UNO-Bericht über untragbare Zustände in syrischem Lager

Die Zustände im überfüllten syrischen Flüchtlingslager al-Hol sind laut einem neuen UNO-Bericht menschenunwürdig. Dort, wo auch Kinder deutscher und österreichischer Staatsangehörigkeit ausharren, seien mindestens 390 Kinder in diesem Jahr wegen Mangelernährung oder Infektionen gestorben, die bei richtiger Versorgung überlebt hätten, berichtete eine unabhängige Untersuchungskommission zu Syrien. Sie wurde vom UNO-Menschenrechtsrat eingesetzt und legte in Genf heute ihren Bericht zur Lage in Syrien zwischen Jänner und Juli 2019 vor.

Syrisches Flüchtlingslager Al-Hol
APA/AFP/Delil Souleiman

In den von syrischen Kurden kontrollierten Lagern in Nordostsyrien werden nach Angaben der deutschen Regierung mehr als 120 Kinder und mehr als 60 Frauen mit deutscher Staatsangehörigkeit vermutet. Agenturberichte der letzten Tage legen auch nahe, dass sich in diesem Lager die beiden Kinder der mutmaßlich ums Leben gekommenen Sabina S. aus Wien, die sich als Teenager der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) angeschlossen hatte, befinden. Auch die beiden Kinder einer Salzburgerin sollen sich in al-Hol befinden. Dieser Fall sei wegen eines noch ausstehenden DNA-Tests noch nicht gänzlich geklärt, berichtete die APA zuletzt mit Verweis auf das Außenministerium.

Die UNO-Kommission kritisiert die schleppende Rückführung von Frauen und Kindern ausländischer Kämpfer, die sich in Syrien Terrormilizen angeschlossen hatten. Der Kommissionsvorsitzende Paulo Pinheiro warnte Länder, den Eltern dieser Kinder den Rücken zu kehren. „Den Eltern die Staatsbürgerschaft abzuerkennen hat ernsthafte und negative Folgen für die Kinder“, sagte er. „Auch die Praxis, Kinder ohne ihre Mütter in das Heimatland zurückzuholen, verstößt gegen das Prinzip, im besten Interesse des Kindes zu handeln.“ Frauen und Kinder würden ohne Rehabilitierungsprogramme weiter radikalisiert.