Regenwald in Guadeloupe
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Studie

Investitionen gegen Klimakrise bringen Geld

Angesichts der enormen Herausforderungen durch die Klimakrise betont eine neue Studie den wirtschaftlichen Nutzen von Investitionen in Infrastruktur und Landwirtschaft. Durch Investitionen in den Schutz vor den Folgen des Klimawandels lasse sich eine hohe Rendite erzielen, heißt es in dem Bericht der Globalen Kommission für Anpassung.

„Die Globale Kommission für Anpassung schätzt, dass Investitionen von 1,9 Billionen Dollar (1,7 Billionen Euro) in die klimatische Widerstandsfähigkeit bis 2030 einen Nettogewinn von sieben Billionen (6,3 Billionen Euro) generieren werden“, sagte einer der Initiatoren der Studie, der ehemalige UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon.

Der Bericht stellt heraus, dass die wirtschaftliche Anpassung an die Folgen der Klimakrise nicht nur geboten, sondern auch lukrativ sei. In der Studie geht es darum, die Wirtschaft vor Verlusten durch die Klimakrise zu schützen und gleichzeitig ökonomische Chancen aufzuzeigen. Dazu gehören beispielsweise verbesserte Frühwarnsysteme für sich häufende Naturkatastrophen, dürreresistente Nutzpflanzen und besserer Hochwasserschutz.

Ein Wanderer steht an der Stelle, an der sich früher in Island der Okjokull-Gletscher befunden hat
AP/Felipe Dana
Der Rückgang des Eises des Okjökull-Gletschers in Island ist symptomatisch für die Erderwärmung

Aufruf, jetzt zu handeln

Der Bericht, zu dessen Trägern auch Weltbank-Chefin Kristalina Georgiewa und Milliardär Bill Gates gehören, wird auch von einer Reihe von Staaten – darunter China, Indien, Deutschland und Großbritannien – unterstützt. Die Globale Kommission für Anpassung soll das Bewusstsein für die Folgen des Klimawandels und mögliche Schutzmaßnahmen schärfen. Ihr Bericht wurde knapp zwei Wochen vor dem UNO-Klimagipfel in New York veröffentlicht, zu dem UNO-Generalsekretär Antonio Guterres eingeladen hat.

Anpassung sei auch ein „ökonomischer Imperativ“, heißt es mit Blick auf die Folgen der Erderwärmung in dem Bericht. „Die weltweiten Anstrengungen zur Verlangsamung des Klimawandels sind vielversprechend, aber unzureichend“, erklärte die Kommission weiter. Klimaanpassung liege auch im „wirtschaftlichen Eigeninteresse“ der Menschen. So könnten Versäumnisse bei der Klimafolgenanpassung bis 2050 das Wachstum der globalen Landwirtschaft um 30 Prozent verringern.

Klimakrise könnte eine Billion jährlich kosten

Steigende Meeresspiegel und vermehrte starke Stürme könnten die Küstenregionen in aller Welt ab 2050 mehr als eine Billion Dollar (906,5 Mrd. Euro) jährlich kosten. „Das Versäumnis, die wirtschaftlichen Vorteile von Klimaanpassung (…) zu nutzen, würde bedeuten, Billionen von Dollar an potenziellem Wachstum und Wohlstand zu verspielen“, warnten die Autoren. Als Investitionsbeispiele wurden Sturmfrühwarnsysteme, an Dürre angepasste Landwirtschaftsmethoden und bessere Wasserspeicher genannt.

In dem Bericht werden „drei Revolutionen“ gefordert: beim Verständnis, der Planung und der Finanzierung von Klimaanpassung. Das Verständnis der Gefahren der Erderwärmung und die Kenntnisse über mögliche Schutzmaßnahmen müssten sich in staatlichen und privatwirtschaftlichen Entscheidungen widerspiegeln. Die Anpassungsmaßnahmen müssten besser geplant und finanziert werden.

Hundert Millionen Menschen von Armut bedroht

Ban betonte, dass es nicht nur um wirtschaftliche Gewinne gehe. Wirtschaftliche Anpassung an die Klimakrise rette letztlich auch Menschen: „Der Klimawandel könnte mehr als hundert Millionen Menschen in Entwicklungsländern unter die Armutsgrenze drücken“, wenn nicht entsprechend gehandelt werde. Auch besteht dem Bericht zufolge die Gefahr von Wasserknappheit, deutlichen Einbußen in der Landwirtschaft und der Umsiedlung von Hunderten Millionen Menschen an den Küsten wegen des steigenden Meeresspiegels.

Allein Letzteres könnte laut der Studie bis 2050 zu Kosten von mehr als einer Billion Dollar (900 Mrd. Euro) führen. Bisher seien sinnvolle, wirtschaftlich angepasste Projekte selten, größtenteils sei die Ökonomie ungenügend auf die neuen Rahmenbedingungen vorbereitet. Und das, obwohl die Klimakrise schon längst vor der Haustür angekommen sei: „Waldbrände verwüsten empfindliche Lebensräume, aus den Hähnen in Städten kommt kein Wasser mehr, Dürren vertrocknen das Land, und Überschwemmungen zerstören die Häuser und Lebensgrundlagen der Menschen.“