Spicers Teilnahme hat bereits bei Bekanntgabe der Kandidatinnen und Kandidaten vor einigen Wochen US-weit für einiges Aufsehen gesorgt. Mit Abstand am prominentesten in dem Set-up ist aber Spicer. Er sorgte bereits im Weißen Haus für Aufregung und scharfe Kritik.
Er log wiederholt und versuchte, die Medien an die Kandare zu nehmen. Sein berüchtigtste Lüge war wohl jene, dass zu Trumps Angelobung „die größte Menschenmenge kam, die jemals bei einer Inauguration anwesend war – live in Washington und an den TV-Bildschirmen weltweit. Punkt.“ Fotos belegten freilich klar das Gegenteil, doch das berührte Spicer nicht im Mindesten.
Megafon für Trumps Lügen
Er verteidigte außerdem Trumps tatsachenwidrige Behauptung, Millionen Menschen hätten illegalerweise an der Präsidentschaftswahl 2016 teilgenommen. Auch Trumps Lüge, sein Amtsvorgänger Barack Obama habe Abhöreinrichtungen im Trump Tower installieren lassen, hielt Spicer wider besseres Wissen aufrecht. Die Reaktionen in sozialen Netzwerken waren vielfältig. So gab es natürlich Belustigung und Freude an den unterhaltsam eingeschränkten Tanzkünsten Spicers:
Aber auch bierernste Freude und Gratulation von Freunden war zu finden. Etwa der Tweet von Trumps Ex-Stabschef Reince Priebus, der das Chaos nach Trumps Amtsübernahme gemeinsam mit Spicer federführend mitgestaltete:
Schadenfreude und Häme auch von der politischen Konkurrenz blieben natürlich nicht aus. Etwa der Obama-Wahlkampfmanager John Copper, der bei Spicers Auftritt so seine eigenen Fantasien – von einem Sturz mit mehreren Brüchen – entwickelte:
Von Petzner bis Spicer
Spicer ist nicht der erste Prominente und Ex-Politiker, der versucht, sein ramponiertes Image durch die Teilnahme an „Dancing (with the) Stars“ aufzupolieren. In Österreich war es zuletzt etwa Stefan Petzner, Jörg Haiders Ex-Sprecher, der mit seinen Tanzkünsten ebenfalls für lebhafte Debatten sorgte.
Es sei eine Art Transformation, die man da durchlaufe – und diese funktioniere „erstaunlich gut“, befand die Website TheAtlantic bereits 2016: Wiedergutmachung durch Sich-zum-Clown-Machen. Am Anfang der Show „räumst du ein, dass du gemacht hast, wofür du berüchtigt bist. Du sagst es, du wirst gereinigt, und dann ist es schon vorbei. Das Thema ist gegessen. Und du bist wieder Herr deiner eigenen Geschichte“, erklärte die Koproduzentin der Show, Deena Katz, bereits vor drei Jahren den Prozess gegenüber dem Onlinemagazin Slate.
Trumps Weg – nur in andere Richtung
Spicer ist freilich – allein angesichts seiner ehemaligen Funktion – eine andere Kategorie. CNN fragte nach seinem Tanzauftritt: „Was würde es über uns als Gesellschaft aussagen, wenn wir es jemandem nachsehen, dass er monatelang vom Sprecherpult des Weißen Hauses aus die Fakten verdreht und uns live in die Irre geführt hat?“
Es sagt wohl einiges über den Einfluss der Celebrity-Kultur auf die US-Demokratie aus. Letztlich, könnte man sagen, ist Spicers Weg von der Politik zu Reality-TV aber nur logisch: Immerhin geht er den gleichen Weg wie sein Ex-Chef Trump, nur eben umgekehrt.