Iranische Streitkräfte auf einem Boot im Persischen Golf
AP/Mizan News Agency/Hasan Shirvani
Nach Angriff auf Ölraffinerien

Iran bringt Tanker im Persischen Golf auf

Die Zerstörung zweier entscheidender Ölraffinerien in Saudi-Arabien durch mehrere Drohnenangriffe am Samstag hat Hoffnungen auf einen baldigen Durchbruch im US-Iran-Konflikt zunichtegemacht. US-Präsident Donald Trump macht den Iran für die Angriffe verantwortlich. Teheran dementierte, machte aber am Montag ebenfalls Schritte in Richtung Eskalation der Auseinandersetzung.

Laut einem Bericht der Agentur ISNA brachten die iranischen Revolutionsgarden im Persischen Golf ein Schiff wegen angeblichen Schmuggels von 250.000 Liter Dieseltreibstoff in die Vereinigten Arabischen Emirate auf. Laut ISNA wurde die Mannschaft iranischen Behörden übergeben. Ihre Nationalität ist unklar.

Bereits Mitte Juli setzte der Iran den britischen Öltanker „Stena Impero“ im Golf fest – zwei Wochen nachdem die britische Marine den iranischen Tanker „Grace 1“ (heute: „Adrian Darja 1“) vor Gibraltar aufgebracht hatte. London begründete das damals damit, dass der Tanker iranisches Öl entgegen EU-Sanktionen nach Syrien transportieren wolle.

Trump beschuldigt Iran

Trump kündigte in der Nacht auf Montag via Twitter einen möglichen Vergeltungsschlag an: „Wir haben Anlass zu glauben, dass wir den Schuldigen kennen, und warten Gewehr bei Fuß auf die Bestätigung.“ Auch US-Außenminister Mike Pompeo beharrte darauf, dass der Iran hinter den Angriffen auf Saudi-Arabien stehe.

Er widersprach am Montag US-Regierungsbeamten, die in einem Hintergrundgespräch angaben, dass die Angriffe aus dem Iran oder dem Irak kommen könnten. Pompeo bestätigte der irakischen Regierung, dass die Attacken nicht vom Irak ausgegangen seien. Der iranische Präsident Hassan Rouhani vermutete ein Ablenkungsmanöver hinter den Vorwürfen der USA.

Von der saudi-arabischen Militärkoalition hieß es indes, dass die Huthi-Rebellen, die sich zu dem Angriff bekannt hatten, Waffen aus dem Iran benutzt hätten. Erste Ermittlungen wiesen darauf hin, dass Drohnen des Typs „Ababil“ eingesetzt worden seien, erklärte der Sprecher der von Saudi-Arabien angeführten Militärkoalition, Turki al-Maliki, am Montag, wie der Nachrichtensender Al-Arabija meldete. Die Angriffe seien jedoch nicht von jemenitischem Boden aus gestartet worden.

„Bild nicht eindeutig“

Die vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen im Bürgerkriegsland Jemen drohen unterdessen mit weiteren Attacken auf die saudi-arabische Ölindustrie. Sie verfügen über Drohnen des Typs „Kasef-1“, die nach Ansicht von UNO-Experten nahezu identisch mit dem iranischen Typ „Ababil“ sind. Diese unbemannten Flugzeuge haben eine Reichweite von 100 bis 150 Kilometern. Die angegriffenen saudischen Ölanlagen liegen von der Grenze zum Jemen allerdings etwa 800 Kilometer entfernt.

Im Juli dieses Jahres hatten die Huthis neue Drohnentypen der Öffentlichkeit vorgestellt. Experten gehen davon aus, dass diese eine Reichweite von bis zu 1.000 Kilometern haben könnten. Die Anlagen des staatlichen Ölkonzerns Saudi Aramco seien nach wie vor ein Ziel, erklärte die Miliz am Montag. Sie könnten jederzeit angegriffen werden. Ausländer sollten das Gebiet verlassen.

Internationale Uneinigkeit über Schuld

Der Iran warf den USA „Lügen“ vor und sprach von „inakzeptablen und völlig unbegründeten“ Vorwürfen. Andere internationale Akteure – EU, Russland und China – warnten vor voreiligen Schuldzuweisungen. „In Abwesenheit einer überzeugenden Untersuchung Schlüsse darüber zu ziehen, wer die Verantwortung tragen sollte, könnte an sich unverantwortlich sein“, sagte etwa die Sprecherin des chinesischen Außenministeriums, Hua Chunying, am Montag.

Reaktionen müssten auf internationaler Ebene erfolgen, zuvor aber alle Fakten auf dem Tisch liegen, hieß es auch vonseiten der EU, Großbritanniens und Deutschlands. „In der Frage der Verantwortung ist das Bild nicht eindeutig“, meinte etwa der britische Außenminister Dominic Raab. Deutschland mahnte zu „Besonnenheit“ und forderte, Fakten zu sammeln, um ein „klares Lagebild“ zu erhalten. Russland bezeichnete von den USA ins Augen gefasste Vergeltungsmaßnahmen als „inakzeptabel“.

Drohnenangriff: Trump droht mit Vergeltung

Nach den Drohnenangriffen auf die größte Ölraffinerie in Saudi-Arabien hat US-Präsident Donald Trump mit einem Vergeltungsschlag gedroht.

Huthi-Milizen setzen auf Drohnen gegen Saudi-Arabien

Saudi-Arabien führt im Jemen eine von den USA unterstützte Militärkoalition an, die gegen die Huthis kämpft. Diese werden wiederum vom Iran unterstützt und halten große Teile des Nordjemen inklusive der Hauptstadt Sanaa unter Kontrolle. In den vergangenen Monaten hatten die Huthis mehrmals Ölpipelines und Flughäfen in Saudi-Arabien mit Drohnen attackiert.

Die Huthi-Milizen setzen die im Verhältnis günstigen Drohnen immer wieder gegen das militärisch überlegene Saudi-Arabien ein. Der Vorteil dieser Flugkörper: Sie sind für Radarsysteme schwer zu erfassen, können über einen GPS-Empfänger programmiert werden, auch schwierige Datenverbindungen per Satellit sind nicht notwendig, so die „Süddeutsche Zeitung“ („SZ“).

Welche Rolle der Iran nun bei den aktuellen Angriffen spielt, ist unklar. Durch die Unterstützung der Huthis im Kampf gegen Saudi-Arabien könne der Iran seinen wichtigsten Rivalen in einen teuren Krieg verwickeln, schrieb die „SZ“.

Konsequenzen für Ölpreis

Die Zerstörung der großen Raffinerien wirkt sich auch auf die globale Erdölproduktion und damit den Ölpreis aus. Dieser erlebte am Montag den größten Kurssprung seit fast 30 Jahren. Trump versuchte zu beruhigen. Es gebe „sehr viel Öl“ und er sei auch bereit, die strategischen Ölreserven anzugreifen. „Wir sind mittlerweile als Energieproduzent die Nr. 1 der Welt. Wir brauchen kein Öl & Gas aus dem Nahen Osten (…), wir werden aber unseren Verbündeten helfen“, schrieb er auf Twitter.

Der geplante Börsegang des staatlichen Ölkonzerns Saudi Aramco steht laut „Wall Street Journal“ auf der Kippe. Unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen berichtet die Zeitung, es werde eine Verschiebung des IPO (Initial Public Offering) des Ölkonzerns erwogen. Der Börsengang wäre der bisher weltgrößte. Bevor es aber zu einer Änderung der Pläne komme, müsse erst Klarheit über die Schäden an den Anlagen von Saudi Aramco herrschen. Der saudische Energieminister Prinz Abdulasis bin Salman hatte in der vergangenen Woche erklärt, der Börsengang solle sobald wie möglich erfolgen.

Kein Treffen Trump – Rouhani

Das vom französischen Präsidenten Emmanuel Macron auf dem G-7-Gipfel kürzlich ins Spiel gebrachte baldige Treffen von Trump und Rouhani etwa bei dem anstehenden Treffen der UNO-Vollversammlung in New York ist jedenfalls vom Tisch. Trump dementierte, jemals Gespräche mit der iranischen Führung „ohne Bedingungen“ in Aussicht gestellt zu haben. Diese Medienberichte seien „wie üblich“ falsch. Zuletzt hatte Trump davon mehrmals selbst gesprochen. Auch Pompeo bestätigte erst am Dienstag, dass Trump zu einem Treffen ohne Vorbedingungen bereit sei.

Rouhani ließ mit einer Antwort nicht lange auf sich warten. Er wolle Trump jedenfalls nicht am Rande der nächsten UNO-Vollversammlung treffen: „Weder steht ein solches Ereignis an noch wird es stattfinden“, sagte der Sprecher des Außenministeriums, Abbas Mussawi, am Montag. „Ein solches Treffen wird es nicht geben.“