Promiduell um Führung der deutschen Grünen

Die deutschen Grünen sind seit Monaten populär wie nie zuvor, und die Spekulationen über eine vorgezogene Bundestagswahl nehmen zu. Nun gibt es bei der Wahl der nächsten Führung der grünen Fraktion im Bundestag ein Duell: Der Grünen-Politiker Cem Özdemir kündigte gestern an, dass er die aktuellen Fraktionschefs im Bundestag ablösen und selbst an die Spitze der Abgeordneten rücken will.

Der frühere Parteivorsitzende tritt bei der Neuwahl des Fraktionsvorstands am 24. September im Team mit der Bremer Abgeordneten Kirsten Kappert-Gonther an. Das Bewerbungsschreiben liegt der dpa vor. Die beiden wollen Katrin Göring-Eckardt und Anton Hofreiter ablösen, die erneut für die Doppelspitze kandidieren.

„Wettbewerb gut für Fraktion“

„Wir sind überzeugt davon, dass ein fairer Wettbewerb der Fraktion guttut – nach außen wie nach innen“, schreiben der 53-jährige Özdemir und die 52-jährige Kappert-Gonther in ihrer Bewerbung.

Bis zur Bundestagswahl gehe es darum, auch als kleinste Fraktion im Parlament „mit neuem Schwung der Gegenpol einer schwachen Regierung zu sein“. Die beiden stellen darin klar, dass sie für den nächsten Wahlkampf im Bund keine Spitzenkandidatur anstreben. Dafür gelten grünenintern die Parteichefs Annalena Baerbock und Robert Habeck als de facto gesetzt.

Mann und Frau, „Fundi“ und „Realo“

Die Fraktionschefs werden zwar einzeln gewählt und nicht im Team, es muss aber mindestens eine Frau dabei sein. In der Regel sind auch beide Parteiflügel – Linke und Realpolitiker – an der Spitze der Fraktion vertreten. Kappert-Gonther gehört wie Hofreiter zu den Parteilinken, Özdemir und Göring-Eckardt sind „Realos“.

Özdemir war bei der Bundestagswahl noch Parteichef und neben Göring-Eckardt Spitzenkandidat der Grünen. Nach dem Scheitern der Gespräche für eine Jamaika-Koalition mit Union und FDP wurde er Vorsitzender des Verkehrsausschusses im Bundestag und trat damit politisch in die zweite Reihe. Für den Parteivorsitz hatte er nicht erneut kandidiert.

Das Duo Göring-Eckardt und Hofreiter führt die Fraktion bereits seit Oktober 2013. Bei der vorigen Fraktionswahl im Jänner 2018 hatten die beiden ohne Gegenkandidaten jeweils nur rund zwei Drittel der Stimmen der 67 Grünen-Abgeordneten bekommen.