Joaquin Phoenix als „Joker“
AP/Warner Bros. Pictures/Niko Tavernise
Venedig

Goldener Löwe für Psychothriller „Joker“

Der Goldene Löwe des Filmfestivals Venedig geht an den Psychothriller „Joker“ des US-Amerikaners Todd Phillips. Der Große Preis der Jury ging an Roman Polanskis Film „An Officer and a Spy“ über den jüdischen französischen Offizier Alfred Dreyfus.

Mit „Joker“ setzte sich der Favorit durch. Das Werk erzählt von der Entstehung des Batman-Gegenspielers und zeigt Joaquin Phoenix in der Rolle des Joker. Der 44-jährige Schauspieler stellte das Werk bei den Filmfestspielen vor. Der Film erzählt, wie aus Arthur Fleck der Joker wurde. Nach ersten Aufführungen in Venedig gab es minutenlangen Applaus.

Der Film von Regisseur Phillips, der unter anderem durch die „Hangover“-Filme bekannt ist, kommt im Oktober in die Kinos. In einer Nebenrolle ist auch der zweifache Oscar-Preisträger Robert De Niro zu sehen.

Joaquin Phoenix und Todd Phillips
AP/Invision/Joel C Ryan
Die Gewinner des Abends: Phoenix (r.) und Phillips vor der Preisverleihung

„Lacher, der beinahe schmerzhaft ist“

Er habe extrem viel für die Rolle abnehmen müssen, erzählte Phoenix (Golden Globe für „Walk the Line“) vor der Weltpremiere des Films. „Und das beeinflusst auch deine Psyche, du wirst verrückt.“ Außerdem hätten er und Regisseur Phillips sehr früh an dem unverkennbaren Lachen des Jokers gearbeitet. „Todd beschrieb es als einen Lacher, der beinahe schmerzhaft ist – etwas, das versucht herauszukommen.“

Kontroverse um Polanski-Teilnahme

Über die Teilnahme des Polanski-Films an dem Festival hatte es im Vorfeld eine Kontroverse gegeben. Der in Frankreich lebende Polanski wird in den USA polizeilich gesucht. Er gab zu, im Jahr 1977 die damals 13-jährige Samantha Geimer unter Drogen gesetzt und sie dann sexuell missbraucht zu haben, ein Jahr später floh er aus den USA. Die US-Filmakademie hatte Polanski wegen des Falls im vergangenen Jahr ausgeschlossen. Polanski kam selbst nicht zum Festival nach Venedig, den Preis nahm am Samstagabend seine Ehefrau, die französische Schauspielerin Emmanuelle Seigner, entgegen.

Als bester Schauspieler wurde am Samstag der Italiener Lucar Marinelli für seine Rolle in „Martin Eden“ ausgezeichnet. Den Preis für die beste Schauspielerin erhielt die Französin Ariane Ascaride für „Gloria Mundi“. Marinelli widmete seinen Preis den Lebensrettern auf dem Meer, Ascaride den Flüchtlingen, „die für immer auf dem Boden des Mittelmeeres“ bleiben.

Klimaschutzproteste auf rotem Teppich

Wenige Stunden vor Bekanntgabe der Gewinner der 76. Filmfestspiele in Venedig hatten Hunderte Klimaaktivisten den roten Teppich vor dem Filmpalast in der Lagunenstadt besetzt. Die mehr als 300 Demonstranten trugen weiße Overalls und hielten Banner hoch.

„Die Erde brennt, es ist Zeit, zu kämpfen (…)“, schrieben die Organisatoren von Globalproject auf ihrer Facebook-Seite. Auch Gegner großer Kreuzfahrtschiffe in Venedig schlossen sich den Protesten an, die vor dem Morgengrauen begannen. Der neue italienische Kultur- und Tourismusminister Dario Franceschini twitterte vor seiner Ankunft am Lido, er wolle Kreuzfahrtschiffe aus Venedig verbannen. „Bis Ende meines Mandats wird kein großes Schiff mehr vor dem Markusplatz fahren. Wir haben schon zu viel Zeit verloren“, twitterte der Sozialdemokrat Franceschini. Er hatte den Posten des Kulturministers bereits in den Jahren 2014 bis 2018 bekleidet.

Anfang Juni war in Venedig ein Kreuzfahrtschiff mit einem Ausflugsschiff im zentralen Giudecca-Kanal zusammengestoßen und hatte eine Anlegestelle gerammt. Wie durch ein Wunder wurden nur vier Menschen verletzt. Stadt, Regierung und Umweltverbände können sich seit Jahren nicht auf eine alternative Anlegestelle für die Kreuzfahrtschiffe in Venedig einigen.