Proteste gegen Nahrungsmittelkrise in Argentinien

In Argentinien haben Tausende Demonstrierende die Regierung aufgefordert, wegen der schweren Wirtschaftskrise den „Nahrungsmittelnotstand“ auszurufen. Die Demonstranten und Demonstrantinnen, darunter viele Familien mit kleinen Kindern, folgten gestern einem Protestaufruf zahlreicher Verbände und Gewerkschaften und versammelten sich im Stadtzentrum von Buenos Aires. Viele von ihnen wollten zwei Tage lang auf der Prachtstraße Avenida 9 de Julio ausharren.

Aufgebrachte Demonstranten vor Polizisten
APA/AFP/Damian Dopacio

Bei einer zweiten Protestaktion vor dem Präsidentenpalast auf der Plaza de Mayo richteten Demonstranten eine Suppenküche ein. Am Rande der Proteste kam es zu Zusammenstößen mit der Polizei.

Das argentinische Parlament berät heute über einen Gesetzesentwurf der Opposition, der die Ausrufung des „Nahrungsmittelnotstands“ fordert. Menschen, die wegen der hohen Inflation nicht mehr genug zu essen haben, sollen Hilfen bekommen. Die Regierung von Präsident Mauricio Macri lehnt den Vorschlag ab. Sie hat bereits andere Maßnahmen getroffen, unter anderem wurden die Steuern auf Grundnahrungsmittel gesenkt.

Inflationsrate bei 55 Prozent

Argentinien befindet sich seit 2018 in der Rezession. Mit mehr als 55 Prozent hat das südamerikanische Land eine der höchsten Inflationsraten weltweit, auch Arbeitslosigkeit und Armut haben zugenommen. In den vergangenen Wochen hatte sich die Lage zugespitzt, nachdem Macri bei der Präsidentschaftsvorwahl eine herbe Niederlage erlitten hatte.

Argentiniens Zentralbank führt im Kampf gegen die Schuldenkrise weitere Kapitalkontrollen ein. Jeder, der Devisen kauft, muss einen Eid leisten, diese mindestens fünf Tage lang zu halten, bevor sie für den Kauf von Anleihen eingesetzt werden dürfen, teilte die Notenbank gestern mit.

Bisher konnte man mit den Devisen sofort Anleihen erwerben und diese dann unmittelbar anschließend zu günstigeren Wechselkursen wieder verkaufen, erläuterten Händler. Damit seien teils Gewinnmargen von fünf bis sieben Prozent erzielt worden.