Geflüchtete auf griechischen Inseln „bewusst im Stich gelassen“

Zehntausende Geflüchtete werden nach Ansicht der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen auf den griechischen Inseln von der Europäischen Union und Griechenland bewusst im Stich gelassen. „Das ist eine politikgemachte Krise“, sagte Tommaso Santo, Landeskoordinator von Ärzte ohne Grenzen in Griechenland, heute.

Die griechischen und europäischen Behörden sperrten Asylsuchende – darunter zahlreiche Minderjährige – seit mehr als drei Jahren unter unerträglichen Bedingungen auf den griechischen Inseln ein, hieß es. Einige Kinder hätten versucht, sich das Leben zu nehmen.

Stark überfüllte Lager

In den für 6.338 Menschen ausgelegten Registrierlagern auf den Inseln Lesbos, Chios, Samos, Leros und Kos harren zurzeit nach Angaben des griechischen Ministeriums für Bürgerschutz 20.594 Menschen aus.

Der Chef der Vertretung des UNO-Flüchtlingskommissariats (UNHCR) in Athen, Philippe Leclerc, sagte am Freitag der halbamtlichen griechischen Nachrichtenagentur ANA-MPA, dass insgesamt 7.000 Geflüchtete sofort aus den Inseln zum Festland gebracht werden könnten, weil sie als Schutzbedürftige gelten. Das Problem bestehe darin, das auch die Lager auf dem Festland überfüllt seien, hieß es.

Unterdessen haben in den vergangenen 48 Stunden mehr als 300 Migranten aus der Türkei zum griechischen Festland und zu den griechischen Inseln im Osten der Ägäis und damit in die EU übergesetzt. Das teilten heute die Behörden in Athen mit.

Erdogan droht EU erneut mit Grenzöffnung

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat Europa indes erneut gedroht, Geflüchteten die Tore zu öffnen, wenn sein Land nicht mehr Unterstützung erhalte. Auch NGOs appellierten an die EU, das Flüchtlingsabkommen mit der Türkei aufzukündigen. Doch aus einem anderen Grund: Sie sorgen sich um die Behandlung der Menschen. Die EU-Kommission drängt dagegen auf noch mehr Rückführungen in die Türkei.

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