Klimaproteste in New York
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Vor UNO-Klimakonferenz

Globaler Streik macht den Auftakt

In rund 2.300 Städten in über 130 Staaten wird am Freitag für mehr Klimaschutz gestreikt. Von der Antarktis bis Venezuela werden Hunderttausende zu den Protesten erwartet – Jugendliche wie Erwachsene. New York, wo am Wochenende der Jugendklimagipfel und am Montag die UNO-Klimakonferenz mit den Staats- und Regierungschefs stattfindet, gab sogar die offizielle Erlaubnis zum Schulstreik.

Angeführt wird die New Yorker Klimademonstration von der schwedischen Aktivistin Greta Thunberg, aus deren freitäglichen Schulstreiks gegen die Klimakrise sich die weltweite Bewegung „Fridays For Future“ entwickelt hat. Ihrem Beispiel folgten in den vergangenen Monaten Zehntausende Schüler und Schülerinnen. Sie fordern mehr Ehrgeiz der Politik im Kampf gegen die Erderhitzung.

Auch Österreich nimmt an diesem weltweiten „Earth Strike“ teil, dem noch eine ganze Woche weitere Aktionen folgen sollen. 736 Gemeinden meldeten sich für diese „Week for Future“ an – es soll die „größte dezentrale Aktion“ für Klimaschutz werden, die Österreich je gesehen hat, hieß es auf der „Fridays for Future“-Website.

Greta Thunberg vor dem UN-Hauptgebäude in New York
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Thunberg, hier vor dem UNO-Hauptquartier in New York, reiste per Segelschiff zur Klimakonferenz

„Ganze Gesellschaft unter Druck setzen“

Die Politik dürfe die Verantwortung nicht länger auf die Konsumenten abschieben, sondern müsse entsprechende rechtliche Rahmenbedingungen schaffen, sagte der österreichische Aktivist Philipp Wilfinger. Kritisiert wird, dass Österreich sich nur mit 30 Mio. Euro an der Wiederbefüllung des Green Climate Fund beteilige. Wilfinger: „Andere Länder geben Milliarden.“

Als offizielles Mitglied der österreichischen Delegation rund um Bundespräsident Alexander Van der Bellen, Bundeskanzlerin Brigitte Bierlein, Umweltministerin Maria Patek und Außenminister Alexander Schallenberg reist „Fridays For Future“-Aktivistin Anika Dafert nach New York. Sie wird als eine von Hunderten Jugenddelegierten am Jugendklimagipfel teilnehmen.

UNO-Generalsekretär Antonio Guterres warnte im Vorfeld der UNO-Klimakonferenz vor einer Niederlage im „Wettlauf“ zur Vermeidung einer Klimakatastrophe. Die „ganze Gesellschaft“ müsse die jeweiligen Regierungen „unter Druck setzen“, damit sie sich schneller bewegten. Diesen Druck wollen die erwarteten Hunderttausenden Demonstranten am Freitag weiter verstärken. Schon im März hatten ähnlich koordinierte Proteste weltweit Zehntausende Menschen auf die Straße gebracht.

Green Climate Fund

Die Gründung des Green Climate Fund wurde von 194 Staaten bei der Klimakonferenz 2010 im mexikanischen Cancun beschlossen. Ab 2020 sollen jährlich 100 Mrd. US-Dollar (90,6 Mrd. Euro) zur Verfügung stehen. Die USA zogen sich aus dem Fund wieder zurück.

Die streikenden Schüler bekommen nun tatkräftige Unterstützung von Arbeitnehmern in mehreren Ländern – auch in den USA. Während etwa in Deutschland einige Unternehmen ihren Mitarbeitern eine Teilnahme an den Demonstrationen offiziell erlauben, wollen bei Amazon mehr als 1.200 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen auch ohne Sanktus der Führung teilnehmen. Das wäre das erste Mal in der 25-jährigen Geschichte des Unternehmens, dass Mitarbeiter in so großer Zahl ihren Arbeitsplatz verlassen. Einige wollen sich Medienberichten zufolge aber einen Urlaubstag dafür nehmen.

Mitarbeiter von IT-Konzernen solidarisieren sich

Die Arbeitnehmer wollen Solidarität mit den Jugendlichen zeigen, zugleich aber auch den Druck auf ihren Arbeitgeber verstärken. Amazon müsse in puncto Klimawandel mehr Verantwortung übernehmen und solle ein Bekenntnis ablegen, bis 2030 emissionsfrei zu sein, es solle keine Gelder an Politiker und Lobbyisten geben, die den Klimawandel leugnen, und in der Cloud-Sparte sollten Verträge mit Kunden, die die Förderung fossiler Energieträger vorantreiben, beendet werden. Diesem Beispiel wollen Kollegen von Google, Microsoft und Facebook folgen.

Hunderttausende in Australien dabei

An dem globalen Klimastreik haben sich in Australien nach Angaben der Veranstalter mindestens 300.000 Menschen beteiligt. Das seien doppelt so viele wie beim vorherigen Protestmarsch, schrieben die Aktivisten von „Fridays for Future“ am Freitag auf Twitter. Es dürften sogar noch mehr werden, weil ihnen am Nachmittag (Ortszeit) noch keine Teilnehmerzahlen aus allen Orten vorlagen. Große Kundgebungen gab es unter anderem in Sydney und Melbourne. In der Stadt Alice Springs im Zentrum Australiens legten sich Hunderte Menschen demonstrativ auf den Boden und stellten sich tot. In Thailand, Indien und Indonesien prangerten Demonstrierende indes steigende Meeresspiegel und die Erderwärmung an und forderten von der Politik sofortige Gegenmaßnahmen.

„Ein Team“ mit Obama

Thunberg, die nach ihrem zweiwöchigen Segeltrip über den Atlantik bereits seit Ende August in den USA ist, absolviert einen Termin nach dem anderen und steigert damit auch dort ihren bisher noch nicht so großen Bekanntheitsgrad.

Auftakt zur Klimawoche

Die Umweltbewegung „Fridays for Future“ um die Klimaaktivistin Greta Thunberg startet weltweit eine Aktionswoche für den Klimaschutz.

Sie trat in der populären „The Daily Show“ mit Trevor Noah auf, demonstrierte mit mehreren hundert Schülern vor dem Weißen Haus, sprach mit demokratischen Vertretern des US-Kongresses und traf Ex-US-Präsident Barack Obama. „Du veränderst die Welt. Deswegen freuen wir uns sehr, dich bei uns zu haben“, sagte Obama gegenüber Thunberg. „Du und ich, wir sind ein Team.“

Obamas Nachfolger Donald Trump will Thunberg nicht treffen. Sie wolle ihre Zeit nicht damit „verschwenden“. Von Trumps Seite stand eine solche Zusammenkunft aber auch nie zur Debatte. Er äußert immer wieder Zweifel, dass der Klimawandel vom Menschen verursacht sei. Thunberg-Anhänger in den USA verärgert er damit. Bei den Protesten mit Thunberg vor dem Weißen Haus skandierten sie: „Der Planet brennt, Trump ist ein Lügner.“