausurtagung in Rust wurden Wahlprogramm und weitere Kandidaten und Kandidatinnen präsentiert. Dabei war auch ein großes Plakat, das aber nicht für Dreieckständer oder Wände gedacht ist, sondern nur die Bühne schmückte. „Uns kann man nicht kaufen – uns kann man wählen“, war darauf zu lesen. Listengründer Peter Pilz stellte bei dieser Gelegenheit klar, dass JETZT nach der Wahl in der Opposition bleiben will. Ob die Liste diesem Wunsch im Parlament nachgehen kann, wird freilich der 29. September zeigen.

Kleine Plakate für kleine Parteien

Möglicherweise muss JETZT außerhalb des Parlaments Oppositionsarbeit machen, so wie etliche andere Kleinparteien. Die progressiv-linke Partei Wandel schaffte es etwa erstmals österreichweit auf den Stimmzettel. Listenerster ist Parteichef Fayad Mulla. Er gründete WANDL, so die Kurzbezeichnung auf dem Stimmzettel, 2012. Auch Mullas Wahlkampfbudget ist sehr schmal. Wandel finanziert sich ausschließlich über Spenden von Privatpersonen, bisher kamen rund 10.000 Euro herein. Große Plakate soll es nicht geben – nur kleine im A2- oder A1-Format, die man selber aufhängt.

2014 ging die Partei für die EU-Wahl u. a. mit der KPÖ die Allianz Europa Anders ein. Heuer marschieren die beiden getrennt, die KPÖ allerdings mit weit mehr Budget. Sie brachte allein 120.000 Euro auf. Das reicht für Plakate, die die Kandidaten und Kandidatinnen zeigen, darunter den neuen Spitzenkandidaten Ivo Hajnal.