NGO-Schiff „Mare Jonio“ fordert Zuweisung eines Hafens

Das italienische Rettungsschiff „Mare Jonio“ mit 34 Asylsuchenden an Bord wartet weiterhin vor der Insel Lampedusa auf die Zuweisung eines Hafens. Die Hilfsorganisation Mediterranea Saving Humans (MSH), Betreiberin des Schiffes, richtete heute erneut einen Appell an die Regierung, die Menschen von Bord gehen zu lassen.

„Wir sind wegen der psychischen Lage der Überlebenden – 28 Männer und sechs Frauen – an Bord immer mehr besorgt. Wie lang können sie inmitten des Meeres noch ausharren? Sie haben bereits die Hölle erlebt“, berichtete Cecilia Sarti Strada, Sprecherin der NGO. Die Menschen hätten unter anderem Narben von Folterungen in libyschen Internierungslagern.

64 Menschen auf der „Mare Jonio“ waren in der Nacht auf gestern nach Lampedusa gebracht worden. Frauen, Kranke und unbegleitete Minderjährige erhielten vom italienischen Innenministerium die Genehmigung, von Bord zu gehen. Nun müssten auch die verbliebenen 34 Personen schnellstmöglich an Land, forderte die Organisation. Die Situation an Bord sei prekär. Wegen Wasserknappheit befürchtet die Crew einen hygienischen Notstand.

„Alan Kurdi“ nahm wieder Asylsuchende auf

Indes nahm das deutsche Rettungsschiff „Alan Kurdi“ im Mittelmeer heute 13 Menschen auf. Ein überladenes Holzboot mit Menschen aus Tunesien sei entdeckt worden, die auf dem Weg zur italienischen Insel Lampedusa gewesen seien, sagte der Sprecher der Regensburger Hilfsorganisation Sea-Eye, Gorden Isler.

Das Boot sei in einem schlechten Zustand gewesen. „Es wäre verantwortungslos gewesen, die Menschen in dieser Situation zu belassen.“ Die Rettung habe in maltesischen Gewässern stattgefunden, weshalb Malta für die Koordinierung zuständig sei, sagte Isler. Das Schiff würde nun in Richtung Lampedusa fahren, weil die Insel der nächste sichere Ort sei.

Damit warten nun drei Rettungsschiffe privater Organisationen auf dem Mittelmeer darauf, einen sicheren Hafen anlaufen zu dürfen. Neben der „Mare Jonio“ und der „Alan Kurdi“ betrifft das auch die „Eleonore“ des deutschen Kapitäns Claus-Peter Reisch mit 100 Menschen an Bord. Sie war heute in der Nähe von Malta. Italien hatte allen drei Schiffen die Einfahrt verweigert.