Klimaschutz: Referenten fordern verschärfte Maßnahmen

Im Wiener Rathaus haben sich gestern die Klimaschutzreferentinnen und -referenten der Bundesländer zu einer außerordentlichen Tagung getroffen, um gemeinsam mit Vertretern des Bundes und der Wissenschaft über Klimaschutzmaßnahmen zu diskutieren. Einstimmig wurden dabei zwei Resolutionen beschlossen, in denen diesbezüglich Handlungsbedarf artikuliert wurde. Dieser bestehe sehr akut, hieß es.

„Es läuft die Zeit davon, es ist dringend“, warnte die Gastgeberin, Wiens Vizebürgermeisterin Birgit Hebein (Grüne), in einer Pressekonferenz, an der auch die zuständigen Landesrätinnen und Landesräte aus dem Burgenland (Astrid Eisenkopf, SPÖ), aus Tirol (Ingrid Felipe, Grüne), Kärnten (Sara Schaar, SPÖ), Salzburg (Heinrich Schellhorn, Grüne) und Oberösterreich (Rudi Anschober, Grüne) teilnahmen. Die Forderungen richten sich dabei keineswegs nur an die künftige Regierung, sondern angesichts des Zeitmangels auch an die aktuelle. Denn es müsse in gewissen Bereichen bereits bis Jahresende nachgebessert werden, wurde betont.

Nationaler Energie- und Klimaplan im Fokus

Im Fokus steht dabei vor allem der Entwurf des Nationalen Energie- und Klimaplans (NEKP). Nach einer Analyse durch führende heimische Forscher sowie durch die EU-Kommission habe sich dieser als nicht ausreichend erwiesen, wurde beklagt. Die dargestellten Klimaziele 2030 würden weder die definierten Mindestziele erfüllen noch dem Umstand Rechnung tragen, dass Österreich einen deutlich weitreichenderen Beitrag zu den Pariser Klimazielen leisten könne und solle.

Der NEKP-Vorschlag sei entsprechend abzuändern, fordern die Länder mittels Resolution. Schärfere Maßnahmen seien vor allem im Mobilitätsbereich nötig. Denn der Verkehrssektor sei der größte Emittent. Einmal mehr wurde auch vor finanziellen Auswirkungen bei Nichteinhaltung der vereinbarten Energie- und Klimaziele verwiesen. Derzeit würden 6,6 Milliarden Euro an erforderlichen Ausgaben bis 2030 prognostiziert. Darum seien budgetäre Weichenstellungen nötig.

Sozial-ökologische Steuerreform gefordert

Verlangt wird eine sozial-ökologische Steuerreform. Sie soll gemäß einer weiteren heute verabschiedeten Resolution auf drei Säulen aufbauen: der Besteuerung von klimaschädlichen Energieträgern, Begünstigungen für klimagerechte Energieträger bzw. Investitionen in den öffentlichen Verkehr sowie eine Steuerentlastung auf Arbeit.

Denn, so stellte Tirols Landeshauptmann-Stellvertreterin Ingrid Felipe klar, die Reform solle kostenneutral erfolgen. Bei der Budgeterstellung 2020 sollen hier nach Ansicht der Länder bereits entsprechende Maßnahmen gesetzt werden. Auch die Einbettung in ein Klimarahmengesetz sei vorzubereiten, heißt es in der entsprechenden Resolution.

„FridaysForFuture“ bat Kandidaten zur „Klimaprüfung“

„FridaysForFuture“ hat unterdessen in der TU Wien die Spitzenkandidaten und Spitzenkandidatinnen für die Nationalratswahl bzw. Vertreter und Vertreterinnen der Parteien zur „Klimaprüfung“ durch Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen antreten lassen. Am besten bewerteten die Experten dabei die Wahl- und Parteiprogramme von Grünen und NEOS, die ehemaligen Regierungsparteien ÖVP und FPÖ fuhren schlechtere Noten ein.

„FridaysForFuture“ wollte bei der vor jungem Publikum stattfindenden „Klimaprüfung“ vor allem Politik und Wissenschaft zueinander bringen. Das Bewertungspodium war auch hochrangig besetzt: Sigrid Stagl vom Institut für Ecological Economics der WU Wien, Karl Steininger vom Wegener Center für Klima und Globalen Wandel an der Uni Graz, Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb von der Boku und Gottfried Kirchengast, Vertreter der Wissenschaft im Klimaschutzkomitee und Leiter des Wegener Center. Bei ihrer Bewertung orientierten sich die Wissenschaftler an dem 1,5-Grad-Ziel. Benotet wurde auf einer Skala von Hellgrün über Gelb bis Rot.